Wie wird sich die rückläufige Einwanderung auf die US-Wirtschaft auswirken?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Deutlichere Einwanderungsbeschränkungen durch die Trump-Regierung könnten jedoch größere Auswirkungen haben.
Es wird erwartet, dass die Nettozuwanderung auf 750.000 Personen pro Jahr zurückgehen wird, was deutlich unter dem Zuwachs der letzten drei Jahre liegt, aber nur mäßig unter dem normalen Wert von vor der Pandemie, schreiben die Ökonomen Elsie Peng, David Mericle und Alec Phillips von Goldman Sachs Global Investment Research in ihrem Bericht. Nach ihrer Basisschätzung dürften die Auswirkungen von Veränderungen bei der Zuwanderung auf das BIP begrenzt sein: Das langsamere Einwanderungstempo würde 30 bis 40 Basispunkte weniger zum Potentialwachstum des US-BIP beitragen, als dies von 2023 bis 2024 der Fall war, dennoch wären das lediglich fünf Basispunkte weniger als vor der Pandemie.
Abb. 1: US-Nettoeinwanderung rückläufig
Nach dem Höchststand in 2023 prognostiziert Goldman Sachs Global Investment Research, dass sich die US-Nettoeinwanderung wieder auf ein Niveau zubewegen wird, das mit den Werten von vor der Pandemie vergleichbar ist. Diese Prognose von Goldman Sachs Research ist in der gepunkteten Linie dargestellt.
Quelle: Transactional Records Access Clearinghouse, Department of Homeland Security, Congressional Budget Office, Goldman Sachs Global Investment Research
Diese Basisprognose des Research Teams für eine geringere Zuwanderung basiert auf der Erwartung einer erhöhten Grenzsicherheit und anderer verstärkter Maßnahmen zur Kontrolle der Zuwanderung sowie auf einer als eher moderat eingeschätzten Zunahme der Abschiebungen.
Darüber hinausgehende Maßnahmen der Trump-Administration könnten die Nettozuwanderung weiter reduzieren und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft verstärken.
Was bedeutet eine geringere US-Einwanderung für den Arbeitsmarkt?
Die Auswirkungen einer geringeren Zuwanderung auf das Lohnwachstum und die Inflation dürften begrenzt sein, da der US-Arbeitsmarkt derzeit im Gleichgewicht ist, so Goldman Sachs Global Investment Research. Auf dem Höhepunkt lag der Zuwachs der Erwerbsbevölkerung durch Zuwanderung um 100.000 Personen pro Monat über dem normalen Wert von vor der Pandemie. Seitdem ist er auf 40.000 über dem normalen Niveau gesunken und wird voraussichtlich bis Anfang 2026 auf den Normalwert zurückkehren.
Goldman Sachs Research argumentiert, dass die Arbeitslosenquote in den USA nicht mehr steigen, sondern sinken wird, weil die Nachfrage nach Arbeitskräften nach wie vor ausgeglichen ist: Die Entlassungsquote ist historisch niedrig, die Zahl der offenen Stellen ist hoch, und das Wachstum der Erwerbsbevölkerung wird jetzt, da sich die Zuwanderung verlangsamt, besser zu bewältigen sein. Die Ökonomen von Goldman Sachs sind zwar der Meinung, dass die an sich zu erwartende Entwicklung der Arbeitslosenquote etwas niedriger ist – die Arbeitslosenquote ist in den letzten zwei Monaten leicht auf 4 % gesunken –, doch sie weisen auch darauf hin, dass das harte Vorgehen gegen nicht autorisierte Einwanderer dazu führen könnte, dass mehr von ihnen arbeitslos werden. Diese Dynamik könnte sich allerdings in den offiziellen Statistiken nicht niederschlagen, da Einwanderer, die Angst haben, arbeiten zu gehen, möglicherweise auch nicht bereit sind, auf Erhebungen zur Beschäftigung zu antworten.
