Wieso fallen Minenaktien trotz steigender Rohstoffpreise?
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Ein wenig merkwürdig ist die Sache schon. Fast wöchentlich gibt es mindestens eine Schlagzeile, dass Rohstoffe den höchsten Stand seit 7, 8, 9 oder 10 Jahren erreichen. Kupfer ist sogar kurz davor, ein neues Allzeithoch zu erreichen. Inzwischen ziehen sogar Agrarrohstoffe bei der Rally mit.
Das ist ohnehin eine erwähnenswerte Erscheinung. Agrarrohstoffe wie Weizen und Mais haben auf den ersten Blick wenig mit Öl und Kupfer zu tun. Bei Agrarrohstoffen ist jede Saison aufs Neue spannend. Keiner weiß, ob das Wetter die Ernte beeinflusst. Bei Industriemetallen hingegen ist das Angebot relativ vorhersehbar. Steht eine Mine erst einmal, ist das Angebot jahrelang gesichert.
Trotzdem bewegen sich alle Rohstoffe stark korreliert (Grafik 1). Es ist wirklich nicht relevant, ob es sich um Metalle, Energie oder eben Landwirtschaftsprodukte handelt. Die Korrelation ist trotz stark unterschiedlicher Eigenschaften und Investitionszyklen hoch.
Indirekt sind die meisten Rohstoffe miteinander verbunden. Die Landwirtschaft verbraucht selbst viele Rohstoffe, sei es Energie oder Dünger. Zudem gelten die gleichen Gesetze für die Investitionszyklen. Hohe Preise bedingen den Ausbau von Anbauflächen. Wie bei industriellen Rohstoffen geht das nicht von heute auf morgen. Es wird viel investiert. Einige Jahre später wird produziert, das Angebot ist zu hoch, die Preise fallen, die Produktion wird reduziert bis die Preise wieder steigen usw.
Alle Rohstoffe sitzen im gleichen Boot und aktuell wird es gehoben. Die Nachfrage ist hoch, insbesondere aus China. Es herrscht bei einigen Rohstoffen regelrechte Knappheit. Die Preise explodieren. Was nicht explodiert, das sind die Aktienkurse von Produzenten. Ein Blick auf die Kurse von Rio Tinto oder BHP zeigen seit drei Monaten eine Konsolidierung mit Abwärtstendenz. Das passt nicht zusammen. Minen profitieren ja direkt von höheren Rohstoffpreisen. Was steckt also dahinter?
Dahinter steckt China. In China herrscht kurzfristig eine gewisse Knappheit. Mittelfristig dürfte sich die Lage jedoch entspannen. Chinas Wirtschaft ist seit Jahren in einem Stop and Go Modus. Der Regierung ist bekannt, dass die Wirtschaft zu hoch verschuldet ist. Regelmäßig wird daher das Kreditwachstum gebremst.
In dieser Zeit verlangsamt sich das Wachstum. Vor allem wird weniger investiert. Das trifft Rohstoffe wie Kupfer und Eisenerz direkt. Der Modus der chinesischen Wirtschaft lässt sich über den Kreditimpuls abbilden. Der Kreditimpuls zeigt nach unten, Rohstoffpreise weiterhin nach oben (Grafik 2). Tendenziell folgen Rohstoffpreise dem Kreditimpuls. China verbraucht von den meisten Rohstoffen 50 % der Weltproduktion.
Anleger erwarten eine Verlangsamung. Das tun sie angesichts des Kreditimpulses zu Recht. Gut möglich, dass einige Minenaktien in wenigen Monaten günstiger zu haben sind. Das ist eine Kaufgelegenheit. Strukturell wird zu wenig investiert. Wir befinden uns vor einer Verschnaufpause in einem langen Aufwärtstrend. Lediglich ein Rohstoff könnte von dieser Verschnaufpause ausgenommen sein. Dazu mehr in einem separaten Artikel.
Clemens Schmale
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