Kommentar
14:35 Uhr, 27.09.2017

Weltweites Privatvermögen wächst rasant

Das globale Geldvermögen der privaten Haushalte ist höher als jemals zuvor - zumindest auf dem Papier. Denn der schöne neue Reichtum basiert vor allem auf Bewertungsgewinnen.

Nach einem schwächeren Vorjahr sind die Geldvermögen der privaten Haushalte im Jahr 2016 wieder rasant gewachsen. Dies geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten "Global Wealth Report 2017" des Versicherungskonzerns Allianz hervor. In dem Bericht wird die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern analysiert.

Das Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte weltweit wuchs demnach 2016 um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf den neuen Rekordwert von 169,2 Billionen Euro. Im Vorjahr hatte der Zuwachs nur 4,7 Prozent betragen.

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Aktienmärkte beflügeln Vermögenswachstum

Zum Geldvermögen werden nicht nur Bargeldbestände und Beträge auf Bankkonten gerechnet, sondern auch Wertpapiere. Deshalb führen Bewertungsgewinne zum Beispiel bei steigenden Aktienkursen auch zu einem Anstieg des Geldvermögens. Die Menschen fühlen sich bei steigenden Aktienkursen nicht nur reicher, sie sind es auch - zumindest auf dem Papier. Tatsächlich sind Buchgewinne durch steigende Kurse der wichtigste Grund für das weltweit steigende Privatvermögen. Im vergangenen Jahr ging laut Allianz knapp 70 Prozent des Vermögenzuwachses auf das Konto von Wertveränderungen im Bestand, nur gut 30 Prozent entfielen auf Mittelzuflüsse. Im Jahr 2015 war das Verhältnis noch genau umgekehrt.

Deutsche verdienen kaum mit und verschenken Rendite

Die deutschen Haushalte zeichnen sich weiterhin durch eine extreme Risikoscheu aus und machen deshalb zumeist auch einen großen Umweg um die Aktienmärkte. Aus diesem Grund erzielen deutsche Haushalte auf ihr Vermögen auch deutlich geringere Renditen als Menschen aus den anderen wichtigen Euro-Ländern.

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Berücksichtigt neben den Niedrigzinsen auch noch die Inflation, verschenken die deutschen Haushalte jedes Jahr zweistellige Milliardenbeträge durch ihre risikoscheuen Geldanlagen. Die deutschen Haushalte parkten in den vergangenen fünf Jahren rund 40 Prozent ihres Geldvermögens auf Bankkonten. Hätte dieser Anteil nur etwas geringer bei 30 Prozent gelegen, hätten dies den deutschen Privathaushalten zusätzliche Vermögenseinnahmen von rund 60 Milliarden Euro pro Jahr beziehungsweise 290 Milliarden Euro seit 2012 beschert.

Statt ihre Risikoabneigung zu überwinden, haben die Deutschen einen anderen Weg gefunden, trotz Niedrigzinsen ihr Vermögen aufzubauen: Es wird mehr gearbeitet und mehr gespart. "Deutschland ist – neben Österreich – das einzige Land, in dem Sparleistungen aus dem Arbeitseinkommen zum Vermögensaufbau beitrugen", heißt es im Bericht. "In allen anderen Ländern verhält es sich dagegen genau umgekehrt: Die Vermögen wachsen allein durch Wertveränderungen und Sparleistungen aus Vermögenseinkommen; die Arbeitseinkommen werden nicht angetastet."

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Deutsche beim Vermögen pro Kopf nur auf dem 18. Rang

In der Rangliste der reichsten Länder (Geldvermögen pro Kopf) schneidet Deutschland weiter enttäuschend ab, insbesondere im Vergleich mit Ländern mit einer ähnlichen Wirtschaftsleistung pro Kopf. Mit Blick auf das Netto-Vermögen kommt Deutschland auf den 18. Platz, beim Brutto-Vermögen gar nur auf Platz 19. Weltweit vorn liegen die USA und die Schweiz. In den Top 10 der Länder mit dem höchsten Netto-Geldvermögen pro Kopf taucht mit den Niederlanden nur noch ein Euro-Land auf, dafür mit Japan, Taiwan und Singapur inzwischen drei asiatische Länder.

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Für das geringere Geldvermögen der deutschen Haushalte gibt es vor allem zwei Erklärungen: Zum einen hatten ostdeutsche Haushalte nach der Wiedervereinigung einen enormen Aufholbedarf. Zum anderen sorgt das umlagefinanzierte deutsche Rentensystem dafür, dass sich Ansprüche auf Geldzuflüsse in der Zukunft nicht schon heute als Vermögen in der Statistik zeigen. Diese Erklärungen überzeugen laut Allianz aber nur teilweise und können das geringere Vermögen der deutschen Privathaushalte nur teilweise erklären.

Asien hat beim Vermögenswachstum die Nase vorn

Beim Vermögenswachstum stand auch 2016 die Region Asien (außer Japan) wieder unangefochten an der Spitze, mit einem Zuwachs von 15 Prozent. Auch in den vergangenen Jahren und inflationsbereinigt lässt Asien beim Wachstumstempo sämtliche anderen Erdteile alt aussehen: In den vergangenen zehn Jahren wuchsen die Brutto-Geldvermögen pro Kopf in Asien inflationsbereinigt um knapp 11 Prozent pro Jahr. In Nordamerika wuchsen die Bruttovermögen inflationsbereinigt hingegen nur um 2,1 Prozent und in Westeuropa um 1,4 Prozent.

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Vermögensunterschiede sind riesig, aber werden geringer

Obwohl neben Asien auch andere ärmere Regionen wie Lateinamerika oder Osteuropa aufholen, sind die Unterschiede noch riesig. Die reichsten zehn Prozent
der Welt vereinten laut Allianz im vergangenen Jahr 79 Prozent der Netto-Geldvermögen auf sich. Im Jahr 2000 lag diese Vermögenskonzentration allerdings noch bei 91 Prozent. Damit ist die Vermögensverteilung in den vergangenen Jahren "gerechter" geworden und Unterschiede haben sich abgebaut - allerdings nur relativ langsam.

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Quelle für sämtliche Grafiken: Allianz Global Wealth Report 2017 

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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