Wird Elon Musk zum Belastungsfaktor für Tesla?
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Elon Musk sieht Tesla als Unternehmen ohne Konkurrenz. Jeder Wettbewerber wird begrüßt. Die Antwort auf die Frage, ob der Wettbewerb Tesla nicht irgendwann schaden könnte, ist immer gleich: es ist gut, dass andere Hersteller in den Markt gehen. Das ist bis zu einem gewissen Grad korrekt. Der Markt für Elektroautos ist im Vergleich zum Rest des Marktes winzig. Je mehr Modelle zur Verfügung stehen, desto größer werden die Absatzzahlen. Die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge würde endlich besser werden. Das nützt natürlich auch Tesla.
Konkurrenz bleibt letztlich aber Konkurrenz. Dabei geht es nicht nur um etablierte Hersteller wie BMW oder Audi, sondern auch um zahlreiche frisch gegründete Unternehmen. Inzwischen gibt es an die 200 neue Unternehmen in der Branche. Ein wenig Konkurrenz belebt das Geschäft, keine Frage, doch wenn sich hunderte Unternehmen um einen kleinen Kuchen streiten, dann wird es eng.
Wenn Musk seine Standardantwort gibt, dann hat er nur Eines im Sinn: mehr Hersteller verhelfen dem Markt zum Durchbruch und das ist gut für Tesla. Dieses Mantra trifft den Nagel auf den Kopf. Genauer gesagt: es traf den Nagel auf den Kopf. Der Markt ist heute noch nicht wesentlich weiter entwickelt als vor 2 oder 3 Jahren. Gleichzeitig tummeln sich immer mehr Unternehmen in einem kleinen Segment.
Elon Musk Vision war die folgende: wenige Hersteller entwickeln den Markt. Der Kuchen wird größer und wird zwischen 5 oder 10 Herstellern aufgeteilt. Aus der Vision ist bisher nichts geworden und es wird auch nichts mehr daraus. Die Realität sieht anders aus. Demnach bleibt der Kuchen auf absehbare Zeit klein. Dafür muss er zwischen Dutzenden Herstellern aufgeteilt werden. Das ist das komplette Gegenteil dessen, was Tesla und Musk im Sinn hatten.
Anleger haben auf Musks Vision vertraut. Inzwischen mehren sich Zweifel. Die Kursziele für die Tesla Aktie purzeln. Der Aktienkurs verlor allein in der vergangenen Woche 11%. Tesla ist damit immer noch an die 30 Mrd. USD wert. Tesla verkauft zwar nur an die 50.000 Fahrzeuge in diesem und möglicherweise 90.000 bis 100.000 Autos im kommenden Jahr, doch das Unternehmen ist bereits halb so viel Wert wie Ford, BMW oder VW. Diese Hersteller verkaufen mehrere Millionen Fahrzeuge.
Es reicht natürlich, wenn ein Unternehmen lediglich 150.000 Fahrzeuge verkauft, dafür aber den richtigen Preis und die richtige Marge hat. Wie das funktioniert macht Porsche Jahr um Jahr vor. Mit weniger als 150.000 verkauften Autos pro Jahr werden mehr als 2 Mrd. Euro Gewinn erwirtschaftet.
Momentan stimmt Teslas Marge nicht. Sie ist negativ. Elon Musk hofft im kommenden Jahr zumindest kein Cash mehr zu verbrennen und einen positiven Cash Flow zu generieren. Ab 2017 könnte dann eventuell ein Gewinn stehen, obwohl Musk selbst noch zu Beginn des Jahres 2020 für den Break-Even anpeilte.
Der Fahrzeugabsatz wird weiterhin rasant steigen. Allein das neue Modell X wird für zusätzliches Wachstum sorgen. Das neue Modell ist entgegen aller Erwartungen deutlich teurer geworden als gedacht. Der Absatz im Gesamtjahr 2016 dürfte bei lediglich 20.000 bis 25.000 Fahrzeugen liegen.
Ein Jahr später soll das Massenmodell auf den Markt kommen. Nachdem Tesla jedoch beim Modell X fast zwei Jahre hinter dem Zeitplan liegt muss man befürchten, dass das Massenmodell 2017 noch nicht auf den Straßen zu finden ist. Die Zeit Marktanteile zu gewinnen bzw. zu verteidigen wird knapp. Tesla kämpft gegen die Zeit.
