Kommentar
16:01 Uhr, 19.02.2016

Wie würden Sie auf Minuszinsen reagieren?

Laut einer Umfrage der ING würden 80% der Deutschen ihr Konto leerräumen, wenn sie Strafzinsen auf Guthaben zahlen müssten

Bei Minuszinsen würden 80 % der Bundesbürger ihr Konto räumen. Das schreibt heute das Handelsblatt unter Berufung auf eine Studie der ING-Bank. Viele Deutsche würde sich nach anderen Anlageformen umschauen, heißt es. Weil aber auch an den Märkten gerade turbulente Zeiten herrschen, würden 44 Prozent der Befragten einen "sicheren Aufbewahrungsort" für das Ersparte bevorzugen.

Das sind eindeutige Zahlen. In der Praxis würde es jedoch ganz anders kommen. Gut möglich, dass viele Sparer ihr Konto erstmal räumen. Aber dann, wohin mit dem Geld? Die Renditen von Staatsanleihen sind ebenfalls negativ. Aktien- oder Fonds sind im Land der Aktienmuffel für viele auch keine Alternative. Bleibt nur noch das heimische Kopfkissen. Einen eigenen Tresor haben nur wenige Bundesbürger. Die meisten Sparer würden sehr schnell feststellen, dass sie sich mit einer größeren Bargeldsumme sehr unwohl fühlen. Die Angst vor Einbrechern oder einem Feuer, das das Vermögen vernichten könnte, würde sehr schnell das Sicherheitsdenken der Deutschen auf den Plan rufen.

Rechnen wir mal nach

Wenn wir derzeit von Minuszinsen sprechen, dann gehen wir von Sätzen maximal im Bereich des Einlagenzinses von minus 0,3 Prozent aus. Bei einer Summe von 10.000 Euro entspricht das einem jährlichen Strafzins von 30 Euro. Ich prognostiziere, dass es den meisten Sparern 30 Euro wert sein wird, ihr Erspartes "sicher" aufbewahrt zu wissen. Bei der Anschaffung eines vernünftigen Tresors kann man mit Kosten im niedrigen vierstelligen Bereich kalkulieren. Das rechnet sich nur bei größeren Sparvermögen oder wenn man davon ausgeht, dass die Phase negativer Zinsen mehrere Jahre anhalten wird. In Mietwohnungen darf man einen Tresor in vielen Fällen nicht fest verbauen. Mobile Geldschränke bieten keinen ausreichenden Schutz vor Einbrechern. Ich gehe deshalb davon aus, dass die Einführung negativer Zinsen weitaus geringere Auswirkungen hätte, als dies gemeinhin befürchtet wird.

19 Kommentare

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  • P_44
    P_44

    Ich würde darauf gar nicht reagieren. ... Die Sparkonten mit der Kaution habe ich aufgrund der gesetzlichen Anforderungen. (Mir egal, wenn das Geld da weniger wird - ist ja nicht mein Geld.) ... Das Sparkonto bei meiner Hausbank habe ich, damit keine Kontoführungsgebühren anfallen. Das könnte man dann vielleicht regelmäßig leerräumen, nicht nur ein oder zwei Mal im Jahre. ... Und wenn bei der IngDiba Geld auf dem Verrechnungskonto ist, dann nur deshalb, weil ich (noch) nicht weiß, was ich kaufen soll, bzw. weil ich ohnehin der Meinung bin, dass es besser ist, derzeit nichts zu kaufen. Nach dem Motto: Besser -3% als -30%.

    19:49 Uhr, 22.02.2016
  • PAOK
    PAOK

    Einmal mehr ein super Artikel der ein Thema anspricht das meiner Meinung nach in naher Zukunft eintreten wird. Nüchtern betrachtet hat Herr Gansneder absolut recht.

    In Deutschland geht es denke ich einzig und allein darum dass keine der bekannten Banken (Sparkassen, Genobanken, DB/PB oder Coba) die erste sein will die diesen Schritt geht. Einfach aus Angst vor einem "Imageschaden". Da werden zunächst Wege gesucht wie man "durch die Hintertür" via Gebührenerhöhungen von Serviceleistungen Kosten decken und dem Kunden in Rechnung stellen kann.

    Top Artikel auf jeden Fall. Danke dafür.

    08:41 Uhr, 20.02.2016
  • Chamäleon
    Chamäleon

    Geld ist sicher bei der Bank? Weit gefehlt.

    Ich wollte mein Kopfkissen Bares in einem Schließfach bei meiner Bank deponieren.

    Bei nachfrage was und wieviel davon versichert ist, bkam ich zur Antwort: Bargeld ist nicht

    versichert. Das muß man sich erstmal vorstellen, dass die Bank sich selbst nicht traut.

    So`n Schei... jetzt werde ich wahrscheinlich für einige tausend € Klopaper kaufen, denn gegen Brand ist es versichert, und gebraucht wird`s immer.

    Ich weiß nur noch nicht wie ich die alle ins Schließfach krieg.:-)

    21:45 Uhr, 19.02.2016
    2 Antworten anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Ich räume schon die Matratze aus.....

    20:06 Uhr, 19.02.2016
  • Löwe30
    Löwe30

    Wie unsicher größere Ersparnisse auf einer Bank sind, hat man doch in Zypern erleben können.

    16:46 Uhr, 19.02.2016
  • xarcox
    xarcox

    Renditen von Staatsanleihen sind auch schon negativ.Aber wer kauft den so was,wenn ich schon vorn herein weiß,ich mach Verlust.Einfach rätzelhaft.Sind das wo möglich Banken,die dann wieder nach dem Steuerzahler rufen,wenn der Verlust zu stark steigt.

    16:35 Uhr, 19.02.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Mitdenker
    Mitdenker

    Na dann liebe Politiker müsst ihr schnell unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung den Bargeldverkehr einfrieren, dann kann euer Handlanger EZB auch die Zinsen auf -0,9 setzen und die Banken noch eine Marge von 0,4 raussetzen... los gehts.....

    16:26 Uhr, 19.02.2016

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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