Kommentar
13:32 Uhr, 29.09.2017

Wie schlecht geht es uns denn heute?

Die Ergebnisse der Bundestagswahl haben gesessen. Viele Kommentatoren werteten das Ergebnis als Ausdruck von Protest – aber Protest wofür?

Auf dem Papier geht es uns gar nicht so schlecht. Deutschland liegt auf der Rangliste der reichsten Länder irgendwo zwischen Platz 15 und 20 - vor Ländern wie Kanada, Dänemark, Belgien und Großbritannien. Das muss nicht viel heißen. Die USA liegen in den meisten Rankings um Platz 10 herum. Dafür ist die Armut im Land jedoch unter entwickelten Ländern fast ungeschlagen hoch.

Es kommt also nicht darauf an, was auf dem Papier steht. Das Wohl der Menschen hängt von sehr viel mehr ab als der Wirtschaftsleistung pro Kopf. Es geht vor allem darum wie der Reichtum verteilt ist. Es hilft ja nicht, wenn ein Land grundsätzlich reich ist, aber das ganze Vermögen nur sehr wenigen gehört.

Bei der Vermögensverteilung schneidet Deutschland schlecht ab. Der Vermögensbericht der Allianz für 2017 hat das noch einmal unterstrichen. In wenigen Ländern ist Vermögen so ungleich verteilt wie bei uns.


Lesen Sie dazu auch diesen Artikel von Oliver Baron!


Gemessen wird die Ungleichheit anhand des Gini Koeffizienten. Ein Wert von 0 bedeutet, dass das Vermögen absolut gleichverteilt ist. Jeder Bürger hätte das gleiche Vermögen, z.B. 50.000 Euro. Ein Wert von 1 bedeutet das Gegenteil. Nur ein einziger Bürger hätte sämtliches Vermögen.

Deutschland weist derzeit einen Wert von 0,73 aus (Grafik 1). Das ist katastrophal. Es geht zwar noch schlimmer (Dänemark, USA), aber 0,73 ist schon ein starkes Stück. Die Vermögenskonzentration ist im internationalen Vergleich sehr hoch. Der Durchschnittsdeutsche hat schlichtweg kaum Vermögen.

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Ungleichheit ist eine treibende Kraft hinter Unzufriedenheit. Die Vermögensverteilung ist aber nur ein Aspekt. Es geht auch um die Einkommensverteilung. Hier schneidet Deutschland im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht ab (Grafik 2). Der Gini Koeffizient der Einkommensungleichheit liegt bei 0,29. Das ist deutlich weniger als etwa in den USA (0,4) oder Mexiko (0,46).

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Die Vermögensverteilung ist ein Problem. Immerhin sind die Einkommen weniger ungleich. Das liegt an progressiven Steuern und Einkommenstransfer vom Staat. Das darf allerdings keine Entschuldigung sein. Wenn ein Großteil der Bevölkerung auf staatliche Hilfe angewiesen ist und aus eigener Kraft kein Vermögen bilden kann, ist das unbefriedigend.

Es kommt nun noch ein dritter Aspekt hinzu. Dabei geht es nicht um die Momentaufnahme wie in Grafik 1 und 2, sondern um die Entwicklung. Dabei zeigt sich, dass die Vermögensverteilung einen positiven Trend aufweist (Grafik 3). Der Gini Koeffizient ist in den letzten Jahrzehnten immerhin von 0,85 auf 0,73 gesunken.

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Dafür sind die Einkommen heute ungleicher verteilt. Der Koeffizient stieg von 0,25 auf 0,29. Das Einkommen ist das, was die meisten direkt sehen und beurteilen können. Ein negativer Trend ist spürbarer als bei den Vermögen. Man sieht ja nicht genau, was der Nachbar auf dem Konto hat. Man merkt aber, wenn man ohne Kindergeld für den Nachwuchs bankrott wäre.

