Kommentar
19:25 Uhr, 12.01.2021

Wie lange dauert die "Alles-Hausse" noch?

Das Jahr ist jung und es kann noch sehr viel geschehen. Aktuell kann man nur fasziniert zusehen wie wirklich alles steigt, selbst die fragwürdigsten Dinge.

Die Aufwärtsbewegung der letzten Wochen kann man schon als historisch bezeichnen. Das gilt nicht für jeden einzelnen Index oder jede einzelne Aktie, aber für viele. Ein Beispiel ist der Russell 2000 Small Cap Index in den USA. Seit Bestehen des Index war dieser noch nie so weit von seiner 200-Tage-Linie entfernt. Daran ist nichts auszusetzen. Es zeigt wie viel Momentum im Markt steckt. Gleichzeitig kann man sich natürlich auch fragen wie viel mehr Luft nach oben noch gegeben ist. Immerhin wird neues Territorium betreten. Man kann nicht davon ausgehen, dass es jetzt einfach so weitergeht. Jedes Momentum versiegt früher oder später. Es sind jedoch nicht nur Small Caps, die gekauft werden. Aus Freude über den demokratischen Präsidenten, der auf eine Mehrheit im Kongress setzen kann, haben Solar-, Wind- und andere erneuerbare Energien stark zugelegt. Mit dem Solar ETF mit dem Kürzel TAN ging es sprunghaft fast 20 % nach oben. Bei Cannabis ETFs lag das Plus innerhalb von zwei Handelstagen bei mehr als 10 % und seit den Präsidentschaftswahlen bei 60 %.


Die Goldgräberstimmung bei erneuerbaren Energien und Cannabis kann man noch nachvollziehen. Bei anderen Sektoren fällt das schwerer. Dennoch stieg der Kurs von US Steel um über 130 % seit den Wahlen im November. Der Stahlmarkt gilt weiterhin als überversorgt und unprofitabel. Das Unternehmen bewegt sich praktisch seit Jahren an der Grenze zum Bankrott. Es scheint als würden Anleger einfach alles kaufen.

Aktien steigen dabei nicht nur in Ländern, in denen die Notenbanken von QE Gebrauch machen. Südkorea und Taiwan haben nicht mit großangelegten Kaufprogrammen auf die Krise reagiert. Der Kospi Index in Südkorea hat sich seit den Tiefs dennoch mehr als verdoppelt. In Taiwan reichte es immerhin noch für ein Plus von 80 %.


Die Rally findet auch jenseits von Aktien statt. Obwohl fossile Brennstoffe, vor allem Kohle, als Auslaufmodell gelten, konnte der Kohlepreis um 60 % zulegen. In China liegen die Preise noch höher, da ein Streit mit Australien ausgebrochen ist, das im Normalfall den Großteil der Kohle liefert.

Unterstützt von der Erwartung, dass viel in erneuerbare Energien investiert wird, stieg Rhodium auf Jahressicht um 150 %. Platin, das sich seit Jahren seitwärts schiebt, versucht sich an einem Ausbruch.

Dass Kryptowährungen in den letzten Monaten rasant gestiegen sind, dürfte niemandem entgangen sein. Selbst nach dem Kursrutsch zu Wochenbeginn ist das Plus beeindruckend. Kurz gesagt, man muss schon lange suchen, um ein Asset zu finden, das nicht deutlich gestiegen ist. Das ist weder gut noch schlecht. Es ist einfach nur sehr viel Momentum. Es ist inzwischen so hoch wie an früheren Umkehrpunkten. Die Spekulationslust lässt sich gut anhand der Margin Debt (Aktienkauf auf Kredit) beschreiben. Die Luft scheint dünn zu werden.

Die Nervosität sollte bei allen Anlegern steigen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich dieses Momentum nicht auch mal kurzfristig umkehrt. Persönlich betrachte ich die Entwicklung mit Respekt, halte aktuell aber an meinen Positionen fest.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Aus meiner Sicht
    Aus meiner Sicht

    Sehr guter Kommentar.
    Wie immer der vorsichtige Blick voraus, was ich an Ihren Beiträgen so schätze.

    Ich hoffe es gibt Ihrerseits auch einen Beitrag, wenn Sie an Ihren Positionen nicht mehr festhalten, anteilig oder vollständig.

    10:41 Uhr, 13.01. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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