Kommentar
09:07 Uhr, 24.11.2018

Wie schlimm wird der Kater für die US-Wirtschaft?

Die US-Wirtschaft hat 2018 einen ordentlichen Schluck aus der Pulle genommen. Jetzt kommt der Kater. Aber wie schlimm wird dieser?

2018 neigt sich dem Ende entgegen, sodass man so langsam Bilanz ziehen kann. Insbesondere lässt sich eine Bilanz über die Steuerreform der USA ziehen. Das ist besonders wichtig, denn genau diese Reform hat die Wirtschaft in diesem Jahr angeschoben.

Am meisten haben Unternehmen profitiert. Sie zahlen fast ein Drittel weniger Steuern auf ihre Gewinne. So glücklich können sich Konsumenten nicht schätzen. Vor allem Geringverdiener haben kaum profitiert. Das hat Verbraucher dennoch nicht davon abgehalten mehr zu konsumieren.

2016 und 2017 lagen die Konsumausgaben mehrheitlich unter ihrem langfristigen Trend (Grafik 1). 2018 hat sich das geändert. Die Ausgaben stiegen deutlich über den langjährigen Trend. Es ist unwahrscheinlich, dass sich das so fortsetzen wird. Die Konsumausgaben wuchsen zeitweise um mehr als 5 % gegenüber dem Vorjahr. Auf Dauer kann das so nicht weitergehen.

Wie-schlimm-wird-der-Kater-für-die-US-Wirtschaft-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

Der Durchschnittsbürger verdient heute 3,1 % mehr als vor einem Jahr (Grafik 2). Das ist deutlich mehr als in den Vormonaten, aber weniger als der Anstieg der Konsumausgaben. Langfristig wachsen die Konsumausgaben mit dem Verdienst und Stellenwachstum. Daher kann überdurchschnittliches Konsumwachstum auch nicht ewig anhalten.

Wie-schlimm-wird-der-Kater-für-die-US-Wirtschaft-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

2018 griffen Konsumenten tief in die Tasche und gaben mehr aus als sie verdienten. Sie haben sich also verschuldet. Das kennen wir bereits aus der Vergangenheit. 2018 ist dies allerdings auch auf die Steuerreform zurückzuführen. Haushalte erwarten eine geringere Belastung. Da kann man dann ja auch einmal mehr ausgeben...

Da die Steuerreform effektiv wenig Entlastung bringt, wird allein deswegen die Katerstimmung im nächsten Jahr groß sein. Demgegenüber stehen höhere Lohnsteigerungen. Das muss man auch zugestehen. Der Anstieg der Konsumausgaben war 2018 allerdings so hoch wie noch nie in diesem Aufschwung. Es ist nahezu ausgeschlossen, dass es hier keinen Dämpfer gibt.

Der Dämpfer lässt sich nur vermeiden, wenn die Regierung eine weitere Steuersenkung durchzieht. Noch ist das nicht absehbar. Im Basisszenario fällt der Konsumturbo 2019 also weg. Pendelt sich das Wachstum der Konsumausgaben auf einem Normalniveau ein, senkt dies das Wirtschaftswachstum um mindestens einen Prozentpunkt. Anstatt mit 3 % zu wachen, sind es dann also noch maximal 2 %.

2 % Wachstum ist immerhin noch positiv. Das konnte zuletzt nicht jedes Land von sich behaupten, z.B. auch Deutschland nicht. 2 % Wachstum ist nicht schlecht. Es ist aber offensichtlich deutlich niedriger als 2018. Die Frage ist wie der Markt darauf reagiert. Analysten sind immer noch überraschend optimistisch. Eine deutliche Verlangsamung des Wachstums scheint noch nicht eingepreist zu sein.

Dies ist ein weiterer Grund, weshalb 2019 für die Börse ein schwieriges Jahr werden wird. Es kommt nicht darauf an, ob die Wirtschaft noch wächst oder nicht. Es geht vielmehr darum, wohin der Trend zeigt. Dieser wird nach unten zeigen.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten