Kommentar
14:22 Uhr, 18.06.2019

Wird "Libra" von Facebook zur neuen Weltwährung?

Bisher sind alle Kryptowährungen daran gescheitert, ein Zahlungssystem zu etablieren, das auch im Alltag genutzt wird. Ausgerechnet Facebook könnte das aber mit dem neuen Libra-Coin gelingen. Wird Libra zur neuen Weltwährung?

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Facebook hat Details zu seiner neuen Digitalwährung "Libra" vorgestellt, die ab dem Jahr 2020 an den Start gehen soll. Dem Social-Network-Anbieter könnte das gelingen, woran bisher alle Erfinder neuer Kryptowährungen gescheitert sind: Der Libra-Coin könnte sich für kleine Transaktionen im Alltag als Zahlungsmittel durchsetzen und nicht für Spekulationszwecke eingesetzt werden.

Für den Erfolg von Libra sprechen verschiedene Faktoren:

  • Der Libra-Coin wird vollständig mit Vermögenswerten in stabilen Währungen wie Euro, US-Dollar, Yen und Schweizer Franken unterlegt und dürfte deshalb wertmäßig deutlich weniger schwanken als Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum.
  • Facebook hat bereits zahlreiche wichtige Partner für seine neue Währung gewinnen können, unter anderem die Kreditkartenbetreiber VISA und Mastercard, das Zahlungssystem PayPal, den Online-Marktplatz eBay, aber auch den Mobilfunkanbieter Vodafone und die Ride-Sharing-Anbieter Uber und Lyft. Zum Startzeitpunkt will Facebook rund 100 Partnerunternehmen für Libra gewonnen haben.
  • Facebook hat auch gezielt die rund 1,7 Milliarden Menschen vor allem in Entwicklungsländern im Blick, die bisher nicht über ein Bankkonto verfügen. Diese User könnten mit Libra künftig auch ohne Bankkonto auf elektronischem Weg ihre Rechnungen bezahlen oder gar Kredite aufnehmen. Menschen in Entwicklungsländern könnten mit Libra ihr Geld auch auf einfachem Weg in indirekt in relativ wertstablie Währungen wie Euro oder US-Dollar tauschen, was in Ländern mit instabilen Währungen ein zusätzlicher Anreiz sein könnte, Libra zu nutzen.
  • Libra wird über eine eigene Wallet ("Calibra") verfügen, aber auch in den Facebook-Apps Messenger und WhatsApp direkt nutzbar sein. Da diese Apps ohnehin schon von Milliarden Menschen genutzt werden, dürfte die Einstiegshürde zur Nutzung von Libra sehr gering sein.
  • Händler und andere Partner sollen dafür belohnt werden, dass sie den Einsatz von Libra ermöglichen und sollen in Libra für ihre Dienste bezahlt werden.
  • Anders als etwa PayPal wird Libra eine tatsächliche Kryptowährung sein, die auf einer echten Blockchain basiert. Die Währung wird zudem von der von Facebook unabhängigen Libra Foundation gepflegt. Mit der Zeit soll sich die Libra Foundation aus der Pflege des Netzwerks zunehmend zurückziehen und die Blockchain, die von den Partnerunternehmen der Währung betrieben wird, von den Betreibern der Blockchain selbst gepflegt werden.
  • Transaktionen in Libra sollen einfach und schnell abgewickelt werden. Außerdem soll die Währung ohne Probleme für den globalen Einsatz skalierbar sein.

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Nebem dem eigentlichen Libra-Coin wird es noch einen separaten Investment-Token geben, mit dem Unternehmen in den Erfolg der neuen Währung investieren können. Dafür ist ein Beitritt zur Libra Association und ein Mindestinvestment von 10 Millionen Dollar notwendig. Sowohl die Beträge, mit denen User Libra-Coins kaufen, also auch die Erlöse aus dem Verkauf des Investment-Tokens fließen in die Reserve, mit der der Libra-Coin wertmäßig unterlegt wird. Das Geld der Reserve soll in sicheren Staatsanleihen angelegt werden. Die Erträge aus diesen Anlagen sollen dazu dienen, die Kosten des Libra-Ökosystems zu finanzieren. Bleibt anschließend noch Geld übrig, werden diese Beträge an die Käufer des Investment Coins ausgeschüttet. Unternehmen haben so einen Anreiz, in den Investment Token zu investieren und gleichzeitig den Einsatz der Währung durch User zu forcieren, weil sie an den Erträgen der gesamten Reserve, die auch aus den User-Geldern besteht, partizipieren.

