Wie kompetent ist die US-Notenbank Fed?
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Die Fed richtet ihre Politik an diesen drei Indikatoren aus. Sie trifft ihre Entscheidungen anhand vorhandener Daten und ihrer Meinung ĂŒber die Entwicklung der Indikatoren. Es ist daher sehr wichtig, wie die EinschĂ€tzung der Fed lautet. Glaubt sie, die Arbeitslosigkeit wird steigen, dann lockert sie. Glaubt sie, die Inflation wird auf 4% zulegen, dann strafft sie die Geldpolitik.
Nach mehreren Jahren der Krise und auĂergewöhnlicher MaĂnahmen ist es einmal an der Zeit zurĂŒckzuschauen und zu beurteilen, wie gut die Fed die zukĂŒnftige Entwicklung einschĂ€tzt. Die Resultate sind, nun ja, gemischt. Das zeigt schon die EinschĂ€tzung des ersten Indikators, des Wachstums. Die Fed veröffentlicht jedes Quartal ihre EinschĂ€tzung der zukĂŒnftigen Entwicklung. Die Prognosen werden wir das laufende Jahr, fĂŒr das darauffolgende Jahr und das ĂŒbernĂ€chste Jahr getroffen. Es gibt auch eine LangfristeinschĂ€tzung. Die ist in Grafik 1 nicht zu sehen.
Die Grafik zeigt immer die Daten der MĂ€rz- oder AprilschĂ€tzung. Bei den SchĂ€tzungen gibt die Fed immer zwei Bandbreiten an. Die erste reicht von der niedrigsten zu höchsten SchĂ€tzung. ZusĂ€tzlich gibt die Fed auch die âCentral Tendencyâ an. Das ist eine etwas weniger breite Range. Idealerweise wĂŒrden die tatsĂ€chlichen Werte in dieser Central Tendency Range liegen. Diese Range ist in der Grafik abgebildet. Die untere Grenze ist mit BIP Niedrig bezeichnet, die obere Grenze mit BIP Hoch. Die grĂŒnen Balken zeigen die tatsĂ€chlichen Werte an, wobei der Wert fĂŒr 2014 die aktuelle KonsensschĂ€tzung mehrerer Ăkonomen ist.
Im MĂ€rz 2008 ging die Fed noch von einem Wachstum fĂŒr dasselbe Jahr von 0,3 bis 1,2% aus. TatsĂ€chlich waren es dann beinahe -3%. FĂŒr die Jahre 2009 und 2010 nahm die Fed an, dass das Wachstum sich von 2 bis 3% wieder beschleunigen wĂŒrde. Die SchĂ€tzung fĂŒr 2009 lag arg daneben, fĂŒr 2010 hat sie wieder ganz gut gepasst. Ein Jahr spĂ€ter, im MĂ€rz 2009, schĂ€tze die Fed das Wachstum fĂŒr dasselbe Jahr auf -1,3 bis -2% ein. TatsĂ€chlich war das Wachstum nur ganz leicht negativ.
Die Zeitreihe zeigt vor allem zwei Dinge. Die Fed Prognosegenauigkeit ist nicht besonders gut und die Fed tappt in die gleiche Falle wie die meisten anderen Analysten auch. FĂŒr Prognosen tendieren Menschen dazu, die Historie in die Zukunft zu projizieren. Dabei wird die jĂŒngere Historie stĂ€rker gewichtet als die weiter zurĂŒckliegende. 2008 war ein miserables Jahr fĂŒr das Wirtschaftswachstum. Das hat sich in den Köpfen festgesetzt und zu einer pessimistischeren EinschĂ€tzung fĂŒr das Jahr 2009 gefĂŒhrt.
So Ă€hnlich lief es auch bei den Prognosen zur Inflation ab. Die SchĂ€tzungen bis 2011 waren nicht sehr zuverlĂ€ssig. Vor allem 2009 wurde komplett falsch eingeschĂ€tzt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass nicht sein kann, was nicht sein darf (Deflation). Seit 2012 sind die SchĂ€tzungen besser geworden. Die Trefferquote liegt deutlich ĂŒber 50%.
Ăberraschend gut gelingt es der Fed die Arbeitslosenquote vorherzusagen. Hier gab es vor allem zwei AusreiĂer: 2009 und 2014. 2009 befĂŒrchtete die Fed, die Arbeitslosigkeit könnte bis auf 10% steigen. TatsĂ€chlich stieg sie auf 8%. In diesem Jahr ist die Fed wieder deutlich zu konservativ gewesen. Im MĂ€rz 2014 ging die Fed von einer Arbeitslosenrate von 6,1 bis 6,3% per Jahresende aus. Es fehlen noch drei Monate, allerdings ist die Quote schon jetzt bei 5,8%. Bis Jahresende dĂŒrfte sie auf 5,5 bis 5,7% sinken.
Bei den drei Indikatoren gibt es jeweils eine kontinuierliche Abweichungstendenz. Das Wirtschaftswachstum wird regelmĂ€Ăig ĂŒberschĂ€tzt, ebenso die Inflation. Der RĂŒckgang der Arbeitslosenrate wird hingegen unterschĂ€tzt. Sprich, die Fed geht systematisch von einer höheren Arbeitslosenrate aus als sich dann tatsĂ€chlich zeigt.
In einigen Jahren gehen SchĂ€tzung und tatsĂ€chliche Werte um den Faktor 2 oder mehr auseinander. Die Prognosegenauigkeit wird im Laufe des Jahres etwas besser. Alles andere wĂ€re auch ĂŒberraschend. In der SommerschĂ€tzung stehen immerhin schon Daten aus einem halben Jahr zur VerfĂŒgung. In 6 Monaten kann sich zwar viel tun, aber im Normalfall geht in diesem Zeitraum nicht mehr allzu viel schief.
Die Fed Politik ist nun aber nicht auf die nĂ€chsten 6 Monate ausgerichtet, sondern langfristig auf Jahre. Entsprechend wichtig wĂ€re es, möglichst gute Prognosen zumindest fĂŒr das Folgejahr hinzubekommen. Das gelingt leider so selten, dass man von Zufall sprechen muss. Die Fed kann daher kaum prospektiv agieren, sondern ist ziemlich reaktiv. Zwischen Daten, Projektion und Handlung können schon einmal 6 bis 9 Monate vergehen. Das ist nicht besonders beruhigend. Laufen die Dinge aus dem Ruder, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es die Fed erst einmal gar nicht bemerkt. Da ist es fast schon verwunderlich, wie gut das alles funktioniert und die MĂ€rkte das allergröĂte Vertrauen in die Fed haben.
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