Analyse
15:20 Uhr, 03.11.2021

Windenergie-Aktien unter Druck - Vesaut Vestas jetzt den Bullen die Tour?

Im heutigen Handel kommen Aktien von Vestas, Siemens Gamesa, Nordex und ENCAVIS gehörig unter Druck. Schuld daran sind die enttäuschenden Zahlen von Vestas. Droht jetzt die große Rückkehr der Bären?

Erwähnte Instrumente

Eine gesenkte Prognose für die Ebit-Marge, Rücktritt der Finanzchefin, operatives Ergebnis unter den Erwartungen. Bei Vestas, dem Platzhirsch unter den Windanlagenbauern, rumort es gewaltig. Aufgrund höherer Rückstellungen und Lieferkettenprobleme kam es zu diesem Ergebnis. Laut City lag das operatives Ergebnis rund 15 % unter den Schätzungen. Die EBIT-Marge für 2021 wurde von bisher 5-7 % auf 4 % gesenkt. Zudem sind die auch die Aussichten alles andere andere als erheiternd: Laut dem Management bleiben die Lieferkettenprobleme auch über 2022 weiter instabil.

Quelle: Guidants News

Kein Wunder also, dass die "Green-Energy-Aktien" heute regelrecht rasiert werden. Was ergibt dies für Konsequenzen für die einzelnen Aktien im Sektor?

Vestas

Zwar war das Chartbild von Vestas in diesem Jahr von wildester Volatiltät geprägt, doch kürzlich machten die Bullen wieder Dampf. Dabei wurde der Kreuzwiderstand attackiert und ein Kaufsignal schien möglich. Mit der Entwicklung in dieser Handelswoche und insbesondere heute ist dieses nun gänzlich dahin. Stattdessen nimmt die Ausformung einer bärischen Flagge Gestalt an, welche das Schreckgespenst von langfristigen Investoren darstellen könnte.

So dramatisch die heutigen Verluste sind, so nüchtern sollte man nun das Chartbild betrachten. Ja, die Gefahr einer neuen mittelfristigen Verkaufswelle besteht, doch die Bullen haben noch einige Chancen um das große Sell-Signal abzuwenden. Diese liegen bei an der Unterkante der Flaggenformation, bei 29,50 EUR, 28,33 EUR sowie dem Supportbereich bei 26,80 - 27,60 EUR. Solange hier eine Stabilisierung erzielt werden kann, ist im übergeordneten Bild alles in Ordnung. Erst wenn 26,80 EUR im Zuge einer anhaltenden Verkaufsdynamik gerissen werden, verdunkelt sich das gesamte Bild tatsächlich, da in diesem Fall ein größeres Sell-Signal mit dem Kursziel 23 EUR ausgelöst wird.

Kommt es zum Überraschungfall und Aktionäre machen die Verluste in den nächsten Handelstagen wieder wett, ergibt sich über 32,65 EUR ein kurzfristiges Erholungspotenzial in Form eines Gap-Close bis auf 35,27 EUR.

Vestas Wind Systems AS
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Siemens Gamesa

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Aktie von Siemens Gamesa. Im Unterschied zu Vestas befindet sich diese seit längerer Zeit im Abwärtstrend (s. Trendkanal im Chart). In der letzten Woche wurde hier wieder mal die Oberkante dieses Trendkanals angelaufen, doch mit der heutigen Entwicklung ist ebenfalls in keiner Weise mehr an ein prozyklischen Kaufsignal zu denken, zumindest aktuell. Durch die herben Abschläge gerät nun das Zwischentief bei 19,49 EUR in den Fokus. Würde hier eine Stabilisierung gelingen, wäre dies zumindest ein Hoffnungsschimmer, allerdings nur ein kleiner. Selbst eine Erholung mit einem Gap-Close bei 22,24 EUR würde am übergeordneten Chartbild wenig ändern. Erst ein wirklich nachhaltiger Break-Out über 22,24 EUR und aus dem Trendkanal würde kurzfristig wieder die Ziele 23,80 EUR sowie die 25 EUR-Marke ermöglichen,.

Rutscht der Anteilsschein allerdings weiter ab und 19,49 EUR werden durchbrochen, so ist das nächste Abwärtsziel erst bei 16,90 EUR auszumachen. Ausgehend vom aktuellen Kursniveau würde dies einem Korrekturpotenzial von nochmals 15 % entsprechen.

