Kommentar
14:00 Uhr, 23.12.2008

Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest - Ein bewegtes Jahr liegt hinter uns

Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr neigt sich seinem Ende zu, es wird ruhiger. Die Menschen gehen in sich, begeben sich in den Kreis der Ihrigen und suchen menschliche Nähe.

An den fast immer geöffneten Börsen verzieht sich für einige Tage der Rauch der Colts. Wenn man das Jahr als Anleger Revue passieren läßt, meint man festzustellen, dass die Kaliber immer größer werden. Die Finanzkrise, die sich Mitte 2007 begann zu entladen, hat in Windeseile die Topadressen unter den US Investmentbanken von den Kurszetteln gefegt. Goldman Sachs und Morgan Stanley firmieren nur noch als normale Geschäftsbanken, der US Bankenindex ($BKX) ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Vergangenheit der zurückliegenden Jahrzehnte hat gezeigt, dass der breite Aktienmarkt um den S&P 500 Index und DAX nur dann einen echten größeren Boden ausbilden konnte, wenn dies die Banken auch taten. Insofern gilt es auch im kommenden Jahr einen konzentrierten Blick auf diesen Index zu werfen. Bisher liegt definitiv keine Bodenbildung vor.

Die Ferengis unseres Planeten (liebe US-Kollegen, ich hoffe ... ihr versteht Spaß), die Amerikaner haben in diesem Jahr Dinge getan, die eigentlich untypisch für ihr Marktverständnis sind. Abgesehen davon, dass man Lehman Brothers in die Insolvenz schlittern ließ, kam es zu einer ganzen Serie von "Bail Outs". Fannie Mae, Freddi Mac, AIG, Citigroup, um nur einige zu nennen. Der Bankensektor wurde in nie dagewesenem Ausmaß mit Liquidität geflutet.

Die Finanzkrise ist in den zurückliegenden Monaten auch schlagartig in der Realwirtschaft angekommen. Zuerst brachen den Automobilbauern die Auftragseingänge weg, es folgten die Zulieferer, das Metall-verarbeitende Gewerbe. Es wird immer offensichtlicher, wie stark die einzelnen Sektoren miteinander verwoben und aufeinander angewiesen sind.

In den USA stehen Autobauer und Zuliefererindustrie Schlange und betteln um staatliche Finanzierungshilfen in Milliardenhöhe. Experten nennen als nächste größere Problemfelder die US Konsumentenkredite und den Sektor der Gewerbeimmobilien. Außerdem wird auf die nächste größere Blase hingewiesen, die im Bereich der Anleihen entstehen könnte.

Die Menschen spüren, dass wir uns konjunkturell in einer Phase befinden, die es so in dieser Form noch nicht gegeben hat. Weder der Bärenmarkt von 1929 noch der Bärenmarkt der letzten Jahrzehnte in Japan lassen sich als vergleichbare Fallbeispiele zur aktuellen Krise heranziehen.

Wir befinden uns in einem riesigen Experiment, dessen Ausgang offen ist. Der legendäre Value-Investor Warren Buffett trommelte vor einigen Monaten nach dem Crash zum Einstieg in den Aktienmarkt. Er sei wieder voll investiert; und zwar in US Aktien. Bemerkenswerterweise investierte er ohne vorherige Due Dilligence-Prüfungen mehrere Milliarden US-Dollar in Goldman Sachs und General Electric. Er muß sich vorhalten lassen, dass er sich zumindest in Teilen nicht an seine bisherigen Grundsätze gehalten hat. Investieren in Unternehmen mit einfachen Geschäftskonzepten, die er kennt und das Meiden von Teufelszeug. Wenn das Geschäftsmodell von General Electric einfach aufgebaut ist, dann dürfen Sie mich ab heute Tiffy ( aus der Sesamstraße) nennen. Man kann sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass Buffett diesmal auch als Patriot gehandelt hat. Er hat natürlich gemerkt, dass die Hütte licherloh brennt.

