Kommentar
10:00 Uhr, 28.11.2017

Wo steht der US-Leitzins Ende 2018?

Der US-Leitzins wird am 13. Dezember mit höchster Wahrscheinlichkeit um 25 Basispunkte angehoben. Doch was kommt danach?

Der Markt ist sich zu 90 % sicher, dass die Zinsen Mitte Dezember steigen werden. Die Notenbank hat diesen Schritt ausführlich angekündigt. Alles andere als eine Anhebung wäre eine große Überraschung. Was kurzfristig geschieht, scheint gesichert. Langfristig sieht die Sache anders aus.

Dafür hat die Notenbank selbst gesorgt. Immer mehr Notenbanker blicken mit Sorge auf die Inflationsrate, die nicht vom Fleck kommt. Persönlich kann ich diese Sorge nicht nachvollziehen. Die Inflationsrate befindet sich zwar unterhalb der Zielmarke, sie ist aber auch nicht meilenweit davon entfernt.

Viele Notenbanker sind sich unsicher. Das trübt auch den Zinsausblick, denn bei Unsicherheit ist die Fed zuletzt nicht sonderlich entscheidungsfreudig gewesen. Im Zweifelsfall wird nichts getan. Zu der Unsicherheit rund um die Inflation kommt noch ein anderer Faktor hinzu. Janet Yellen wird durch Jerome Powell an der Spitze der Notenbank ersetzt. Auch das ist ein Unsicherheitsfaktor.

Powell kann im März 2018 gleich ein Zeichen setzen. Wird der Leitzins im März erhöht, ist klar, dass Yellens Politik geradlinig fortgeführt wird. Bleibt der Zinsschritt aus, ist dies ein klares Zeichen für eine lockerere Geldpolitik. Der Pfad der Zinswende wird zwar nicht verlassen, doch wohl noch langsamer erschlossen werden.

Der Markt macht sich darüber derzeit keine Gedanken. Er folgt mehr und mehr der Prognose der Notenbank. Das ist für diese schon ein kleiner Sieg. Bisher ging der Markt immer von einer langsameren Zinswende aus. Die Fed passte sich dieser Erwartung an. Nun ist es umgekehrt. Die Notenbank prognostiziert bis Ende 2018 drei weitere Zinserhöhungen. Inklusive der Erhöhung in knapp zwei Wochen wären es vier.

Die Grafik fasst die Prognose der Notenbank und der Marktteilnehmer zusammen. Lange Zeit sank die Erwartung unermüdlich. Die Fed blieb einigermaßen standhaft. Mit der Wahl Trumps gingen die Erwartungen nach oben. Anleger erhofften sich schnelle Reformen, höhere Ausgaben und niedrigere Steuern. All das hätte zu mehr Inflation und höheren Zinsen geführt.


Im Laufe des Jahres wurde klar, dass Trump seine Agenda nicht so schnell umsetzen kann. Anleger reagierten ernüchtert. Die Erwartung an zukünftig höhere Zinsen schwand. Seit September macht sich eine Trendwende bemerkbar. Inzwischen gehen Anleger von zwei Zinsschritten im kommenden Jahr aus.

Von Sonderfaktoren wie der Wahl Trumps abgesehen, ist der Anstieg der Zinserwartungen so solide wie noch nie. Anleger schwenken also so langsam auf die Linie der Notenbank ein. Das wiederum dürfte auch die Notenbank selbst ermuntern, sich an ihre Prognose zu halten und die Zinsen um 75 Basispunkte anzuheben.

Powell muss den Markt Anfang 2018 noch über seine Gangart unterrichten. Trotz allem sieht es derzeit doch tatsächlich so aus, dass die Zinsen Ende 2018 bei 2-2,25 % stehen werden. Wer hätte das gedacht.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • Merl
    Merl

    On verra!

    15:06 Uhr, 28.11. 2017
  • Merl
    Merl

    On verraten!

    15:06 Uhr, 28.11. 2017
  • Leo66
    Leo66

    Lieber Herr Schmale, ein ganz anderes Thema: sie covern doch hin und wieder sie Situation bei den Schiffsbeteiligungen. Ich habe lange nichts mehr von Ihnen darüber gelesen. Könnten Sie bei Gelegenheit das Thema wieder aufgreifen?

    13:45 Uhr, 28.11. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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