Kommentar
07:20 Uhr, 17.03.2020

Wieso beruhigen die Maßnahmen der Notenbanken den Markt nicht?

Die Börse ist schon ein brutaler Ort. Erst wurde die EZB abgestraft, jetzt die Fed. Egal, was die Notenbanken tun, es reicht anscheinend nicht. Aber wieso?

Notenbanken werfen mit Billionen um sich. Inzwischen hat sich sogar der Internationale Währungsfonds dazugesellt. Bis zu einer Billion USD steht für Kredite bereit. Rechnet man die Zusagen des IWF, Liquiditätsspritzen der Notenbanken und Ausweitung von QE zusammen, stehen dem Markt und Ländern heute vier Billionen USD mehr zur Verfügung als noch vor einer Woche. Das muss man sich einmal vorstellen!

Das stellt sogar die Finanzkrise in den Schatten. Trotzdem scheint das alles nicht zu helfen. Am Montag ging es nach der Ankündigung der Fed von Sonntagabend an den meisten Märkten um 10 % nach unten. Eigentlich würde man ein Kursfeuerwerk erwarten. Wieso bleibt es aus?

Einige spekulieren, dass die Maßnahmen einfach die falschen sind. Anleihekäufe und Liquiditätsspritzen für die Banken nutzen nicht. Was es braucht, das ist Kredit für Unternehmen. In diesem Zusammenhang hat die deutsche Bundesregierung wohl geliefert. Sie gab eine mehr oder minder unbegrenzte Kreditgarantie aus. Das ist genau das, was es braucht. Aber auch diese sehr sinnvolle Maßnahme, die wirklich nützt, konnte nicht beruhigen.

Das ist schon etwas merkwürdig. So erwarteten Anleger am Freitag, dass die Notenbank den Zins auf 0-0,25 % senken würde. Genau das ist am Sonntag geschehen (Grafik 1). Die Erwartungen wurden erfüllt und mit der Ausweitung von QE vermutlich sogar übertroffen. Die Maßnahmen verpuffen anscheinend wirkungslos.

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Realwirtschaftlich haben die Maßnahmen einen Effekt. Sie können den Virus nicht stoppen. Sie stabilisieren aber das Finanzsystem. Die Börse ist nicht das Finanzsystem. Sie ist ein Teil davon, aber nicht der wichtigste Teil. Das sind Banken. Diesen wird geholfen. Eine Liquiditätskrise sollte es nicht geben. Ebenso wurden Kapitalanforderungen gesenkt. Das alles hilft mittelfristig der Kreditvergabe.

Die Bemühungen der Notenbanken sind nicht vergebens. Auch die deutschen Kreditgarantien, die die notwendigen Hilfen auf den Punkt bringen, werden einen großen Effekt haben. Der Börse ist das salopp gesagt derzeit einfach wurscht.

Regierungen und Notenbanken können tun, was sie wollen, sie werden den Crash an den Börsen damit nicht aufhalten. Das ist nicht neu. Nach der Pleite von Lehman Brothers wurden überall auf der Welt Banken gestützt, verstaatlicht, unbegrenzte Einlagengarantien ausgesprochen usw. Das alles fand bis Anfang Oktober statt. Trotz all dieser Maßnahmen brach die Börse in den darauffolgenden Tagen um ein weiteres Viertel ein.

Man darf sich nicht wundern, wenn Ankündigungen von Maßnahmen, mögen sie noch so sinnvoll und richtig sein, den Crash nicht aufhalten. So funktioniert Börse nicht. Wenn der Markt fallen will, fällt er. Da kann man auf und nieder springen wie man will.

Die Börse ist nicht rational. Menschen sind nicht rational und die Kurse werden von Menschen gemacht. Man muss sich in diesen Tagen nur im Supermarkt umsehen. Regale sind leer, obwohl Hamsterkäufe nicht notwendig sind. Man kann so oft wiederholen wie man will, dass es auch morgen noch Essen geben wird. Es hilft nicht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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