Fundamentale Nachricht
10:04 Uhr, 13.12.2013

Wie geht es weiter mit den Schwellenländern?

Während der globalen Finanzkrise hatten sich die Schwellenländermärkte noch als widerstandsfähig erwiesen, allen voran die BRIC-Staaten, die jahrelang als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft galten. In diesem Jahr waren die Anleger allerdings von der anhaltend schwachen Entwicklung der Emerging Markets enttäuscht

Boston/Frankfurt (BoerseGo.de) - Während der globalen Finanzkrise hatten sich die Schwellenländermärkte noch als widerstandsfähig erwiesen, allen voran die BRIC-Staaten, die jahrelang als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft galten. In diesem Jahr waren die Anleger allerdings von der anhaltend schwachen Entwicklung der Emerging Markets enttäuscht: So wurden Aktien, Anleihen und Währungen aus den Schwellenländern im zweiten und dritten Quartal 2013 von einer heftigen Verkaufswelle erfasst. Diese setzte ein, nachdem die US-Notenbank angedeutet hatte, ihre konjunkturfördernden Anleihenkäufe in Höhe von monatlich 85 Milliarden US-Dollar demnächst zurückzufahren oder sogar vollständig auslaufen zu lassen, wie es in einem aktuellen Marktkommentar von Natixis Global Asset Management heißt.

Staaten mit hohen Leistungsbilanzdefiziten seien dabei besonders stark in Mitleidenschaft gezogen worden. So seien die Währungen von Ländern wie Indonesien und Indien um bis zu 20 Prozent abgewertet worden. Darüber hinaus hätten sich die Zinsdifferenzen dieser Schwellenländer-Anleihen von vormals 270 Basispunkten von Mai bis Mitte Juni auf 375 Basispunkte ausgeweitet, heißt es.

„Nach unserer Auffassung reagierten die Investoren damit auf Meldungen über ein bevorstehendes Tapering der US-Notenbank, als wäre die starke Performance von Schwellenländeranleihen der letzten drei Jahre nur eine Folge der ultralockeren US-Fiskalpolitik und der Finanzspritzen. Diese wurden im Rahmen des „Quantitative Easing“ (QE) in die Märkte gepumpt. Doch haben plötzlich Anleger den wirtschaftlichen Aufschwung, den wir derzeit in vielen Schwellenländern beobachten können, ignoriert. So ist beispielsweise das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern momentan doppelt so hoch wie in den Industriestaaten: Die Verschuldung ist jedoch, bezogen auf das BIP, dort um die Hälfte niedriger als in den etablierten Volkswirtschaften. Auch die Inflation ist unter Kontrolle. Zudem verfügen die meisten dieser Länder über umfangreiche ausländische Devisenreserven und haben deshalb nun mehr Spielraum, um auf Mittelabflüsse umgehend reagieren zu können“, meint Brigitte Le Bris, Leiterin globale Anleihen- und Devisenmärkte Abteilung für globale Schwellenländerinvestments, Natixis Asset Management.

Wegen dieser Überreaktion der Investoren hätten sich aussichtsreiche Anlagechancen eröffnet: Derzielt hält Le Bris Hochzinsanleihen der Schwellenländer für attraktiv, weil diese Papiere bei steigenden US-Zinsen für Anleger einen gewissen Puffer bieten dürften. Darüber hinaus würden aber auch einige Frontier-Märkte, wie etwa die afrikanischen Länder südlich der Sahara, für sie immer interessanter. Außerdem gefielen ihr Staaten wie Mexiko, in denen zurzeit Reformen vorangetrieben werden. Sie setze sowohl auf die mexikanische Währung als auch auf die lokalen Zinsmärkte Mexikos, heißt es weiter.

„Unser Team erwartet, dass sich der Ausstieg aus der quantitativen Lockerungspolitik als langwieriger Prozess erweisen wird: Die Auswirkungen auf die Verzinsung von US-Staatsanleihen sind jedoch bereits größtenteils berücksichtigt worden. Vielmehr halten viele Experten das Problem der US-Schuldenobergrenze für die derzeit größte Herausforderung. In diesem Zusammenhang hat man für den Moment zwar eine Lösung gefunden, doch bereits im Februar 2014 könnten neue Verhandlungsrunden anstehen. Dadurch könnten die US-Staatsanleihen unter Druck geraten. Ironischerweise dürfte dies jedoch Anleihen aus den Schwellenländern zugutekommen, weil diese Staaten wesentlich geringer verschuldet sind als die Industrienationen“, so Le Bris.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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