Tesla konkurriert nicht nur mit etablierten Autoherstellern und Startups, sondern auch mit Google und Apple. Wirklich ernst nimmt Musk diese Konkurrenz nicht. Apple beschäftigt inzwischen ehemalige Tesla Ingenieure. Musk beschäftigt so etwas so gut wie gar nicht. Er sagt: Wer zu schlecht für Tesla ist, der geht zu Apple.
Wer seine Konkurrenz überhaupt nicht ernst nimmt, der weiß entweder mehr oder leidet an grenzenloser Selbstüberschätzung. Man muss Tesla zugestehen, dass die Autos eine Klasse für sich sind. Das wird jedoch nicht ewig so bleiben. Die Konkurrenz holt auf. Noch bevor Tesla eine nennenswerte Größe erreicht könnte das Unternehmen von der Konkurrenz überholt werden. Geschieht dies, dann wird Tesla nicht das gelingen, was es vorhat.
Tesla hat vor den Markt zu revolutionieren und ein großer Hersteller zu werden. Kann sich überhaupt jemand an ein Auto Startup erinnern, welches es neben den etablierten Marken zu nennenswertem Absatz im Weltmarkt geschafft hat? Man muss lange und gut überlegen, bevor man einen Namen nennen kann – wenn überhaupt. Mit anderen Worten: den Automarkt erobert man nicht mal eben so schnell.
Tesla hat langfristig gesehen auch ein gewisses Marketing Problem. Tesla ist als Premiumhersteller in den Markt gegangen und will nun den Massenmarkt erobern. Das ist mit ein und derselben Marke schwierig. Man stelle sich vor, Porsche würde ein Modell für 30.000 Euro auf den Markt bringen. Das dürfte den Modellen mit einer exorbitanten und weltweit einmaligen Marge von 18% massiv zusetzen. Wer will schon für einen Porsche 120.000 Euro ausgeben, wenn das Unternehmen mittelmäßige Kleinwagen herstellt?
Tesla täte vermutlich gut daran im gehobenen Segment zu bleiben und dort gesunde Margen zu erwirtschaften. Der Plan beides zu tun – Premiumautos und Massenmodelle anzubieten – ist riskant. Es kostet auch viel. Tesla verbrennt sein Cash schnell.
Gelingt Teslas Plan, dann hat das Unternehmen die Chance innerhalb von 10 Jahren einen Gewinn von 2 Mrd. zu schreiben. Das KGV des Unternehmens läge dann bei derzeitiger Bewertung im Jahr 2025 bei 15. Aktionäre zahlen für die Aktie heute einen Preis, der erst in 7 bis 10 Jahren als fair gelten kann. Das ist zu viel Fantasie. Das bemerken auch immer mehr Analysten und kürzen die Kursziele.
Die Tesla Aktie bewegt sich seit 18 Monaten in einer großen Tradingrange zwischen 180 und 290 Dollar. Derzeit geht es mit den Kursen nach unten. Fundamental ist das absolut gerechtfertigt. Kurserholungen sind Shortgelegenheiten. Im Bereich von 180 muss sich zeigen, ob die Aktie ihre Handelsspanne weiter hält oder noch einmal ein Drittel verliert.
Die Tesla Aktie lebt zu großen Teilen nicht nur von der Fantasie der Anleger, sondern auch vom Charisma des CEO. Die visionäre Art war lange Zeit „chic“, doch so langsam entwickelt Elon Musk eine gewisse Weltfremdheit. Das, was Anleger bisher gefesselt hat, kann in Zukunft zur Belastung werden. Das Unternehmen ist natürlich mehr als nur ein Autohersteller. Tesla stellt in seiner Batteriefabrik Gigafactory Batterien her, die ebenfalls Umsatz und Gewinn bringen – irgendwann einmal. Funktioniert Musks Plan, dann kann die Aktie langfristig (mehr als 10 Jahre) noch einmal deutlich steigen. Momentan sind Anleger ernüchtert und beginnen am ganz großen Erfolg zu zweifeln. Die Aktie wird sich in den kommenden Wochen mehr für Leerverkäufe als für Käufe eignen.
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