Kommentar
08:45 Uhr, 07.07.2020

Wie geht es mit der Börse bis Jahresende weiter?

Der Aktienmarkt hat in diesem Jahr alle überrascht. Welche Überraschungen hält er bis Jahresende bereit?

Zu Beginn der Coronakrise ignorierten Anleger das Thema vollkommen. Obwohl die Lage in China eskalierte fiel der S&P 500 gerade einmal um 100 Punkte oder 3 %. Der Dax gab 4 % nach. Das war Ende Januar. Im Februar wurden neue Hochs erreicht, teils neue Allzeithochs. Dass Anleger den Virus ignorierten, rächte sich im März. Der Markt fiel schneller als zur Zeit der Finanzkrise. Selbst Zinssenkungen in den USA und die Ankündigung von QE im Umfang von 2 Billionen Dollar in den USA und Europa half nicht. Erst als die US-Notenbank unbegrenztes QE ankündigte, kam es zu einer Stabilisierung. Trotzdem erwarteten viele eine zweite Verkaufswelle. Darauf warten wir immer noch. Seit einigen Wochen ist aber klar, dass wir uns nicht mehr in einem Bärenmarkt, sondern einem neuen Bullenmarkt befinden. Der Kursverlauf von heute gleicht dem von 2009 immer noch sehr gut (Grafik 1). Da Anleger von der Werthaltigkeit der Kurse wenig überzeugt sind, dürfte eine gewisse Unterinvestierung bestehen. Wer kann schon behaupten beim Tief eingestiegen zu sein?


In diesem Jahr wechselten Anleger ihre Einschätzung mehrfach. Zunächst unterschätzten sie die Pandemie, dann verfielen sie in Panik und verkauften, als ob die Welt untergehen würde. Inzwischen ist die Lage wieder dort, wo die ganze Sache begonnen hat. Anleger ignorieren die Risiken.

Der Markt preist Risiken nicht von alleine ein. Es braucht einen Auslöser. Solange es diesen Impuls nicht gibt, tut sich unterm Strich wenig. Die Kurse beinhalten die Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung. Großes Aufwärtspotential ergibt sich nicht mehr. Der Aufschwung ist bereits eingepreist.

Die Kurse dürften daher weiter seitwärts laufen. Ein leichtes Überschreiten der bisherigen Hochs aus der Erholung sind dabei nicht ausgeschlossen. Früher oder später werden Anleger die Risiken wieder wahrnehmen. Dann droht eine Wiederholung dessen, was im März gesehen haben: ein starker Abverkauf.

Dieser Abverkauf ist wie im März eine Kaufgelegenheit. Wann dieser Abverkauf stattfindet, ist schwer zu sagen. Die Seitwärtsbewegung der letzten Wochen hat die Marktbreite erodiert (Grafik 2). Der Markt hängt an immer weniger starken Aktien. Man kann es aber auch positiv sehen. Es sind noch so viele Aktien so schwach, dass bei den Nachzüglern noch viel Potential besteht.


Das ist auch das, was den Markt stützt, neben chronisch unterinvestierten Anlegern. Es kann daher noch dauern bis es wieder Kurse gibt, die man als attraktiv bezeichnen würde. Anleger müssen die Risiken erst erkennen und wahrnehmen. Dass selbst die steigenden Fallzahlen in den USA und damit einhergehende neue Einschränkungen bisher nicht dazu geführt haben, ist Ausdruck der Ignoranz.

Von alleine werden die Fallzahlen nicht sinken. Gouverneure sind dabei die Wirtschaft teilweise wieder stillzulegen. Grund für einen Abverkauf gäbe es also... Derzeit scheinen Anleger aber immer noch von der wirtschaftlichen Erholung im Mai und Juni eingelullt sein. Bis Jahresende wird sich diese Ignoranz kaum halten. Das heißt: Aufwärtspotential ist begrenzt, da der Aufschwung eingepreist ist. Dafür steigen die Risiken immer weiter. Ein starker Abverkauf in den kommenden Wochen ist wahrscheinlich. Je früher dieser Abverkauf kommt, desto wahrscheinlicher ist es allerdings, dass der Markt das Jahr ungefähr dort abschließt, wo er aktuell steht.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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