Kommentar
09:16 Uhr, 16.08.2021

Wochenausblick: Ernüchterung nach der Rekordjagd?

Nachlassende Inflationssorgen und erfreuliche Quartalszahlen haben die Rekordjagd an den Börsen in der vergangenen Woche befeuert. Zu Beginn der neuen Woche hat sich die Stimmung allerdings erst einmal eingetrübt.

Der DAX kletterte in der vergangenen Woche erstmals über die Marke von 16.000 Punkten. Auch MDAX und SDAX markierten neue Allzeithochs. In den USA konnten Dow Jones Industrial Average und der S&P 500 neue Bestmarken setzen, während die Nasdaq-Indizes ganz knapp daran scheiterten.

Doch zu Beginn der Woche hat sich die Stimmung eingetrübt. Schwächer als erwartet ausgefallene Wirtschaftsdaten aus China (siehe unten), neue Corona-Sorgen und die Situation in Afghanistan drücken auf das Gemüt der Börsianer. Die wöchentliche Anlegerbefragung von Sentix konstatiert unterdessen eine "Sommerlethargie" der Investoren. Während nur bei den privaten Anlegern zeitweise Optimismus aufkomme, zeigen sich die Institutionellen deutlich reservierter. "Normalerweise tritt eine so hohe Differenz im Sentiment nur kurzzeitig auf und korreliert meist mit oberen Marktwendepunkten", schreibt Sentix.

Die Inflationsdaten aus den USA und Deutschland aus der vergangenen Woche wurden insgesamt recht erfreut aufgenommen. Obwohl die Inflationsrate mit 5,4 Prozent in den USA und 3,8 Prozent in Deutschland auch im Juli auf einem hohen Niveau lag, könnte sich der Preisauftrieb womöglich doch als "vorübergehend" erweisen, wie das auch die Notenbanken erwarten. So legten etwa die Verbraucherpreise in der Kernrate im Juli im Vormonatsvergleich in den USA nicht mehr so stark zu wie erwartet. Zur Vorsicht mahnt allerdings die Entwicklung der US-Erzeugerpreise, die im Juli im Jahresvergleich mit 7,8 Prozent so stark angestiegen sind wie noch nie seit mindestens 2010. In Deutschland lagen unterdessen die Verkaufspreise im Großhandel im Juli um 11,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Damit wurde der stärkste Anstieg auf Jahressicht seit Oktober 1974 verzeichnet.

Die insgesamt etwas nachlassenden Inflationssorgen haben auch eine frühere Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank etwas unwahrscheinlicher gemacht. Zugleich führte die insgesamt besser als erwartet verlaufenden Berichtssaison zu weiterem Konjunkturoptimismus. Sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks haben die meisten Unternehmen im zweiten Quartal mehr verdient als erwartet. Auch die Ausblicke der Unternehmen lesen sich insgesamt recht optimistisch, trotz Inflationssorgen und Teilemangel etwa bei Halbleiterkomponenten.

Wichtige Unternehmenstermine

Die Berichtssaison nähert sich auch in Deutschland mit großen Schritten ihrem Ende. In dieser Woche werden nur noch einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe ihre Zahlen für das zurückliegende Quartal veröffentlichen. In den USA stehen Quartalszahlen einiger Einzelhandelsketten auf dem Programm.

Quartalszahlen Deutschland

  • Montag: Grand City Properties
  • Dienstag: Ströer, Zooplus
  • Mittwoch: Auto1 (endgültig)
  • Donnerstag: Global Fashion Group, Hella
  • Freitag: Aumann, MBB

Quartalszahlen Wall Street

  • Dienstag: Agilent, Cree, Home Depot, Walmart
  • Mittwoch: Analog Devices, Cisco Systems, Nvidia, Target
  • Donnerstag: Applied Materials, Macy's
  • Freitag: Deere & Co, Foot Locker

Quartalszahlen international

  • Dienstag: Alcon, BHP, Fortum, Just Eat Takeaway.com, Swiss Life
  • Mittwoch: Carlsberg, Emmi, Tecan, Zur Rose
  • Donnerstag: Adyen, Geberit, Meyer Burger Technology, Multitude, Tencent

Sonstige Termine

  • Montag: Bechtle (Notierung neue Aktien nach Aktiensplit im Verhältnis 1:3)
  • Mittwoch: "Autogipfel" mit Vertretern der Autoindustrie bei Bundeskanzlerin Angela Merkal ab 10.30 Uhr
  • Donnerstag: Gerry Weber (Hauptversammlung)

Wichtige Konjunkturdaten

Aus China wurden bereits heute Nacht schwächer als erwartet ausgefallene Daten zur Industrieproduktion und zum Einzelhandelsumsatz gemeldet. Aus den USA werden Daten zur Industrieproduktion und zum Einzelhandelsumsatz am Dienstag veröffentlicht. Daneben stehen in den USA vor allem das Protkoll der letzten Notenbanksitzung (Mittwoch) sowie regionale Frühindikatoren (Empire State-Index am Montag, Philadelphia Fed-Index am Donnerstag) im Fokus. Für die Eurozone werden am Mittwoch die endgültigen Inflationsdaten für Juli veröffentlicht, am Freitag folgen die Erzeugerpreise für Deutschland.

Montag, 16.08.2021
01:01 – GB: Rightmove Hauspreisindex August m/m
01:50 – JP: BIP Q2 (vorläufig) q/q
04:00 – China: Anlageinvestitionen Juli ytd/y
04:00 – China: Industrieproduktion Juli y/y
04:00 – China: Einzelhandelsumsatz Juli y/y
04:00 – China: Arbeitslosenquote im Juli
06:30 – JP: Industrieproduktion Juni (endgültig) m/m
08:00 – DE: Baugenehmigungen Juni y/y
12:00 – DE: Bundesbank-Monatsbericht August
14:30 – US: Empire State Manufacturing Index August
14:30 – CA: Industrieumsatz Juni m/m
14:30 – CA: Großhandelsumsatz Juni m/m
15:30 – GB: CB Index der Frühindikatoren Juni m/m
15:45 – EWU: Volumen der EZB-Käufe von Staatsanleihen, Pfandbriefen und ABS
22:00 – US: Nettokapitalzuflüsse Juni in Mrd US$

Dienstag, 17.08.2021
03:30 – AU: Protokoll der geldpolitischen Notenbanksitzung
06:30 – JP: Dienstleistungssektorindex Juni m/m
08:00 – GB: Arbeitslosengeldbezieher Juli m/m in Tsd
08:00 – GB: Arbeitslosenquote Juni (3-Monatsdurchschnitt)
08:00 – GB: Durchschnittsverdienst-Index in den drei Monaten per Juni y/y
08:00 – DE: Vierteljährliche Arbeitsmarktstatistik, Q2
11:00 – EWU: BIP Q2 (1. Veröffentlichung) q/q (!)
11:00 – EWU: Erwerbstätigenzahl Q2 q/q
14:15 – CA: Baubeginne Juli in Tsd
14:30 – US: Einzelhandelsumsatz Juli m/m (!)
14:30 – CA: Wertpapierkäufe von ausländischen Investoren Juni in Mrd CA$
14:55 – US: Redbook Einzelhandelsumsätze Vorwoche m/m
15:15 – US: Kapazitätsauslastung Juli
15:15 – US: Industrieproduktion Juli m/m
16:00 – US: Lagerbestände Juni m/m
16:00 – US: NAHB-Hausmarktindex August

Mittwoch, 18.08.2021
00:45 – NZ: Erzeugerpreise (Input) Q2 q/q
00:45 – NZ: Erzeugerpreise (Output) Q2 q/q
01:50 – JP: Maschinenaufträge (Kernrate) Juni m/m
01:50 – JP: Handelsbilanzsaldo Juli (saisonbereinigt) in Mrd ¥
02:30 – AU: MI Index der Frühindikatoren Juni m/m
03:30 – AU: Lohnpreisindex Q2 q/q
08:00 – GB: Verbraucherpreise Juli y/y
08:00 – GB: Erzeugerpreise (Input) Juli m/m
08:00 – GB: Erzeugerpreise (Output) Juli m/m
08:00 – GB: Einzelhandelspreise Juli y/y
08:00 – DE: Verarbeitendes Gewerbe (Auftragsbestandsindex und Reichweiten), Juni
08:00 – DE: Umsatz im Gastgewerbe, Juni
10:30 – GB: Hauspreisindex Juni y/y
11:00 – EWU: Verbraucherpreise Juli (endgültig) y/y
13:00 – US: MBA-Hypothekenanträge Vorwoche w/w
14:30 – US: Baugenehmigungen Juli (annualisiert) in Tsd
14:30 – US: Baubeginne Juli (annualisiert) in Tsd
14:30 – CA: Verbraucherpreise Juli m/m
16:30 – US: Rohöllagerbestände in Mio Barrel w/w
20:00 – US: Protokoll der geldpolitischen Notenbanksitzung (!)
23:00 – NZ: RBNZ-Zinsentscheid

Donnerstag, 19.08.2021
03:30 – AU: Arbeitslosenquote Juli
03:30 – AU: Erwerbstätigenzahl Juli m/m in Tsd
08:00 – CH: Handelsbilanzsaldo Juli in Mrd CHF
10:00 – EWU: EZB-Leistungsbilanzsaldo Juni (saisonbereinigt) in Mrd €
14:30 – US: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche in Tsd
14:30 – US: Fortgesetzte Anträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche in Mio
14:30 – US: Philadelphia-Fed-Index August (!)
14:30 – CA: ADP-Beschäftigtenzahl ex Agrar Juli m/m in Tsd
16:00 – US: Verbrauchervertrauen Conference Board August (!)
16:30 – US: DoE Erdgas-Lagerhaltung in BCF

Freitag, 20.08.2021
00:01 – DE: BMF-Monatsbericht August
01:01 – GB: GfK-Verbrauchervertrauen August
01:30 – JP: Verbraucherpreise (Kernrate) Juli y/y
05:00 – NZ: Kreditkartenausgaben Juli y/y
08:00 – GB: Einzelhandelsumsatz Juli m/m
08:00 – DE: Erzeugerpreise Juli m/m
10:30 – GB: Öffentlicher Finanzierungsbedarf Juli in Mrd £
14:30 – CA: NHPI-Hauspreisindex Juni m/m
14:30 – CA: Einzelhandelsumsatz Juni m/m
21:30 – US: Commitments of Traders (COT) Report


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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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