Kommentar
17:47 Uhr, 09.12.2019

Wie viel dürfen Demokratie und Wohlstand kosten?

Hong Kongs Wirtschaft erlebt einen historischen Einbruch. Anlegern bleibt hingegen eine Katastrophe erspart. Ist das vielleicht sogar eine Chance?

Drei Länder auf der Welt machen gerade schwere Zeiten durch. Hong Kong ist eines davon und über Hong Kong wird auch bei uns am meisten berichtet. Chile und Libanon sind eher Randnotizen. Es geht in diesen Ländern auch nicht um die gleiche Sache. In Chile und im Libanon gehen die Proteste auf Ungleichheit zurück. In Hong Kong geht es um Unabhängigkeit und Demokratie.

Was auch immer der Grund für die Proteste ist, das Resultat ist das gleiche. Betrachtet man die Einkaufsmanagerindizes dieser drei Länder, kommt man nicht umhin einen massiven Einbruch zu erkennen (Grafik 1).


Bemerkenswert sind dabei zwei Entwicklungen. Die erste ist das absolute Niveau. Es erreicht in allen Länder historische Tiefs. Die zweite ist die Geschwindigkeit des Einbruchs. Innerhalb eines Monats verschlechterte sich die Stimmung noch nie so schnell wie jetzt (Grafik 2). Die längere Zeitreihe für Chile zeigt, dass selbst die Finanzkrise dagegen kaum der Rede wert ist.

Dass die Einkaufsmanager schlecht gelaunt sind, ist nicht überraschend. Die wirtschaftliche Aktivität bricht massiv ein. In Hong Kong gingen die Einzelhandelsumsätze gegenüber dem Vorjahr um 25 % zurück. Selbst während der Finanzkrise war es nicht so schlimm.

In Chile dauern die Proteste noch nicht so lange an, doch auch hier sind die Auswirkungen kaum zu übersehen. Die Umsätze sind zuletzt gegenüber dem Vorjahr um 12 % eingebrochen. Für den Libanon gibt es diese Daten nicht. Man kann sich aber denken, dass es dort kaum besser läuft.

Die Wirtschaftsaktivität dieser Länder geht in katastrophalem Tempo zurück. Solche Einbrüche kennt man sonst nur aus sanktionierten Ländern wie dem Iran oder Venezuela, das praktisch keine Wirtschaft mehr hat.

Früher oder später führt der Stillstand zur Massenarbeitslosigkeit und einem Anstieg der Armut. Genau das soll etwa in Chile ja eigentlich verhindert werden. Man wünscht sich weniger Ungleichheit und mehr Wohlstand für alle. Bevor es soweit kommt, kostet es erst einmal. Wie Hong Kong und Chile zeigt, dürfen die Kosten hoch sein.

Für Anleger war das bisher überraschenderweise keine Katastrophe. Der Leitindex in Hong Kong ist keine 20 % zurückgegangen. Ähnlich sieht es in Chile aus. In Hong Kong lässt sich das erklären, da die meisten Unternehmen im Hang Seng Index chinesische Unternehmen sind und nicht aus Hong Kong stammen. In Chile ist die Gewichtung ausländischer Unternehmen geringer. Umso überraschender ist daher wie robust der Markt eigentlich reagiert.

Anleger scheinen schon wieder Morgenluft zu wittern. Vielleicht sollte man das selbst auch tun. Eine Beruhigung der Lage kann innerhalb kurzer Zeit 20-25 % Rendite bringen. Die Lage scheint in Hong Kong noch länger problematisch zu bleiben. Im Libanon kann man nur schlecht investieren. Es bleibt Chile, das für Anleger interessant sein dürfte.

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25 Kommentare

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  • Joe.
    Joe.

    Demokratie ist tatsächlich zu billig - wer unter 120k euro jährlich verdient sollte überhaupt nicht wählen dürfen! .

    10:35 Uhr, 10.12.2019
    3 Antworten anzeigen
  • petervonbremen
    petervonbremen

    Was für ein Überschrift!!

    Vielleicht wäre es angebracht, dass auch Wirtschaftsfachleute einmal den Weg aus deren Hamsterrad fänden. Ein Blick auf das wirkliche Leben scheint mir angebracht. Demokratie ist schließlich unbezahlbar. Leider wird man Demokratie auch in Deutschland vergeblich suchen. Wem nützt es schon, wenn man ungestraft extrem negativ über Politiker äußern darf? Mir jedenfalls nicht. Auch argumentativ hochwertige Kritik gegen politische Entscheidungen in Deutschland, wird zu keiner Änderung führen. Was interessieren einen da irgendwelche Artikel über fallende oder steigende Börsenkurse in Zusammenhang mit Diskussionen über Demokratie??. - Das kommt doch der Einstellung sehr nahe: ich kaufe nicht mehr bei Moslems oder Juden oder Roma oder Schwulen - Auch, wenn der Artikel wohl nicht so gemeint sein wird, finde ich die Gedankenlosigkeit schon erschreckend.

    07:49 Uhr, 10.12.2019
    1 Antwort anzeigen
  • JürgneDax
    JürgneDax

    Hallo

    23:28 Uhr, 09.12.2019
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Ich würde sagen, vier Länder auf der Welt machen gerade schwere Zeiten durch. Wir gehören mit dazu, denn nur wenige Länder leisten sich soviel unfähige Politiker wie wir.

    23:20 Uhr, 09.12.2019
  • wolp
    wolp

    Was für eine Frage..

    20:08 Uhr, 09.12.2019
    1 Antwort anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Kosta fast gar nix

    20:04 Uhr, 09.12.2019
  • 1 Antwort anzeigen
  • 2 Antworten anzeigen
  • Market Impact
    Market Impact

    Demokratie und Freiheit sind unbezahlbar.

    19:17 Uhr, 09.12.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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