Kommentar
07:43 Uhr, 27.05.2019

Wirtschaftskrise: Von wem Italiens Schicksal abhängt

...... Euro? Der EZB? Target2 Salden? Haushaltsdefiziten? Es fällt einem viel ein, doch die Antwort ist überraschend.

Der Euro ist für manche ein Fluch, für andere ein Segen. Eines steht allerdings fest: Euroländer können ihre Währung nicht einfach so abwerten. Das wird von vielen als Problem gesehen. Beispiel Italien: das Land stagniert seit Jahren. Eine schwache lokale Währung würde den Export ankurbeln und die Stagnation beenden.

Das ist zumindest die schöne These. Ob da wirklich etwas dran ist, daran darf man zweifeln. Eine schwache Währung schadet dem Export freilich nicht. Das kann man nicht bestreiten. Nicht alle Probleme der Welt lassen sich allerdings über den Export lösen. Auch Venezuelas Währung ist schwach. Dem Land geht es trotzdem nicht gut.

Wem Venezuela als Beispiel zu radikal ist, kann auch einfach die Türkei, Brasilien und sogar China als Beispiel heranziehen. Wobei wir damit beim Stichwort wären: China. China ist für Italien wichtig. Zumindest stellte das die Commerzbank fest. Chinas Hauspreisentwicklung und Italiens Exporte gehen fast Hand in Hand (Grafik 1).


Immer dann, wenn der Häusermarkt in China boomt, tendieren auch die Exporte Italiens zuzulegen. Das gilt für die Exporte nach China. Da China ein wichtiger Handelspartner ist, lässt sich das auch für die Gesamtexporte feststellen.

Nun ist diese Korrelation natürlich keine Kausalität. Der chinesische Immobilienmarkt muss nicht unbedingt die Ursache sein. Es ist möglicherweise einfach nur Zufall. Ein paar Hinweise gibt es natürlich. Generell legt der Konsum zu, wenn Immobilienpreise steigen. Das Haushaltsvermögen steigt ja. Gerne wird das Geld auch wieder in die eigene Immobilie gesteckt.

Tatsächlich exportiert Italien überproportional viele Möbel und andere Haushaltsgegenstände nach China. Der chinesische Immobilienmarkt ist so ein kleiner Motor für die italienische Wirtschaft. Es ist natürlich übertrieben davon zu sprechen, dass Italien am Tropf des chinesischen Häusermarktes hängt. Dennoch ist er wichtig.

Das gilt nicht für Deutschland. Die deutschen Exporte nach China sind negativ korreliert. Das Wachstum sinkt bzw. ist negativ, wenn die Immobilienpreise besonders stark zulegen (Grafik 2). Das lässt sich nicht so einfach erklären. Ein möglicher Ansatz dazu ist der wechselnde Schwerpunkt der chinesischen Wirtschaftspolitik.

Die einzelnen Sektoren wechseln sich ab. Ist die Industrie schwach wie etwa 2016, boomt der Immobilienmarkt – und umgekehrt. Die einzelnen Sektoren haben relative kurzlebig Boom-Bust Zyklen. Ist der Immobilienmarkt schwach, tritt die Industrie in den Vordergrund. Da Deutschland viele Maschinen liefert, steigen auch die Exporte in diesen Zeiten schneller.

Die Preisschwankungen des Immobilienmarktes sind im Fall von Deutschland nicht die Ursache. Es ist eher der zufällige Wechsel des Booms von einem Sektor zum anderen, der hier bestimmend ist.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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