Siemens Gamesa Renew. En. S.A. Acciones Port. EO -,17
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Nordex

Bei Nordex wurde bereits in der letzten Woche auf einen möglichen Rücksetzer hingewiesen. Mit den heutigen Abgaben wird direkt das alternative Short-Ziel angelaufen, das Best-Case-Szenario für die Bären. Kommt es nun tatsächlich zum Bruch 13,90 EUR und einem bärischen Re-Break der ehemaligen Abwärtstrendlinie, verdunkeln sich auf kurzfristige Sicht die Aussichten für die Nordex-Aktie. Als nächstes Abwärtsziel gilt das Zwischentief bei 12,64 EUR.

Auf der Long-Seite hingegen ergeben sich zwei mögliche Varianten. Können 13,90 EUR nachhaltig verteidigt werden, ergibt sich ein hochspekulatives Kontersetup mit dem Ziel eines Gap-Close bei 15,18 EUR. Bei Erfolg und einem anhaltenden Kaufinteressen würde sich in der Folge eine mögliche Rückkehr auf 16,61 EUR ergeben.

Nordex - Aktie
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ENCAVIS

Da marschierten die Papiere von ENCAVIS gerade wieder los und visierten die 19 EUR-Marke an und zack - wird wieder gen Süden eingedreht. Durch den heutigen Rücklauf wird direkt auf den Supportbereich bei 16,72 - 16,98 EUR zurückgesetzt, was nun ein hochspekulatives Pullback-Setup eröffnet. Auch bei weiteren Verlusten bis zum EMA-Geflecht bei 16,25 EUR gilt die Long-Richtung noch als offen, im Sinne eines möglichen "überschießenden" Pullbacks.

Bleibt der Verkaufsdruck allerdings weiter erhöht und auch beide EMAs werden durchbrochen, so muss mit weiteren Abgaben bis auf 14,67 EUR gerechnet werden. Darunter würde 13,97 EUR als nächster Support fungieren.

ENCAVIS - Aktie
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All Eyes on Earnings

Nach Betrachtung der Chartbilder wird deutlich, dass alle Aktien an der Schwelle zu erneuten Sell-Signal entstehen. Vestas hat nun vorgelegt, die anderen Quartalszahlen folgen:

05.11. - Siemens Gamesa

15.11. - Nordex

15.11. - Encavis

Mit Hochspannung kann diesen Daten entgegengeblickt werden. Legen auch diese Unternehmen problematische Quartalszahlen vor, könnte dem gesamten Sektor ein turbulenter Winter bevorstehen. Als Trader/Investor sollte daher auf diese Events Acht gegeben werden.


Fazit: Vestas bringt heute den gesamten Sektor gehörig unter Druck, doch noch gelten größere Verkaufssignale als nicht ausgelöst. Als Richtungsweiser dürften sich bereits die nächsten Tage erweisen. Zeigen Marktteilnehmer wenig Interesse und sehen keine Kaufgelegenheit, dürfte die Verkaufsdynamik zunächst kein Ende nehmen. Neue Impulse dürften die bevorstehen Earnings liefern. Im Ergebnis haben die ENCAVIS- und die Vestas- Aktie trotz allem die robustesten Chartbilder, Nordex und Siemens Gamesa hingegen die schwächsten mit einer hohen Anfälligkeit für weitere Kursrutsche.


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Über den Experten

Johannes Büttner
Johannes Büttner

Johannes Büttner begann bereits in Jugendjahren sich für die Börsenwelt zu interessieren. Nachdem er bereits zu Schulzeiten mit ersten Aktien handelte, vertiefte er seither kontinuierlich sein Wissen und wurde selbst zu einem aktiven Trader. Seine Faszination an den internationalen Finanzmärkten schlug sich vor allem in der Vertiefung seines Wissens im Bereich der Charttechnik nieder. Im Herbst 2019 absolvierte er seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften und nahm sein Masterstudium im Fach Business Administration auf. Sein Handelsschwerpunkt liegt auf Aktien, Indizes, Rohstoffen und Währungen. Im Mittelpunkt seiner Analysen steht die technische Analyse. Hierbei fokussiert er sich auf die klassische Chartanalyse. Die persönliche Handelsstrategie von ihm besteht aus einem Mix aus optimalen CRV-Setups, Antizyklik und dem Turnaround-und Outbreakhandel. Dabei handelt er im kurz-bis mittelfristigen Bereich vorrangig mit Hebelprodukten und Optionsscheinen.

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