Trotzdem: alles in allem ist die Lage gar nicht so schlecht. Bei der Wahl war das Ergebnis ein anderes. Merkels Spruch „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ wurde von vielen nicht geteilt. Viele leben heute noch so gut wie vor 10 oder 20 Jahren. Man möchte aber eine Verbesserung sehen.

Es geht auch nicht nur um das gute Leben, sondern auch darum, ob man gerne in einem Land lebt. Genau daran scheint es zu hapern. Das hat sicherlich mit Merkels Flüchtlingspolitik zu tun, aber nicht nur. Das Flüchtlingsthema kam vermutlich in dem Ergebnis der AfD zu tragen. Es haben aber auch die FDP, Linke und die Grünen dazugewonnen. Die Unzufriedenheit ist komplexer als nur Flüchtlinge. Daran muss gearbeitet werden, doch wenn einen die Erfahrung etwas lehrt, dann vermutlich, dass aus guten Vorsätzen einzelner Politiker in der Praxis nicht viel gemacht wird.

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12 Kommentare

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  • JürgenSK
    JürgenSK

    Der Wirtschaft gehts gut, den Einzelnen immer schlechter, die Zahl der Menschen die Vollzeit arbeitet liegt unter der Zahl von 2000!!!---MInijobs etc. blühen ohne Ende...allerdings stockt der grosse Teil Lohn auf...von denen die noch Vollzeit arbeiten. Dieses Geld müssten die Firmen zahlen....aber da wir es zahlen, sparen die Firmen es ein. Hoffe es passiert hier bald mal was und die Menschen gehen zu Millionen auf die Strasse!!!..und machen mal klar Schiff, dann wird nicht mehr geredet und verhandelt....

    22:33 Uhr, 29.09. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Uns geht's ganz furchtbar, kann aber alles noch schlimmer werden

    20:36 Uhr, 29.09. 2017
  • 2 Antworten anzeigen
  • thomas84
    thomas84

    Achtung US 30 Sell Off zum WE 22365 TOp Short Pick

    17:49 Uhr, 29.09. 2017
  • johnmagges
    johnmagges

    In der Politik geschieht nichts zufällig. Somit sind die Ereignisse wie Zunahme der Migranten, die schleichende Bargeldabschaffung gewollt. Es wird systematisch vorangetrieben egal wer an der Macht ist...Es wird sich nur etwas ändern, wenn wir von der Basis von Grund auf gegen die selbsternannten "Eliten" etwas neues gestalten mit "echtem" Geld und einem Friedensvertrag für Deutschland mit einer neuen Verfassung.

    14:01 Uhr, 29.09. 2017
  • Spitze
    Spitze

    Durch die Masseneinwanderung aus der dritten Welt ist das Sicherheitsgefühl des Einzelnen, vor allem der Frauen, in Öffentlichkeit verloren gegangen. Frauen haben unbegleitet in der Öffentlichkeit nach Meinung vieler Einwanderer nichts zu suchen. Deshalb werden sie angegriffen, zusammengeschlagen, erstochen, und Strafen brauchen die Einwanderer kaum zu fürchten. Mit Einsatz von Gewalt wird versucht, ein archaisches Lebensmodell in Deutschland einzuführen. Strafen brauchen die Täter kaum zu fürchten. Eine Auswahl der aktuellen Meldungen bis heute mittag:

    Das erste Frauenkino in Deutschland heimatzeitung.de Südländer prügeln, treten und stechen auf Schüler ein hallo-minden.de Immer wieder schaut der Zeuge nervös zu Hussein K. welt.de Araber schlägt Frau im Vorbeigehen Faust ins Gesicht rp-online.de Türkischer Totschläger frei, weil Gericht geschlampt hat tz.de 29-Jährige von fünf Arabern begrapscht und ausgeraubt merkur.de

    Und welche Zustände sollen erst herrschen, wenn in 12 Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in Rente sind und niemand mehr die astronomischen Kosten der Zuwanderer bezahlen kann? Darauf bleibt die herrschende Meinung in Medien und Politik, Kirchen und Gewerkschaften die Antwort schuldig.

    13:47 Uhr, 29.09. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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