Kommentar
23:58 Uhr, 17.05.2013

Wie war das damals nochmal?

Der Dow Jones Index befindet sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts in einer langfristigen Rally. Wie sich dieser Aufwärtstrend in unterschiedliche Marktphasen aufteilt und wie er sich in den kommenden Jahren weiterentwickelt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Erwähnte Instrumente

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

in meinem letzten Wochenendkommentar (hier klicken) habe ich den Blick auf den ultralangfristigen Kursverlauf des Dow Jones Index geworfen und die Frage in den Raum gestellt, ob wir nach 13 Jahren hochvolatilem Seitwärtsmarkt noch wissen, wie ein großer Bullenmarkt aussieht und sich anfühlt. Die Chance ist gegeben, dass mit der jüngsten Rally der Seitwärtsmarkt der letzten 13 Jahre endet und ein neuer, großer Rallyabschnitt beginnt.

Heute wollen wir uns einen alten Ausbruch anschauen, um zu sehen wie der Index früher auf ein vergleichbares Signal reagiert hat. Das letzte große Kaufsignal dieser Art finden wir Anfang 1983, damals hat der Dow Jones eine 17jährige Seitwärtsphase nach oben hin aufgelöst. Dieser Übergang von großem Trendlosmarkt in einen starken Trendmarkt werden wir jetzt genauer unter die Lupe nehmen, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie die Marktteilnehmer damals reagiert hatten. Anbei nochmals der ultralangfristige Dow Jones Chart mit Darstellung der Trendphasen (grün) und Korrekturphasen (blau), hier noch ergänzt durch die Markierung des erwähnten Ausbruchs 1983 (roter Kreis):


Zunächst: Was bringt ein solcher Vergleich einer Ausbruchssituation 1983 mit heute? Dieser Vergleich soll uns einfach nur vor Augen führen, welche Bewegungen möglich ist. Unser momentaner Blick auf die Märkte ist noch etwas benebelt durch 13 Jahre volatilen Jojo-Markt, durch diverse Krisen und längere und kürzere Crashs. Wir sind momentan also in gewisser Weise vorbelastet, die Vorstellungskraft ist gehemmt und könnte sich dadurch eventuell negativ auf das Trading auswirken.

Anleger heute befinden sich mental an einem komplett anderen Punkt wie in den 50-60er oder 80-90er Jahren. Damals war die Devise: Jeden Rücksetzer kaufen. Und das hat geklappt. Jahr für Jahr, über einen langen Zeitraum. Von so einer Haltung sind die Anleger momentan noch weit entfernt. Es überwiegen nach wie vor Skepsis und Zurückhaltung, an vielen Marktteilnehmern ist die massive Rally seit dem Herbst 2011 vorbeigegangen. Somit sind sie nicht investiert und warten mit Spannung auf Kursrücksetzer, um sich in die Rally einzukaufen.

Doch solche Rücksetzer sind in Rallyphasen rar, Korrekturen verlaufen entweder seitwärts oder ultrakurz und crashartig. Aus diesem Grund wollen wir jetzt die Lupe auf die frühen 80er Jahre werfen, um zu schauen, wie der Dow damals den Übergang vom 17jährigen Seitwärtsmarkt in einen 18jährigen Bullenmarkt vollzogen hat. Vorweg: Ich möchte bei dem Vergleichszenario keinesfalls andeuten, dass es dieses Mal so laufen muss wie damals. Es ist nur eine Möglichkeit von vielen, wie das Verhalten der Marktteilnehmer aussehen könnte. Es soll unsere Sinne schärfen und uns bewusst machen, wie Extremsituationen aussehen können, die wir in den vergangenen 13 Jahren so nicht zu sehen bekommen haben.

