Analyse
09:00 Uhr, 12.06.2014

WM-Spezial - Topfavorit Brasilien im Börsencheck

Die brasilianische Mannschaft gilt als Topfavorit auf den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft. Doch in welcher Verfassung befindet sich der brasilianische Leitindex Bovespa? Und welches Bild geben die Indexschwergewichte ab? GodmodeTrader mit einem Formcheck.

Erwähnte Instrumente

  • Bovespa - WKN: A0JZEM - ISIN: BRIBOVINDM18 - Kurs: 54.366,00 Punkte (Indikation)
  • Itau Unibanco Holding S.A. Reg. Pfd. Shs (ADRs)/1 o.N. - WKN: A0RGKJ - ISIN: US4655621062 - Kurs: 15,08 $ (NYSE)
  • Petroleo Brasileiro S.A. - WKN: 899019 - ISIN: BRPETRACNPR6 - Kurs: 6,00 € (Frankfurt)
  • Vale S.A. - Kurs: 11,83 $ (NYSE)

Bereits seit Monaten fiebern Fussballfans weltweit diesem Großereignis entgegen. Heute ist es endlich soweit: Die 20. FIFA Fußball-Weltmeisterschaft startet. Und das in einem der fußballverrücktesten Länder überhaupt: Brasilien. Traditionell wird der Gastgeber am heute Abend auch gleich den fußballerischen Auftakt markieren. Um 22:00 Uhr bestreitet die Seleção das Eröffnungsspiel gegen den Dritten der WM 1998, Kroatien. Und die Erwartungshaltung der Fans ist riesig. Holt die Elf um Superstar Neymar vom FC Barcelona nicht den Titel, wäre dies eine riesige Enttäuschung für das gesamte Land. Doch nicht zuletzt aufgrund des Heimbonus hat die brasilianische Elf gute Chancen, den sechsten Titel einzufahren und damit die Führung in der ewigen Bestenliste der WM-Gewinner vor Italien (4 Siege) und Deutschland (3 Siege) auszubauen.

Auf GodmodeTrader interessiert uns traditionell aber natürlich auch immer die börsentechnische Verfassung eines Landes. Daher werden wir ausgewählte Teilnehmerländer in den kommenden Tagen nach und nach kurz fundamental wie auch technisch näher beleuchten. Selbstverständlich macht hierbei das WM-Austragungsland Brasilien den Anfang.

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Brasilien ist die größte Volkswirtschaft Südamerikas und gehörte zeitweise zu den am stärksten wachsenden Ländern weltweit. So expandierte die brasilianische Wirtschaft im Jahr 2010 noch um 7,5%, angetrieben durch eine immer größer werdende Mittelschicht. Inzwischen ist Brasilien die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt. Zuletzt hat sich die Euphorie aber deutlich abgekühlt. Aktuell droht dem Land am Zuckerhut sogar eine Rezession, auch wenn sich die Arbeitslosigkeit aktuell noch nahe dem historischen Tief befindet. Wie andere Schwellenländer hat Brasilien neben hausgemachten Problemen auch mit der Unregelmäßigkeit der internationalen Kapitalflüsse zu kämpfen. Nach der Finanzkrise floss viel Geld in Schwellenländer wie Brasilien. Die brasilianische Regierung versuchte durch Kapitalkontrollen eine zu starke Aufwertung des Reals zu verhindern. Im vergangenen Jahr zogen aber viele Investoren wieder Geld aus den Schwellenländern ab, was auch den Real belastete. Die brasilianische Wirtschaft ist stark durch Landwirtschaft und Rohstoffförderung geprägt. In den vergangenen Jahren wurde aber auch in der Industrie und im Dienstleistungssektor ein deutliches Wachstum verzeichnet.

Brasilien
Währung Real
Bevölkerung

192,38 Mio.

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

2,492 Bio. USD

BIP pro Kopf (kaufkraftbereinigt) 12.221 Int. Dollar
BIP-Wachstum (2013) +2,5%
Arbeitslosenquote 4,9%
Staatsverschuldung (in % vom BIP) 56,8%

Der brasilianische Leitindex Bovespa hat sich in den vergangenen Jahren verglichen mit dem deutschen DAX deutlich schwächer geschlagen. Liefen beide Indizes bis Ende des Jahres 2012 noch relativ parallel, hat sich seit Januar eine große Performance-Schere aufgetan. Während der DAX wie an der Schnur gezogen nach oben kletterte und auch immer noch klettert, verlor der Bovespa in der Spitze fast 30% an Wert. Zumindest im laufenden Jahr zeigt die Tendenz aber in Brasilien wieder aufwärts. Es scheint, als käme der Index so langsam in WM-Form.