Abb. 2: Wachstum der Erwerbsbevölkerung durch Einwanderung rückläufig
Das aus der Einwanderung resultierende Wachstum der US-Erwerbsbevölkerung erreichte zum Jahreswechsel 2023/24 seinen Höhepunkt. Seither ist ein Rückgang zu verzeichnen, der sich aufgrund der restriktiven Maßnahmen der Trump-Administration in nächster Zeit verstärkt fortsetzen könnte.
Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research. Die schwarze Linie zeigt den Beitrag eines im normalen Trend liegenden Zuwanderungsniveaus.
Reduzierte Einwanderung wird die größten Auswirkungen auf Landwirtschaft und Baugewerbe haben
Die von der US-Regierung vorgenommenen Änderungen bei der Durchsetzung der Einwanderungsbestimmungen zielen auf Asylbewerber, auf Personen mit Bewährungsauflagen, auf Personen mit befristetem Schutzstatus und auf Personen, die die Grenze illegal überqueren. Der starke Rückgang der Nettozuwanderung, der seit Mitte des vergangenen Jahres zu beobachten war, ist nicht auf die Inhaber von Visa oder Green Cards, sondern auf diese Gruppe zurückzuführen. Einwanderer, die nicht Inhaber eines Visums oder einer Green Card sind, umfassen 4 bis 5 % aller Arbeitskräfte in den USA, und in einigen Branchen, wie der Getreideproduktion, der Lebensmittelverarbeitung und dem Baugewerbe, machen sie 15 bis 20 % aus.
"Der plötzliche Verlust eines erheblichen Anteils dieser Arbeitskräfte könnte für viele dieser Branchen sehr störend sein", schreibt das Goldman Sachs Research Team. Es könnte zu vorübergehenden Produktionsengpässen, Verknappung und Preissteigerungen kommen.
In der Basisprognose des Research Teams handelt es sich bei den 750.000 Nettozuwanderern pro Jahr hauptsächlich um Inhaber von Visa und Green Cards. Es wird erwartet, dass die etwa 500.000 Abschiebungen weitgehend ausgeglichen werden durch die etwa 500.000 Personen, die als Asylbewerber und Illegale neu ins Land kommen, was am unteren Ende der vor der Pandemie verzeichneten Relation liegt.
Die Einwanderungspolitik der Regierung könnte an Grenzen stoßen, unter anderem durch die Zahl der verfügbaren Vollzugsbeamten und den begrenzten Platz in den Auffangeinrichtungen. Es wird erwartet, dass der Kongress im Laufe dieses Jahres mindestens 100 Milliarden USD an zusätzlichen Mitteln bereitstellt, von denen ein Großteil wahrscheinlich für die Einstellung weiterer Vollzugsbeamter verwendet werden wird.
Aktuelle Analysen und Trends aus dem Finanzsektor findest Du auch im kostenlosen KnowHow-Magazin von Goldman Sachs unter www.gs.de
Dieser Artikel wird ausschließlich zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen stellen keine Empfehlung einer Goldman Sachs-Einheit für den Empfänger dar, und Goldman Sachs erteilt weder durch diesen Artikel noch für den Empfänger eine Finanz-, Wirtschafts-, Rechts-, Anlage-, Buchhaltungs- oder Steuerberatung. Weder Goldman Sachs noch eines seiner verbundenen Unternehmen gibt eine ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherung oder Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der in diesem Artikel enthaltenen Aussagen oder Informationen, und jegliche Haftung (einschließlich in Bezug auf direkte, indirekte oder Folgeschäden) wird ausdrücklich abgelehnt.
Quelle: Dieser Beitrag erschien am 20. Februar 2025 auf www.goldmansachs.com unter dem Titel „How will declining immigration impact the US economy?“ im Bereich Insights/Articles. Bitte beachte, dass die darin getroffenen Aussagen keine Anlageempfehlungen darstellen.
Bitte beachte unsere Hinweise zu Risiko, Haftungsausschluss und Impressum, die Du hier findest.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.