Auch ist die Ausgangslage unmittelbar vor dem Ausbruch dieses Mal ganz anders. Damals startete der Dow aus einer über einjährigen Abwärtskorrektur (Mai 1981 - August 1982) heraus die Ausbruchsbewegung. Aktuell läuft die Ausbruchsbewegung aus einer Rallybewegung seit 2009 heraus, wobei dieses Mal unmittelbar zuvor lediglich eine bullische, steigende Seitwärtskorrektur (März 2012 - November 2012) zwischengeschaltet war.

Hier der Ausschnitt des Dow Jones Index vom 15.08.1980 bis 21.02.1986 (log. Kerzendarstellung / 1 Kerze = 1 Woche)


Im November 1982 erreichte der Dow Jones wieder sein Allzeithoch aus dem Jahr 1973 bei 1.067 Punkten und startete dort zunächst eine volatile Seitwärtskonsolidierung. Stärkere Verkäufe fanden nicht statt, der Index vollzog schließlich Anfang 1983 den Ausbruch nach oben. In der Folge ging es mehrere Monate weiter nach oben, bis sich der Kursverlauf schließlich einkeilte. Anfang 1984, also ein Jahr nach dem Ausbruch, startete nach einer Performance von über 21% ab dem Ausbruch schließlich eine größere Korrektur, als der Keil nach unten hin verlassen wurde.

Diese Korrektur führte den Index nahe an das alte Allzeithoch heran, welches jedoch nicht ganz erreicht wurde. Bereits knapp darüber standen genügend Käufer bereit, um endlich ihren Einstieg in die Rally zu bekommen. Was dann folgte, ist Geschichte: Bis zum Crash im Oktober 1987 ging es nur noch steil nach oben, vom Ausbruchspunkt bis zum Hoch in 1987 (2.747 Punkte) legte der Dow Jones unglaubliche 157 % in vier Jahren zu!

Damit kommen wir zur heutigen Situation. Seit dem Ausbruch im März hat der Dow Jones bislang knapp 8 % zulegen können. Die Saisonalität mit Topbildungen im April oder Mai wurde bislang (!) ignoriert, zu sehr waren und sind die Bullen mit der Ausbruchsbewegung beschäftigt. Mögliche Verlaufsszenarien habe ich nun im aktuellen Chart vom 26.12.2008 bis 17.05.2013 (log. Kerzendarstellung / 1 Kerze = 1 Woche) eingezeichnet:


In blau ist hier das Szenario eingezeichnet, welches in etwa dem Verlauf von 1983 - 1985 entspricht, also eine Abschwächung der aktuell beschleunigten Rally in den kommenden Wochen und Monaten (evtl. Einkeilung) mit anschließender, schwungvoller Korrektur im Herbst. Diese könnte das Ausbruchslevel bei 13.700 - 14.200 Punkte erreichen oder aber knapp darüber enden. Danach könnte entweder die dynamische, beschleunigte Rally beginnen oder aber alternativ eine größere Seitwärtskorrektur bis ins Jahr 2014 hinein starten. Diese Alternativen sind blau gestrichelt dargestellt.

Da die Ausgangslage mit den Kursmustern der letzten vier Jahre dieses Mal ungleich bullischer ist als Anfang der 80er Jahre, kommt auch die rot gestrichelte Variante ins Gespräch. Demnach wird der Dow nicht lange an der Pullbacklinie (grau) konsolidieren oder diese ganz ignorieren und direkt darüber ausbrechen. Die Folge wäre eine Rallybeschleunigung wie in den 90er Jahren in Richtung 24.000 - 25.000 Punkte. Eine größere Zwischenkorrektur wäre jetzt erst bei einem nachhaltigen Abtauchen unter 13.500 zu erwarten. Damit würde nicht zwangsläufig ein größerer Bärenmarkt starten, die steile Rally in Richtung 24.000 - 25.000 Punkte wäre damit nur aufgeschoben um ein paar Monate oder Jahre. Kritischer wird es erst unterhalb von 12.000 Punkten.


Ein schönes Wochenende und viel Erfolg,

André Rain - Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de

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Über den Experten

André Rain
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Technischer Analyst und Trader

André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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