Kommentar
10:10 Uhr, 16.01.2018

Wie gesund ist das Wirtschaftswachstum wirklich?

Die Weltwirtschaft wächst und alle feiern mit. Die Frage, ob es wirklich etwas zu feiern gibt, stellt kaum jemand. Genau darauf kommt es aber an: wie gesund ist das Wachstum?

Die USA und China machen über ein Drittel der Weltwirtschaft aus. Gerät eines dieser Länder in Schieflage, betrifft das alle. Besonders schlimm ist es, wenn die USA in Schieflage geraten. Sie allein machen fast ein Viertel der globalen Weltwirtschaftsleistung aus und im Gegensatz zu China importieren die USA deutlich mehr als die exportieren.

Würden die USA nicht mehr wachsen oder sogar schrumpfen, haben viele Länder plötzlich einen wichtigen Abnehmer weniger. Ein moderater Rückgang deutscher Exporte in die USA kann das Wachstum in Deutschland gleich einmal um ein Zehntel drücken. Damit ist nicht zu spaßen.

Der Welt kann nur daran gelegen sein, dass es den USA einigermaßen gut geht. Oberflächlich betrachtet ist auch alles in Ordnung, aber eben nur oberflächlich. China wird vorgeworfen, dass sie ihr Wachstum durch Kredit erkaufen. Das gleiche kann man auch von den USA sagen. In China sind es Unternehmen, die sich verschulden, in den USA sind es die Konsumenten.

Das Investmenthaus Piper Jaffray hat dazu einen interessanten Vergleich angestellt (Grafik 1). Er stellt das Einkommens- dem Ausgabenwachstum gegenüber. Bis in die 70er Jahre hielten sich Ausgabenwachstum und Einnahmen ungefähr die Waage. Seit den 80er Jahren gilt das immer weniger. Amerikaner finanzieren höhere Ausgaben nicht durch Einkommenszuwachs, sondern durch Schulden.


Einige Analysten sind zwar der Meinung, dass amerikanische Haushalte wieder saniert sind, aber das stimmt so nicht. Die Einnahmen steigen seit über einem Jahr langsamer als die Ausgaben. Dadurch reduzieren sich die Rücklagen bzw. muss mehr Kredit aufgenommen werden, um die Ausgaben zu finanzieren.

Die Summen, um die es geht, sind keine Kleinigkeit. Grafik 2 zeigt wie viel auf 12-Monatssicht eingenommen oder ausgegeben wird. Der Betrag erreicht teils mehrere 100 Milliarden. Das ist alles andere als eine Lappalie, sondern ein ernstes Problem. Das Wachstum der USA wird vom Konsum getragen und dieser wiederum wird von Schulden am Leben gehalten.


Normalerweise übersteigt das Ausgabenwachstum den Anstieg der Einnahmen während einer Rezession. Die Einkommen sinken, doch so manche Ausgabe lässt sich ja nicht einfach streichen. Essen und wohnen muss man nun einmal. Außerhalb von Rezessionszeiten ist der Saldo selten negativ. Die letzten zwei Jahre waren da eine eklatante Ausnahme. Noch nie wurde zu Hochkonjunkturzeiten so viel mehr ausgegeben als eingenommen.

Es ist vollkommen klar, dass das nicht ewig so weitergehen kann. Das Fundament, auf dem das Wachstum steht, ist brüchig. Es ist einfach nicht gesund. Punkt.

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2 Kommentare

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  • Zukunft21
    Zukunft21

    wir brauchen nur zu warten bis der Dampfer sinkt ist alles nur eine Frage der Zeit wie immer.

    18:25 Uhr, 16.01. 2018
  • Arktishecht
    Arktishecht

    Die Schönheitskönigin der Industrie ist die MISS Wirtschaft.

    10:27 Uhr, 16.01. 2018

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Clemens Schmale
Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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