Kommentar
18:27 Uhr, 09.11.2007

Wirtschaftsdaten der letzten Woche in der Analyse

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Dienstag

Die internationale Energie Agentur (IEA) hat in ihrem heute veröffentlichten Ölmarktbericht ihre Erwartung für die Weltnachfrage im Jahr 2007 um 160.000 Barrel pro Tag auf 85,7 Mio. Barrel täglich nach unten revidiert. Gleichzeitig senkte die Agentur ihre Vorhersage für das Jahr 2008 um 300.000 Barrel auf 87,7 Mio. Barrel pro Tag.

Unser Kommentar:

Ob sich hier bereits erste Anzeichen eines rezessiv bedingten Rückgangs des Ölverbrauchs zeigt, bleibt vorerst abzuwarten. Die Zahlen deuten aber darauf hin, dass der Öl-Verbrauch insgesamt auch weiterhin zunehmen wird.

Die Industrieproduktion ist in der Eurozone im saisonbereinigten Monatsvergleich im September um 0,7 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um nur 0,2 %. Im Vormonat war die Produktion der Eurozonen-Industrie noch um 1,2 % geklettert. Im Jahresvergleich ist die Produktion in der Industrie um 3,5 % gestiegen nach zuvor +4,5 % (revidiert von +4,3 %). Erwartet wurde hingegen ein Anstieg um 4,7 % für September.

Das US-amerikanische Haushaltsdefizit lag im Oktober bei 55,6 Mrd. US-Dollar. Erwartet wurde ein Minus im Bereich von 53 bis 59 Mrd. US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatte das Defizit in den Vereinigten Staaten noch bei 49,3 Mrd. US-Dollar gelegen.

Mittwoch

Das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone ist gemäß der ersten offiziellen Vorabschätzung im dritten Quartal um 0,7 % gestiegen nach +0,3 % im vorangegangenen Quartal. Es war mit einem Anstieg um 0,6 % gerechnet worden. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei 2,6 % nach 2,5 % im Quartal zuvor. Hier war im Vorfeld von einem 2,5 % Anstieg ausgegangen worden.

Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im Oktober um 0,1 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,1 bis 0,3 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger um 1,1 % geklettert.

Der US-amerikanische Umsatz im Einzelhandel ist im Oktober um 0,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein Umsatzanstieg im Bereich +/-0,0 bis 0,2 %. Im Vormonat war der Umsatz des Einzelhandels in den Vereinigten Staaten noch um 0,7 % geklettert. Damit wurde die letzte Veröffentlichung von +0,6 % nach oben revidiert.

Donnerstag

Die deutschen Verbraucherpreise sind im Oktober zum Vormonat um 0,2 % gestiegen. Im Monat zuvor waren die Preise um 0,1 % gestiegen. Die deutsche Jahresteuerung liegt im Berichtsmonat bei 2,4 % und damit unverändert gegen dem September-Stand. Die aktuelle Veröffentlichung bestätigt die offizielle Erstschätzung.

Die Jahresteuerung in der Eurozone liegt im Oktober bei 2,6 %. Die offizielle Vorabschätzung war bereits von einer Inflation in dieser Höhe ausgegangen worden. Im Vormonat lag die jährliche Inflationsrate bei 2,1 %. Ein Jahr zuvor hatte die Rate bei 1,6 % gelegen. Der Monatsvergleich wird mit 0,5 % angegeben.

Die US-amerikanischen Verbraucherpreise sind im Oktober um 0,3 % gestiegen. Damit war bereits gerechnet worden. Im Monat zuvor waren die Preise für die Konsumenten ebenfalls um 0,3 % geklettert. Auf das Jahr gesehen kletterten die US Verbraucherpreise um 3,5 %.

Unser Kommentar:

Die Zahlen belegen, was ohnehin jeder spürt: Alles wird teurer, die Inflation zieht an. Für Anleger bedeutet dies, verstärkt in Sachwerte, etwa in Aktien von soliden Unternehmen, in Gold und Immobilien zu investieren.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 339.000 gestiegen. Erwartet wurden 320.000 neue Anträge nach zuvor 319.000 (revidiert von 317.000).

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 2,8 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor -800.000 Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 0,7 Mio. Barrel gestiegen, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 800.000 Barrel.

Unser Kommentar:

Der starke Zuwachs bei den Erstanträgen kam für die Börsen überraschend. Die Aussichten auf eine konjunkturellen Abkühlung schickten die Kurse in den Keller. Es war vermutlich noch nicht der letzte Ausrutscher dieser Art. Auch der Anstieg der Ölvorräte spricht für eine Wachstumspause.

Freitag

Der ifo Wirtschaftsklimaindex für den Euroraum für das vierte Quartal 2007 verschlechtert sich auf 90,7 Punkte nach 111,9 Punkten im vorangegangenen Quartal. Ein Jahr zuvor hatte der Klimaindex noch bei 97,5 Punkten gelegen

Die US-amerikanische Industrieproduktion ist im Oktober um 0,5 % gefallen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,1 %. Im Vormonat war die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten um 0,2 % geklettert. Damit wurde der im letzten Monat veröffentlichte Wert von +0,1 % nach oben revidiert.

Die US-amerikanische Kapazitätsauslastung lag im Oktober bei 81,7 %. Erwartet wurde ein Wert von 82,1 %. Im Monat zuvor hatte sie bei 82,2 % gelegen.

Unser Kommentar:

Die Zahlen zum ifo Wirtschaftsklimaindex, zur US-Industrieproduktion und zur Kapazitätsauslastung in den USA zeigen, dass der globale wirtschaftliche Aufschwung seinen Zenith überschritten haben könnte. An den Börsen scheint man diese Erkenntnis gerade in die Kurse „einzuarbeiten“.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die am vergangenen Mittwoch erschienen ist.
Anmeldungen unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar]

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und http://www.antizyklischer-aktienclub.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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