Kommentar
10:55 Uhr, 18.06.2020

Wirecard: Es gibt Hinweise auf Milliardenbetrug!

Für Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro fehlen offenbar Belege und es wurden "zu Täuschungszwecken" unrichtige Saldenbestätigungen vorgelegt, wie Wirecard mitteilt. Das Unternehmen hat die Vorlage der Bilanz erneut verschoben.

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  • Wirecard AG
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  • Wirecard AG - WKN: 747206 - ISIN: DE0007472060 - Kurs: 98,200 € (XETRA)

Update: Wirecard hat die Vorlage der Bilanz erneut verschoben.

Über die Existenz von insgesamt 1,9 Milliarden Euro Bankguthaben auf Treuhandkonten (dies entspricht in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme) gebe es "noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise", so das Unternehmen.

"Es bestehen Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden, damit dieser ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben bzw. die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte. Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck daran, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer weiter aufzuklären", erklärte das Unternehmen in einer Ad-hoc-Mitteilung.

Wie Wirecard weiter mitteilte, können Kredite der Wirecard AG in Höhe von ca. 2 Milliarden Euro gekündigt werden, wenn ein testierter Jahres- und Konzernabschluss nicht bis zum 19. Juni 2020, also morgen, vorgelegt wird.

In einer weiteren Unternehmensmitteilung teilte das Unternehmen mit: "Die Wirecard AG wurde von dem Wirtschaftsprüfer EY darüber informiert, dass ein Testat des Jahresabschlusses für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 weiterer Prüfungen bedarf. Der Grund liegt in aktuellen Mitteilungen der beiden die Treuhandkonten seit 2019 führenden Banken, wonach die betreffenden Kontonummern nicht zugeordnet werden konnten. Der verantwortliche Treuhänder steht in kontinuierlichem Kontakt mit den Banken und der Wirecard AG.

Die jeweiligen Tochtergesellschaften der Wirecard AG haben auf diese Treuhandkonten erhebliche Sicherheitsleistungen von insgesamt 1,9 Mrd. Euro eingezahlt, um für das Risikomanagement für teilnehmende Händler zu garantieren. Bei den die Treuhandkonten führenden Banken handelt es sich um zwei asiatische Banken. Beide Institute verfügen über Investmentgrade Ratings. Der seit 2019 amtierende Treuhänder nimmt in Asien zahlreiche Mandate wahr.

Markus Braun, CEO Wirecard AG: 'Wir stehen im Austausch mit dem vor Ort anwesenden Treuhänder. Frühere erteilte Bestätigungen der Banken wurden vom Wirtschaftsprüfer nicht mehr anerkannt. Alle Beteiligten sind um schnellstmögliche Aufklärung bemüht. Ob betrügerische Vorgänge zum Nachteil der Wirecard AG vorliegen, ist derzeit unklar. Die Wirecard AG wird Anzeige gegen unbekannt erstatten.'"

Die Aktien brachen in Folge der Neuigkeiten dramatisch ein.

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Ursprünglicher Artikel (09:41 Uhr): Wirecard hatte die Veröffentlichung der Zahlen bereits mehrfach verschoben. Um so größer war die Spannung bei vielen Börsianern auf die heutigen Geschäftszahlen. In der Vergangenheit hat Wirecard die Zahlen meist vor 7.30 Uhr veröffentlicht. Doch heute kamen (bisher) keine Zahlen.

Für 14.00 Uhr hat Wirecard den Beginn seiner Bilanzpressekonferenz angesetzt. Bis dahin sollten die Zahlen spätestens veröffentlicht werden – so sie denn tatsächlich kommen. Nicht ausgeschlossen sein dürfte, dass die Bilanzprüfer ihr Abschlusstestat bisher nicht erteilt haben und sich die Veröffentlichung der Zahlen deshalb weiter verschiebt. Das wäre aber wohl eine kleine Katastrophe für das Unternehmen, gegen das in der Vergangenheit bereits zahlreiche Vorwürfe erhoben wurden.

Wirecard hatte zwar bereits vorläufige Zahlen sowohl für 2019 als auch für das erste Quartal 2020 veröffentlicht. Doch diese Zahlen sind nicht testiert, also nicht vom Wirtschaftsprüfer bestätigt. Sollte es kein uneingeschränktes Testat für die Zahlen von Wirecard geben, könnte das die Aktien womöglich schwer belasten. Vorbörslich stürzten die Aktien zeitweise bereits deutlich ab und notierten mehr als 15 Prozent im Minus, konnten sich zwischenzeitlich aber wieder deutlich erholen.

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In der Vergangenheit waren gegen Wirecard zahlreiche Vorwürfe erhoben worden. So soll das Unternehmen Bilanzen geschönt, Geschäftsvorgänge vorgetäuscht und Geschäftspartner sogar erfunden haben. Ein mit Spannung erwartetes Sondergutachten der Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG fand zwar keine konkreten Hinweise auf ein Fehlverhalten, konnte aber auch nicht alle Vorwürfe restlos ausräumen. Mehr noch: Die Finanzaufsicht BaFin ermittelt inzwischen gegen Wirecard-Chef Markus Braun und seine Vorstandskollegen wegen des Verdachts der Marktmanipulation, weil der Kapitalmarkt in Bezug auf das Ergebnis der Sonderprüfung möglicherweise falsch informiert worden war.


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9 Kommentare

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  • backwind
    backwind

    Ist schon eine seltsames Klientel das sich hier herumtreibt ... zu eingebildet für mich! Baba und Fall ned lieber Herr Chefredakteur. Wirecard steigt und steigt heute, sehr gut... noch ein bisschen und ;-)

    13:14 Uhr, 23.06.2020
  • backwind
    backwind

    Mach dir keine sorgen lieber Herr Chefredakteur, ich bin anders ;-)

    15:41 Uhr, 19.06.2020
    1 Antwort anzeigen
  • backwind
    backwind

    Geiles Zockerpapier jetzt ;-)

    11:17 Uhr, 19.06.2020
    1 Antwort anzeigen
  • baumgartner
    baumgartner

    Puh, 32€, da könnte man mit etwas Spielgeld ja fast schon einsteigen.

    Ich war nie in Wirecard investiert und habe jedem davon abgeraten, wurde jedoch nicht gehört.

    16:39 Uhr, 18.06.2020
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Jetzt hat es den Anlegern wohl die Sprache verschlagen.

    Randnotiz: Short-Besprechung der Wirecard-Aktie vom Februar 2019 bei 129,50 Euro.

    Die von kaum jemandem praktizierte Umsatzanalyse hat das Desaster schon damals angekündigt.

    Nachzulesen im Archiv des Antizyklischen Börsenbriefs...

    16:01 Uhr, 18.06.2020
    1 Antwort anzeigen

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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