Bovespa vs. DAX im 3-Jahresvergleich
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Damit es für den WM-Titel reichen kann, müssen die Bullen aber noch kräftig Gas geben. Bereits zum WM-Auftakt stellt sich dem Bovespa bei 54.600 Punkten eine massive technische Barriere in den Weg. Auch ist klar zu erkennen, dass der Index langfristig immer noch in einem Abwärtstrendkanal festhängt. Sollte der Kraftakt gelingen und sich der Index über 54.600 Punkte etablieren können, warten bei 56.000 und 59.450 Punkten die nächsten Hürden. Erst ein Ausbruch aus dem langfristigen Abwärtstrendkanal mit Kursen über 59.450 Punkten würde eine neue Hausse ermöglichen, wobei der Bovespa wieder das Allzeithoch bei knapp 73.800 Punkten ansteuern könnte. Das jüngste Tief auf Wochenbasis bei 51.120 Punkten sollte von jetzt an nicht mehr unterschritten werden, da ansonsten Abgaben auf 48.850 und 44.900 Punkte drohen würden.

Bovespa Wochenchart
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Das absolute Schwergewicht im Bovespa mit einem Anteil von fast 10% ist Itau Unibanco. Das Finanzinstitut ist die größte Bank Lateinamerikas und spielt mit 96.000 Mitarbeitern und Filialen in 20 Ländern auch weltweit eine große Rolle.

Technisch läuft der Wert seit mehreren Jahren seitwärts, strebt seit Sommer 2013 aber aufwärts. Dabei scheiterte die Aktie mit gleich vier Wochenkerzen am EMA200 auf Wochenbasis und fiel im Mai deutlich zurück. Der kurzfristige Abwärtstrend ist intakt. Die Bullen benötigen einen Anstieg über 15,20 $, um diesen Trend zu knacken. Anschließend wäre ein weiterer Test des EMA200 und damit der 17,00-$-Marke machbar. Unterschreitet die Aktie indes das Tief bei 14,20 $, müssten sich die Anleger auf eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung in Richtung 13,35 $ einstellen. Dort wäre zumindest kurzfristig mit einer Stabilisierung zu rechnen.

Itau Unibanco Wochenchart
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Hinter Itau Unibanco belegt Petroleo Brasileiro, kurz Petrobras, mit einer Gewichtung von 7,8% Platz zwei im Bovespa. Die Aktie des Ölkonzerns verläuft mittelfristig abwärts, doch proben die Bullen aktuell den Aufstand. Direkt unterhalb der Abwärtstrendlinie konsolidiert der Wert in einem bullishen Muster. Ein Wochenschlusskurs über 15,85 $ würde ein mittel- bis langfristiges Kaufsignal in Richtung 18,00 $ generieren. Oberhalb von 18,00 $ wären auch Kurse um 20,00 $ wieder erreichbar. Doch müssen sich Anleger erst noch gedulden, das Kaufsignal ist noch nicht aktiviert.

Solide unterstützt ist der Wert zwischen 13,60 und 13,30 $. Erst wenn diese Kurszone aufgegeben wird, müssen sich Anleger wieder auf Kursverluste in Richtung 11,84 $, im Extremfall sogar zum Jahrestief bei 10,20 $ einstellen.

Insgesamt gesehen liegt der Ball für die Bullen folglich auf dem Punkt. Sie müssen den Elfmeter nur mehr verwandeln.

Petroleo Brasileiro SA Wochenchart
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Auch die Aktie des Bergbauriesen Vale ist hoch gewichtet im Bovespa. Doch der Chart zeigt, dass der Wert alles andere als in WM-Form ist. Im Wochenchart dominiert ein Abwärtstrend, die Reihe absteigender Hochpunkte ist ungebrochen. Zwar wäre eine Erholung in den kommenden Tagen in Richtung des Kreuzwiderstandes bei 12,90 $ machbar. Solange diese Hürde aber nicht genommen wird, müssen die Bullen sich in die Verteidigung zurückziehen und darauf achten, dass das Tief bei 10,80 $ nicht unterschritten wird. Sollte es dazu kommen, dürfte eine Stopploss-Welle den Wert in Richtung der 10,00-$-Marke drücken.

Ein Ausbruch über 12,90 $ hingegen würde erheblichen Aufwärtsspielraum freisetzen. Zunächst würde das Hoch bei 14,00 $ als Ziel dienen. Knacken die Bullen auch diese Marke, wäre Platz bis auf 15,30 $. Zugleich könnte sich das Kursgeschehen seit Sommer 2013 als Teil einer riesigen Bodenformation herauskristallisieren. Zweifelsohne ist aber erheblicher Spielwitz der Bullen gefragt, um die Zementabwehr der Bären um 13,00 $ zu durchbrechen.

Vale SA Wochenchart
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    Danke für diese interessante Analyse.

    18:33 Uhr, 12.06.2014

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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