Kommentar
19:44 Uhr, 08.02.2021

Wie Kleinanleger den Großen entgegentreten können

Der Aufstand der Kleinanleger bei Gamestop und Co ist zu Ende. Das Ziel gegen die Großen zu gewinnen, wurde nicht nachhaltig erreicht. Möglich ist es aber.

Das Allzeithoch von Gamestop ist sehr schnell in sehr weite Ferne gerückt. Der Kurs gab vom Hoch 90 % nach. Das Minus wird sich vermutlich noch auf 95 % ausweiten. Damit endete der Aufstand der Kleinanleger wie erwartet. Als ein Großteil der Shortpositionen glattgestellt war, fehlte es an Käufern, um den Kurs weiter nach oben zu treiben. Stattdessen haben viele Anleger schnell kalte Füße bekommen und entgegen ihrer Ankündigung Aktien auf den Markt geworfen. Wenn der Kurs einer Aktie an einem Tag um 50 % fällt, muss man gute Nerven haben, um weiterhin an die Macht der Kleinanleger zu glauben. Dass der Glaube innerhalb von Tagen verlorengeht und alle versuchen, das sinkende Schiff so schnell wie möglich zu verlassen, war absehbar. Das Traurige ist, dass es nur wenige Gewinner gibt. Viele Anleger spekulierten über Optionen auf steigende Preise. Ein wichtiger Preisbestandteil von Optionen ist die Volatilität. Diese war enorm hoch und Optionen entsprechend teuer. Nur wer vor dem großen Ansturm gekauft hat, hat auch wirklich viel gewonnen. Die meisten dürften trotz steigender Kurse sogar verloren haben.

Wer am Ende der Rally einstieg, hat sich die Finger nun so deutlich verbrannt, dass die Lektion vermutlich gelernt wurde. Dass das Experiment („wir gegen die Hedgefonds“) am Ende schiefging, hat mehrere Gründe. Die Motivation vieler Anleger war Spekulation. Fast die Hälfte wollten einfach nur schnellen Gewinn machen (Grafik 1). Da war nichts von der Idee des Aufstandes gegen die Hedgefonds dabei.


Überraschend ist, dass 20 % der Anleger Gamestop als Langzeitinvestment betrachteten und aus diesem Grund in die Rally kauften. Wer bei einer solchen Bewegung denkt, es sei ein gutes Langzeitinvestment, muss noch einmal die Schulbank drücken.

Das gilt für die meisten Anleger. Fast die Hälfte hatte weniger als ein Jahr Tradingerfahrung (Grafik 2) und waren jung (Grafik 3). Dafür hatten sie vergleichsweise hohe Einkommen (Grafik 4), wobei das nicht ganz überraschend ist. Wer ein sehr niedriges Einkommen hat, hat einfach kein Geld für Spekulation.



Der Aufstand ist beendet und der Erfolg ist durchmischt. Wenige Marktteilnehmer, gegen die das ganze gerichtet war, haben tatsächlich viel verloren. Die Wall Street hat unterm Strich sogar vermutlich daran verdient. Man denke nur an die Gebühren, Spreads und unzählige wertlos gewordene Optionen.

Man schlägt die Wall Street auf Dauer nicht, indem man wertlose Aktien verzehnfacht. Man schlägt die Großen nur, wenn man ihnen auf gleicher Augenhöhe begegnet. Das geschieht, wenn man Trading und Investieren als das begreift, was es ist: ein Job. Man kann nicht erwarten, dass einem an der Börse Geld geschenkt wird und jene verteufeln, die den Job gelernt haben und deswegen Geld verdienen. Der Schlüssel zum Erfolg ist Ausbildung.


An der Börse gibt es viele Instrumente, deren Funktionsweise alles andere als intuitiv ist. Hinzu kommt viel Psychologie. Trading ist ein Job, der Wissen über die Mechanik und Psychologie voraussetzt. Es kann allerdings jeder mitmachen, ohne auch nur das geringste Wissen zu haben. Das ist der Nachteil den Kleinanleger haben, Wissen. Das ist aber kein unumkehrbares Schicksal. Man kann Börse erlernen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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