Wie dem auch sei. Es gibt zahlreiche wertige Argumente, die für eine Bodenbildung an den Aktienmärkten im Verlauf der kommenden Monate sprechen. Nach allen fundamentalen Bewertungskriterien sind weite Teile des Aktienmarkts extrem günstig bewertet. Diverse Sentimentindikatoren bewegen sich auf extremen Niveaus, die überverkaufte Zustände widerspiegeln, wie sie historisch ohne Beispiel sind. Uns liegen mehrere institutionelle Studien vor, die davon ausgehen, dass sich die Finanzkrise in ihrer finalen Phase befindet.

Allerdings wird immer wieder darauf verwiesen, dass der US Immobilienmarkt als Verursacher der Krise einen Boden finden müsse, damit die auf ihn geschriebenen derivativen Papiere wieder sinnvoll bewertet werden können. Laut Aussagen verschiedener Analysten, haben wir erst die Hälfte des Häuserpreisverfalls gesehen. Es kann also trotz täglicher Horrornachrichten weitergehen.

Der Baltic Dry Index, der die weltweiten Frachtraten mißt, ist im Verlauf dieses Jahres von 11.000 auf ca. 600 Punkte eingebrochen. Auf den Weltmeeren werden von den Redereien Waren zum Selbstkostenpreis transportiert. Man hat den Eindruck, dass nichts mehr geht.

Die konjunkturelle Situation ist angespannt, die Einschläge kommen immer näher, auch Deutschland als Exportweltmeister wird davon betroffen sein. 2009 wird konjunkturell ein hartes Jahr. Es muß auch bei uns mit steigender Arbeitslosigkeit und Firmeninsolvenzen gerechnet werden. Letztenendes bin ich aber überzeugt, dass die deutsche Wirtschaft gestärkt aus den Tumulten der Krise hervorgehen wird. Jedes Volk hat eine eigene Seele und bestimmte Stärken. Die Stärken der Deutschen sind Gründlichkeit, Präzision, Effektivität, Disziplin, Verläßlichkeit, Sparsamkeit und selbstverständlich Humor. Hehe, wir wollen Mal nicht übertreiben. Den letzten Punkt nehmen wir zunächst einmal wieder von der Liste.

Es sind aber diese Stärken, die sich in dieser Krise auszahlen werden. Es werden die Unternehmen mit den besten Produkten als Sieger hervorgehen. Die Unternehmen, die ausreichend Resourcen haben, Unternehmen, die langfristig geplant haben, Unternehmen, die sich in den letzten Jahren zunehmend auch nach Rußland und Asien orientiert haben, weil insbesondere in Asien die Musik in dem noch jungen neuen Jahrhundert spielen wird.

Die Amerikaner haben auf Pump gelebt, die Automobilindustrie befand sich schon vor der Finanzkrise in ihrer eigenen Krise. Jetzt rächt sich dieser kurzsichtige und sorglose Lebensstil. Die derzeitige Krise zeigt uns auf, dass wir alle in einem großen Boot sitzen. Ohne den Bankensektor geht nichts und ohne die Amerikaner geht nichts. Auch die Chinesen haben erkannt, dass es in ihrem ureigensten Interesse ist, dass es den Amerikanern gut geht. Denn dorthin verkaufen sie ihre Waren.

Wir werden Sie auf GodmodeTrader.de, GodmodeTrader.ch und Boerse-go.de weiter auf dem Laufenden halten. Mit uns sind Sie direkt am Puls der Märkte. Bisher sehen unsere Charttechniker noch keine relevanten Bodenbildungstendenzen an den Aktienmärkten. Das muß ganz klar so ausgesprochen werden. Bis jetzt sieht es so aus, als ob die Märkte nochmals neue Tiefs ausbilden könnten. Wir hangeln uns an den entstehenden Signalen Tag für Tag, Woche für Woche entlang, und werden uns umgehend melden, wenn wir übergeordnet bullische Signale und Böden erkennen können.

Es ist wie im normalen Leben. Wo es ein Hoch gibt, gibt es auch ein Tief. Und dem Tief wird wieder ein Hoch folgen. Alles ist relativ. Wer noch kein Tief erlebt hat, kann das Hoch nicht schätzen und lieben.

Meine Damen und Herren, das Team von BörseGo (GodmodeTrader) wünscht Ihnen und Ihren Familien ein angenehmes, friedliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. 2009 wir kommen!

Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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