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11:59 Uhr, 06.12.2006

Wiedereinstieg in US-Bonds sinnvoll

Nach Meinung der Experten von JPMorgan Asset Management gibt es derzeit gute Argumente, die Investments in US-Rentenpapiere aufzustocken. „Aus strategischer Sicht ist der amerikanische Rentenmarkt aus zwei Gründen attraktiv: Eine Beimischung bietet nicht nur enormes Diversifikationspotenzial, sondern auch Zusatzertragsmöglichkeiten im Nicht-Staatsanleihenbereich“, unterstreicht Michael Mewes, Leiter des Anleihenteams bei JPMorgan Asset Management in Frankfurt. Seiner Meinung nach deutet die makroökonomische Entwicklung zudem auch auf taktischer Ebene an, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für den Wiedereinstieg gekommen sein dürfte.

Diese Einschätzung deutet einen Gezeitenwechsel an, denn in den vergangenen zwei Jahren waren US-Rentenfonds bei den europäischen Anlegern wenig gefragt. Das Dollar-Risiko hatte ebenso wie die Zinspolitik der US-Notenbank FED eine abschreckende Wirkung auf die Investoren. Und deren Bedenken waren durchaus gerechtfertigt: Während europäische Staatsanleihen seit 2004 jährlich 4,2 Prozent erwirtschafteten, brachten die US-Bonds lediglich 1,9 Prozent – beziehungsweise währungsgesichert 1,6 Prozent – ein. Doch inzwischen ist es laut Mewes an der Zeit, die Einstellung gegenüber US-Anleihen noch einmal zu überdenken.

Während der europäische Rentenmarkt zu fast zwei Dritteln aus Staatsanleihen besteht, sei deren Anteil in den USA mit 28 Prozent relativ niedrig. In Ergänzung dazu biete der US-Markt enorme Möglichkeiten aus Sektoren wie Mortgage Backed Securities (35 Prozent des Marktes), Unternehmens- (19 Prozent) und Agenturanleihen (12 Prozent) sowie Asset Backed Securities (6 Prozent). „Die Gewinnprämien vergleichbarer nicht-staatlicher Anleihen sind in den USA generell um durchschnittlich 30 Basispunkte höher als in Europa – ohne dass dies auf Kosten der Bonität geht“, betont Mewes. So werde der Lehman Brothers US Aggregate Bond Index mit AA+ sogar etwas besser bewertet als sein europäisches Pendant mit AA. „Eine weitere Überraschung dürfte sein, dass sich der breite US-Index trotz einer aggressiven FED und hohen Währungssicherungskosten seit Start des Euro um 0,29 Prozent besser entwickelt hat“, bemerkt der Rentenspezialist. Ein europäischer Investor könnte seinen Ertrag mit einer Investition in US-Renten also steigern, ohne das Risiko erhöhen zu müssen.

Seit einigen Monaten steht die relative Schwäche der US-Wirtschaft zunehmend im Mittelpunkt der Diskussion. „Zwar ist noch ein unter dem Trend verlaufendes Wachstum vorhanden; nach jahrelanger starker Expansion scheint die US-Wirtschaft allerdings nun eine Phase der Konsolidierung zu erreichen. Damit ist ein Zinssatz von 5,25 Prozent für Geldmarktanlagen nicht mehr sehr lange durch die FED zu rechtfertigen,“ sagt Michael Mewes. Unter der Berücksichtigung, dass andere Wirtschaftsregionen, wie Asien und Kontinentaleuropa, ihr Wachstum oberhalb der Trendkurve verlaufend fortsetzen, ist seiner Meinung nach eine Annäherung der globalen Zins- und Ertragskurven für 2007 möglich. „Infolgedessen sollten Investoren die aktuellen 1,5 Prozent Renditevorteil des US-Index im Vergleich zu den europäischen Renten – trotz der momentan hohen Währungssicherungskosten von rund 2 Prozent – ausnutzen“, argumentiert er bezüglich des Timings. Da FED und EZB ihren gegenwärtigen Konvergenztrend 2007 weiterführen sollten, könnten diese Kosten bis Mitte 2007 auf circa 1,2 Prozent sinken. Somit scheine eine erneute Outperformance des US-Rentenmarkts gegenüber Europa tatsächlich möglich. „Nach Jahren der berechtigten Vorsicht gegenüber US-Anleihen sind die strukturellen Vorteile des Rentenmarkts wie Größe, Liquidität, Vielfältigkeit, die Möglichkeit von Zusatzerträgen und Diversifikationsnutzen im Licht zeitlicher Argumente – also dem aktuellen Zinszyklus – nun neu zu bewerten. Diese Meinung vertreten wir übrigens nicht nur ‚auf dem Papier’, sondern wir positionieren auch unsere Portfolios seit geraumer Zeit entsprechend“, so Mewes’ Fazit.

Christoph Bergweiler, Leiter Distribution Sales bei JPMorgan Asset Management in Frankfurt, ergänzt: „Für europäische Anleger bietet sich derzeit an, die attraktiven Renditechancen auszunutzen, die die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum erschließt“. Er unterstreicht, dass globale Rentenfonds aufgrund der starken Indexgewichtung der USA diesen Markt gut abdecken, und damit unter Diversifizierungsgesichtspunkten auch für vorsichtige Anleger ein ideales Basisinvestment bilden.

Um die Ertragsmöglichkeiten in den USA Märkten auch tatsächlich ausnutzen zu können, sollten die Investments laut Bergweiler jedoch währungsgesichert erfolgen. „Die aktuelle Wechselkursvolatilität kann den Anleger sonst teuer zu stehen kommen.“ Mit der Kurssicherung seien zwar Performanceabschläge verbunden, aufgrund der Konvergenz werden diese jedoch zunehmend niedriger.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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