Wie Trumps Zollpolitik die Aktienmärkte belastet
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Seit seinem erneuten Amtsantritt im Januar 2025 verfolgt US-Präsident Donald Trump eine aggressive Zollpolitik, um das Handelsdefizit zu reduzieren und die heimische Wirtschaft zu stärken. Der Plan ist, dass hohe Zölle auf Importe aus China, Mexiko, Kanada und der EU ausländische Produkte verteuern und die inländische Produktion fördern sollen.
Doch solche Zölle haben oft unbeabsichtigte Folgen. Sie verteuern Importe, wodurch Preise für Verbraucher steigen und das Wirtschaftswachstum gebremst wird. Zudem drohen Vergeltungsmaßnahmen betroffener Handelspartner, die US-Exporte treffen könnten.
Die Lage an den Finanzmärkten ist unsicher. Investoren reagieren nervös auf Handelskonflikte, was bereits zu Kurseinbrüchen geführt hat. Unternehmen kämpfen mit steigenden Kosten, sinkenden Gewinnmargen und erschwerten Investitionsentscheidungen. Wir werfen einen Blick auf die betroffenen Länder und Produkte, die Auswirkungen auf europäische Konzerne und die möglichen negativen Aussichten auf die Börsen 2025.
Zollthematik allgemein: Welche Länder sind betroffen?
Seit Februar 2025 hat die US-Regierung unter Präsident Donald Trump eine Reihe von Strafzöllen eingeführt, die verschiedene Länder und Produkte betreffen. Die wichtigsten Maßnahmen betreffen:
- Mexiko und Kanada: Auf Importe aus diesen Nachbarländern wurden Zölle von 25 % erhoben. Allerdings wurden diese Zölle nach Verhandlungen über eine verstärkte Grenzüberwachung für 30 Tage ausgesetzt, traten dann schließlich aber Anfang März in Kraft, sind aktuell aber größtenteils wieder bis Anfang April außer Kraft.
- China: Auf chinesische Waren wurden zusätzliche Zölle von zusätzlich 10 %, also insgesamt 20 % eingeführt. Diese traten am 4. März 2025 in Kraft.
- Stahl- und Aluminiumimporte: Ab dem 12. März 2025 gelten zusätzliche Zölle von 25 % auf Stahl- und Aluminiumimporte aus allen Ländern, einschließlich der EU, Kanada und Mexiko. Diese Maßnahme soll die US-Industrie schützen und stützt sich auf Section 232 des Trade Expansion Act, der Gründe der nationalen Sicherheit anführt.
Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder
Die von den USA verhängten Zölle haben weltweit zu Reaktionen geführt, wobei betroffene Länder sowohl diplomatische als auch wirtschaftliche Gegenmaßnahmen ergreifen.
Kanada
Premierminister Justin Trudeau kündigte unmittelbar nach Inkrafttreten der US-Zölle Gegenzölle von 25 % auf US-Importe im Wert von 30 Milliarden kanadischen Dollar an, mit einer Ausweitung auf weitere 125 Milliarden Dollar innerhalb von drei Wochen. Trudeau betonte die Notwendigkeit, für Kanada und die Kanadier einzustehen.
Wir wollen nicht hier sein. Wir haben nicht danach gefragt, aber wir werden für Kanada und die Kanadier einstehen.
Justin Trudeau | Premierminister von Kanada
Mexiko
Präsidentin Claudia Sheinbaum setzt auf Dialog und kündigte an, Gegenmaßnahmen als Teil eines “Plan B” bekanntzugeben. Sie betonte die Bedeutung des Dialogs und der Zusammenarbeit, um eine Eskalation des Handelskonflikts zu vermeiden.
China
Als Reaktion auf die Verdopplung der US-Zölle auf chinesische Waren auf 20 % kündigte China Gegenzölle auf US-Agrarprodukte an. Außenminister Wang Yi kritisierte die US-Politik scharf und warnte davor, dass die Welt zum “Gesetz des Dschungels”, also das Recht des Stärkeren, zurückkehren würde, wenn Länder ausschließlich ihren eigenen Interessen folgen würden.
Europäische Union
Nach der Ankündigung von US-Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Gegenmaßnahmen an. Diese könnten Zölle auf US-Produkte wie Motorräder, Jeans und Erdnussbutter umfassen.
Diese Gegenmaßnahmen verdeutlichen die Spannungen im internationalen Handel und die potenziellen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft.
Ziel der US-Zölle: Handelsdefizit reduzieren
Ein zentrales Ziel der US-Zollpolitik unter Präsident Trump ist die Reduzierung des Handelsdefizits. Die USA importieren demnach deutlich mehr Waren, als sie ins Ausland exportieren. Das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten hat in den letzten Jahren historische Höchststände erreicht, was die Regierung als Zeichen für unfaire Handelspraktiken und eine Schwäche der heimischen Industrie wertet.
