Wie die Wall Street eine Rezession austrickst
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Ob die USA noch in diesem Jahr in eine Rezession rutschen, bleibt abzuwarten. Vieles deutet darauf hin. Ein Hinweis ist die Entwicklung der Unternehmensgewinne. Diese erreichten in den USA vor einem Jahr ein Hoch bei 3,04 Billionen USD. Im ersten Quartal 2022 sind sie weiter zurückgegangen und stehen nun bei 2,66 Billionen.
Die Gewinnmarge aller Unternehmen in den USA ist stark gefallen. Während die Gewinne fielen, stiegen die Umsätze. Die hohe Inflation machte dies möglich. Auf der Kehrseite der höheren Umsätze steht nicht nur die tiefere Gewinnmarge, sondern auch das Kernproblem, welches mit hoher Inflation assoziiert wird. Viele Unternehmen können die höheren Kosten nicht weitergeben, sodass die Margen eben sinken.
So schnell wie die Margen in den vergangenen Quartalen gefallen sind, sollte eine Rezession in der Theorie kurz bevorstehen. Fallende Margen deuten Rezessionen an und Rückgänge wie den aktuellen gibt es praktisch ausnahmslos während eines Abschwungs (Grafik 1).
Trotz allem steigen die Kurse an den Börsen. Das passt auf den ersten Blick nicht zusammen. Es gibt aber zwei Gründe, weshalb die Kurse steigen können, obwohl Ungemach droht. Zum einen sind die Prognosen optimistisch. Nachdem die Gewinne von S&P 500 Unternehmen mehrere Quartale gefallen sind, zeigt der Trend inzwischen wieder nach oben. Die Prognosen sehen eine Beschleunigung des Gewinnwachstums vor. Ich bezweifle, dass es eine Beschleunigung gibt. Die Vorhersagen sind systematisch zu optimistisch. Dafür ist es nicht unplausibel, dass sich der positive Trend seit Ende 2022 fortsetzt (Grafik 2).
Die Gesamtwirtschaft steckt noch inmitten einer Gewinnrezession. Große, börsennotierte Unternehmen tun dies nicht. Das zeigt sich anhand des Vergleichs der Margenentwicklung. Diese fällt in der Gesamtwirtschaft, bei börsennotierten Unternehmen steigt sie wieder an (Grafik 3).
Große Unternehmen haben mehr Preissetzungsmacht. Schrumpfende Gewinne in der Gesamtwirtschaft gehen zu Lasten der kleineren Unternehmen. Die Wall Street (börsennotierte Unternehmen) hat zudem den Rotstift früh angesetzt. Seit mehreren Quartalen werden allein bei Technologieunternehmen hunderttausende Stellen gestrichen.
Im Normalfall führt so etwas zu einem Teufelskreis. Erst flacht das Wirtschaftswachstum ab und die Margen sinken. Um die Margen zu stärken, wird gespart. Die Arbeitslosigkeit steigt und mit ihr sinkt die Nachfrage. Unternehmen verdienen weniger und sparen noch mehr usw.
Bisher hat der Teufelskreis nicht begonnen. Arbeitskräftemangel in vielen Bereichen und dazu hohe Rücklagen aus den Pandemiejahren hebeln die normale Entwicklung teilweise aus. So können börsennotierte Unternehmen ihre Margen wieder steigern, ohne einen Teufelskreis in Gang zu setzen. Dies kann in diesem Konjunkturzyklus sogar funktionieren, wenn die Wirtschaft insgesamt stagniert oder leicht schrumpft. Börsennotierte Unternehmen könnten eine Rezession dieses Mal austricksen, sprich, ohne Gewinneinbruch davonkommen.
Lernen, traden, gewinnen
– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!