Kommentar
10:00 Uhr, 08.05.2012

„Windkraft in der heutigen Schifffahrt ist eine kleine Revolution“

Interview mit Hanns-Ulrich Hasse, Geschäftsführer SkySails GmbH:

Herr Hasse, wie kommt die SkySail-Technik auf dem Markt an?

Grundsätzlich verzeichnen wir ein starkes Interesse. Die existierenden Marktstrukturen stellen für die Einführung innovativer Technologien generell jedoch eine Herausforderung dar: Meistens zahlt der Charterer, der das Schiff oft nur für kurze Zeit nutzt, den Treibstoff. Dem Reeder gehört aber das Schiff und er muss für die verbrauchsmindernde Technologie bezahlen. Es muss also ein Modus zwischen Reeder und Charterer gefunden werden, der eine gerechte Verteilung des Benefits ermöglicht. Das ist noch kein Standard im Markt.

Wieviele Schiffe fahren bereits mit dem Segel?

4 Schiffe sind ausgerüstet - weitere 5 Systeme sind verkauft.

Was ist neu bei der Produktgeneration SKS C 320? Fahren schon Schiffe damit?

Die neueste Produktgeneration verfügt über die doppelte Antriebsleistung. Bei gutem Wind kann der SkySails-Antrieb SKS C 320 bis zu 2.000kW von der Hauptmaschine ersetzen. Ein Testsystem dieses Typs wurde als Entwicklungsplattform auf der "BBC SkySails" installiert, das erste System dieser Serie wird Ende des Jahres auf dem 28.500tdw Bulker "Aghia Marina" installiert.

Arbeitet die SkySails GmbH bereits rentabel?

Wir erwarten ab 2013 ein positives Ergebnis.

Die Umstellung von Schweröl auf Schiffsdiesel bis 2020 stellt Reedereien vor Herausforderungen: Wirkt sich dieser Prozess bereits auf die Geschäfte von SkySails aus?

Seit diesem Beschluss ist deutlich zu merken, dass sich die Reedereien nach Lösungen umsehen. Aufgrund der wirtschaftlich aktuell schwierigen Lage der Schifffahrt wird allerdings noch recht verhalten in Green-Ship-Technologien investiert.

SkySails wurde 2001 gegründet: Warum dauert es so lange, bis sich die Technik durchsetzt? Welche etwaige Vorbehalte haben Reedereien?

Um eine Technologie entwickeln zu können, muss zunächst Kapital eingeworben werden. Dann erfolgt die Technologieentwicklung - bei der in unserem Fall zahlreiche technologische Herausforderungen zu lösen waren. Das Alles kostet natürlich Zeit. 2008 konnten wir die ersten beiden Prototypen unseres Systems auf 2 Frachtschiffen testen. Seitdem haben wir unsere Technologie auf Basis der Ergebnisse aus dem Praxiseinsatz weiterentwickelt und verbessert. Wie dem auch sei - die Windkraft in der Schifffahrt wieder als Antriebsquelle zu nutzen stellt in dieser konservativen Branche eine kleine Revolution dar. Auch wenn die Schifffahrt an Wind als Antriebsquelle über kurz oder lang nicht vorbei kommen wird, so wird dieser Wandel nicht von heute auf morgen geschehen.

Die Fragen stellte Helge Rehbein.

Bitte lesen Sie zur Thematik auch unseren Artikel "SkySails: Smart vor dem Wind"

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