Durch die Einführung von Zöllen sollen Importe verteuert und somit der Konsum inländischer Produkte gefördert werden. Allerdings weisen Ökonomen darauf hin, dass solche Maßnahmen auch zu höheren Preisen für Verbraucher führen und globale Lieferketten stören können. Zudem besteht die Gefahr von Vergeltungsmaßnahmen durch Handelspartner, was den internationalen Handel weiter belasten könnte.
Insgesamt bleibt abzuwarten, ob die Zollpolitik der USA das angestrebte Ziel einer Reduzierung des Handelsdefizits erreicht oder ob die negativen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft überwiegen werden.
Warum 2025 kein gutes Börsenjahr wird
Auswirkungen der Zollpolitik auf die Weltwirtschaft und ein Blick auf den historischen Vergleich
- Steigende Kosten und Inflation: Importierte Waren würden deutlich teurer, was die Lebenshaltungskosten in den USA erhöht und die Inflation antreibt. Schätzungen der National Retail Federation deuten darauf hin, dass ein 20 %-Zoll auf Konsumgüter die jährlichen Kosten für US-Haushalte um bis zu 3.000 Dollar steigern könnte. Die Federal Reserve könnte gezwungen sein, die Zinssätze anzuheben, um die Preisstabilität zu sichern. Höhere Zinsen verteuern Kredite für Unternehmen, reduzieren deren Investitionsspielraum und drücken die Gewinne – ein direkter negativer Effekt auf die Aktienkurse.
- Wirtschaftswachstum unter Druck: Laut einer Analyse der Tax Foundation könnte die Zollpolitik das US-BIP langfristig um 0,2 bis 0,5 % senken, abhängig von der Intensität der Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder. Für exportabhängige Volkswirtschaften wie Deutschland, dessen Exporte in die USA etwa 10 % des BIP ausmachen, wäre dies ein zusätzlicher Schlag. Der deutsche DAX, der stark von exportorientierten Unternehmen geprägt ist, könnte daher überdurchschnittlich leiden.
- Beispiel aus der Vergangenheit: Ähnliche Effekte waren bereits 2018/2019 während des ersten Handelskriegs mit China zu beobachten. Damals führten 25 %-Zölle auf chinesische Waren zu einem Rückgang des S&P 500 um 6 % innerhalb weniger Monate, begleitet von erhöhter Volatilität.
Seit der Ankündigung der neuen Zölle im März 2025 ist der S&P 500 bereits um etwa 5 % gefallen, während der VIX – ein Indikator für die Marktstimmung, oft als “Angstbarometer” bezeichnet – um über 30 % gestiegen ist.
Politische Unsicherheit und Vergeltungsmaßnahmen
- Marktvolatilität: Die Unsicherheit über die Dauer und das Ausmaß der Handelskonflikte erhöht die Schwankungen an den Börsen. Historisch gesehen führt geopolitische Unsicherheit zu einem Rückgang der Unternehmensinvestitionen – ein Trend, der sich laut Studien des Internationalen Währungsfonds (IWF) auch 2025 fortsetzen könnte.
- Politische Wendepunkte: Die Zollpolitik könnte durch diplomatische Entwicklungen schnell an Schärfe verlieren, etwa durch Verhandlungen oder Wahlausgänge. Diese Unvorhersehbarkeit macht es für Investoren schwierig, langfristige Strategien zu entwickeln, und verstärkt den Druck auf kurzfristige Anpassungen.
Mögliche Absicherungen
Angesichts der beschriebenen Herausforderungen ist es für Anleger ratsam, ihr Portfolio sorgfältig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen:
- Erhöhung der Liquidität: Eine höhere Cashquote kann Schutz vor plötzlichen Markteinbrüchen bieten und Flexibilität ermöglichen, um bei Kurskorrekturen zu agieren. Historisch gesehen haben Anleger mit ausreichender Liquidität in Krisenzeiten oft besser abgeschnitten.
- Money Management: Ein striktes Risikomanagement ist entscheidend. Dies kann beinhalten, Verlustgrenzen zu setzen und den Einsatz in volatilen Märkten zu reduzieren.
- Diversifikation: Eine breite Streuung des Portfolios kann helfen, Verluste abzufedern. Defensive Sektoren und Märkte, die weniger von den US-Zöllen betroffen sind, könnten dabei eine Rolle spielen.
Politische Börsen haben kurze Beine
Dennoch sollten Anleger bedenken, dass politische Turbulenzen an den Börsen oft kurzfristig sind. Eine überstürzte Flucht aus dem Markt könnte langfristige Chancen kosten. Ein ausgewogenes Vorgehen, das sowohl Risiken als auch Chancen berücksichtigt, ist daher entscheidend. Sollte Trump tatsächlich die Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada wieder komplett zurückziehen, könnten wir einen ähnlichen Verlauf des US-Aktienmarktes wie bereits zu Trumps erster Amtszeit erleben.
Deutschland: Welche Aktien sind besonders betroffen?