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Fazit: Anders als klassische Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum könnte es Facebook tatsächlich gelingen, seinen neuen Kryptocoin auch für Alltagstransaktionen zu etablieren, und zwar nicht nur in einzelnen Ländern, sondern weltweit. Denn Libra vermeidet einige Fallstricke bisheriger Kryptowährungen. Durch den Einbau in seine eigene Plattformen könnte Facebook auch direkt von vermehrten Einnahmen profitieren, da künftig insbesondere kleine Transaktionen mit Libra deutlich einfacher abgewickelt werden könnten als in klassischen Währungen. Dies dürfte auch ein wichtiger Anreiz für andere Unternehmen sein, Zahlungen in Libra zu ermöglichen. Da der Nutzen einer Währung mit der Anzahl der Akzeptanzstellen deutlich steigt ("Netzwerkeffekt"), dürfte Libra gute Chancen haben, sich als die weltweit wichtigste Digitalwährung zu etablieren. Davon dürfte auch Facebook erheblich profitieren.

Links:


Hinweis zu möglichen Interessenskonflikten: Die Aktien von Facebook sind im Wikifolio "GodmodeTrader Momentum" (ISIN: DE000LS9NQ91) enthalten. Der Autor dieses Artikels ist im genannten Wikifolio investiert.

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  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Was scheinbar niemand auf dem Schirm hat: Bücher sind seit tausenden von Jahren die Wissensträger. Man braucht weder ein Lesegerät, noch einen Computer um ihr Wissen zu erlangen. Kein jpg, kein pdf kann das von sich behaupten. Dieser Krypto Blödsinn ist unabdingbar an eine riesige digitale Infrastruktur gebunden, wo jedes Glied funktionieren muss. Ohne diese Struktur ist der Wert dieser Spekulationsblase = Null!

    13:56 Uhr, 24.06. 2019
  • vespa
    vespa

    Facebook springt auf einen Zug auf der ins Rollen gekommen ist.

    BTC und die anderen Altcoins werden von der Aufmerksamkeit sicherlich profitieren. Was ich mir auch denke ist, dass die Leute die in Kryptos investieren in dezentrale Systeme investieren wollen. Da kommt Libra halt mir einem anderen Ansatz daher.
    Und daher sind das meiner Ansicht nach zwei Dinge die direkt nichts miteinander zu tun haben. Indirekt natürlich schon....

    Vom KO von BTC zu sprechen nur weil der Z/Suckerberg sich was neues ausgedacht hat, halte ich für übertrieben.

    23:48 Uhr, 20.06. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Facebook wird in absehbarer Zukunft wegen seiner Marktdominanz zerschlagen - so wie seinerzeit AT&T oder Standard Oil. In Kryptogeld von diesem Laden sollte man daher keine allzu großen Hoffnungen setzen...

    16:18 Uhr, 20.06. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Data75
    Data75

    Das könnte tatsächlich mal was werden. Nicht dass ich es bräuchte. Zahle seit Jahren quasi kostenlos bargeldlos und dort wo das nicht der Fall ist, wünsche ich das auch nicht. Aber hier ist dem Ganzen mal ein Wert hinterlegt. Soweit zu lesen keine Miner die zu viel Energie verbrennen. Aber auch nicht kostenlos und die Gewinne gehen an die altbekannten Kandidaten.

    Dennoch wohl der KO für Bitcoin und Co.

    07:49 Uhr, 19.06. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Es ist wie vor ca 20 Jahren bei den Suchmaschinen. Niemand weiß, welche sich durchsetzen werden. Geschweige denn, dass Libra oder eine andere eine Kryptowährung die neue Weltwährung wird.

    20:59 Uhr, 18.06. 2019
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading
    17:51 Uhr, 18.06. 2019
  • MrTight
    MrTight

    Dann haben die Facebookjunkies nicht nur ihre Daten, sondern auch ihre Kohle dort abgegeben 🤔

    17:51 Uhr, 18.06. 2019
  • AndyBörse
    AndyBörse

    Wie viele Transaktionen, mit wieviel Mrd. sollen denn in der Minute möglich sein? Wieviel 'Rechnerleistung' ist notwendig? 🤔

    17:33 Uhr, 18.06. 2019
  • Stefffan
    Stefffan

    Sollte Facebook hier wirklich den "goldenen Zahlungsverkehr" auf den Markt bringen, so werden es nun die restlichen Kryptos sehr schwer haben. Das macht das ganze Investieren in Bitcoin etc.nun deutlich riskanter.

    17:17 Uhr, 18.06. 2019

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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