Die US-Zollpolitik hat unterschiedliche Auswirkungen auf europäische Unternehmen, insbesondere solche, die vom US-Markt oder globalen Lieferketten abhängig sind:
Automobilsektor: Volkswagen
Unternehmen wie Volkswagen sind betroffen, da sie Produktionsstätten außerhalb Europas, etwa in Mexiko, nutzen. Die Zölle auf mexikanische Importe erhöhen die Kosten für Fahrzeuge, die in die USA geliefert werden. Dies könnte zu höheren Preisen für Kunden oder zu geringeren Gewinnmargen für das Unternehmen führen, was die Aktie belastet.
Nach einem schwierigen Jahr 2024, in dem die VW-Aktie über 23 % an Wert einbüßte, bleibt sie im größeren Kontext in einer Abwärtsbewegung. Dennoch konnte sie sich seit dem Tief im Dezember um mehr als 36 % erholen. Derzeit notiert die Aktie knapp unterhalb der Widerstandszone zwischen 116 EUR und 120 EUR, die es zunächst zu durchbrechen gilt. Als Absicherung könnte dagegen die Unterstützungszone zwischen 106 EUR und 100 EUR fungieren.
Stahlsektor: ThyssenKrupp
Im Stahlbereich spürt ein Unternehmen wie ThyssenKrupp, einer der führenden Stahlproduzenten Europas, die Auswirkungen der US-Zollpolitik. Die Zölle auf Stahlimporte in die USA erschweren den Export, was ThyssenKrupp vor die Wahl stellt, entweder Preise zu senken oder Marktanteile aufzugeben. Beides wirkt sich negativ auf die finanzielle Lage und somit auf den Aktienkurs aus.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es Anzeichen dafür, dass ThyssenKrupp von einem großen Rüstungspaket profitieren könnte, insbesondere durch seine Verteidigungsdivision, ThyssenKrupp Marine Systems. Diese Division ist führend bei der Herstellung von U-Booten und Fregatten und hat bereits Lieferungen an mehr als 20 Länder getätigt. Diese positive Entwicklung im Verteidigungssektor könnte die negativen Effekte der US-Tarife ausgleichen.
Die ThyssenKrupp-Aktie verzeichnete seit Jahresbeginn einen sehr starken Anstieg von über 130 % und könnte als nächstes Ziel die Marke von 10 EUR ansteuern, um die Aufwärtsbewegung fortzusetzen. Darüber liegt eine Widerstandszone zwischen 11 EUR und etwa 11,35 EUR, die als potenzieller Widerstand wirken könnte. Sollte der Kurs zunächst zurückfallen, könnte die Unterstützungszone zwischen 7,75 EUR und 8 EUR als mögliche Stütze fungieren.
Chemieindustrie: BASF
In der Chemiebranche sind Unternehmen wie BASF von steigenden Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte betroffen, die durch die Zölle teurer werden. Diese Mehrkosten könnten die Wettbewerbsfähigkeit schwächen, was sich negativ auf die Aktienentwicklung auswirken würde.
Nach einem starken Jahresstart mit einem Anstieg von über 26 % erreichte die BASF-Aktie Anfang März ein neues Jahreshoch von 55 EUR, bevor sie jedoch leicht zurückfiel. Sollte der Kurs zunächst weiter nach unten tendieren, könnte die Unterstützungszone zwischen 51 EUR und 50 EUR als potenzieller Halt dienen.
Fazit
Die von den USA verhängten Zölle sollen das Handelsdefizit reduzieren und die heimische Industrie stärken, führen jedoch zu steigenden Kosten für Unternehmen und Verbraucher. Importpreise steigen, die Inflation zieht an, und betroffene Handelspartner reagieren mit eigenen Maßnahmen. Kanada, China und die EU haben bereits Vergeltungszölle angekündigt, was die wirtschaftlichen Spannungen weiter verschärft und auch Mexiko behält sich Gegenmaßnahmen vor.
Die Aktienmärkte reagieren sensibel auf diese Unsicherheiten und so könnte 2025 ein volatiles Jahr werden. Höhere Produktionskosten und geopolitische Risiken drücken auf die Unternehmensgewinne und das Wirtschaftswachstum. Doch die Vergangenheit zeigt: Politische Börsen haben kurze Beine. Während Handelskonflikte kurzfristig für Turbulenzen sorgen, beruhigen sich die Märkte oft, sobald sich die politische Lage stabilisiert. Eine diplomatische Lösung oder Anpassung der Zölle könnte rasch eine Erholung auslösen. Anleger sollten daher nicht überstürzt handeln, sondern ihre Strategien mit Blick auf langfristige Entwicklungen ausrichten.
Haftungsausschluss
Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar. Es handelt sich um eine journalistische Analyse, die lediglich Informationen bereitstellt und keine individuellen Anlageentscheidungen ersetzt. Investitionen in Aktien und Derivate sind mit Risiken verbunden, bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Alle dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information und sollten nicht als Grundlage für persönliche Anlageentscheidungen genutzt werden.