Kommentar
07:45 Uhr, 19.01.2018

Wer profitiert von steigenden Zinsen?

Banken und Versorger könnten unterschiedlicher kaum sein. Sie verbindet aber etwas ganz Wichtiges: die Zinsen.

In den letzten Wochen hört man immer wieder, dass Banken trotz der guten Performance Ende 2016 und Anfang 2017 immer noch ein Kauf seien. Dafür gibt es zwei Gründe. Einerseits profitieren US-Banken von der Steuerreform. Ein Großteil ihrer Einnahmen kommt aus den USA. Das Gewinnwachstum wird daher 2018 besonders groß sein. Andererseits steigen die Zinsen und das sollte die Einnahmen steigern.

Banken verdienen ihr Geld durch Zinsdifferenzgeschäfte. Sie leihen sich bei der Notenbank kurzfristig Geld und verleihen es langfristig zu höheren Zinsen. Das hatte bereits in der Vergangenheit für Fantasie gesorgt. Immerhin sind wir ja auch mitten in der Zinswende.

Das Problem dabei war bisher, dass die kurzfristigen Zinsen stiegen, nicht aber die langfristigen. Es wurde für Banken teurer, sich Geld zu leihen. Gleichzeitig konnten sie die Kreditzinsen nur moderat anheben. Die Margen stiegen nicht, denn die Zinsen, die Banken verlangen, orientieren sich an den Langfristzinsen.

Hier tut sich nun etwas. Die Langfristzinsen scheinen nun tatsächlich etwas anzusteigen. Die Zinskurve (Differenz zwischen Langfrist- und Kurzfristzinsen) wird steiler. Das erhöht auch die Margen. Den Aktienkursen sollte das Auftrieb geben. Generell gilt: je höher die Zinsen, desto höher die Kurse.

Grafik 1 zeigt den KBW Bankenindex und die Langfristzinsen im Vergleich. Zwischen 2000 und 2011 liefen Zinsen und Bankaktien größtenteils parallel. Seither ist das nicht mehr eindeutig der Fall. Bankaktien stiegen überproportional im Vergleich zu den Zinsen. Insofern kann man sich schon fragen, ob ein Teil der höheren Zinsen nicht schon längst in den Kursen enthalten ist.

Persönlich teile ich also den Optimismus nur bedingt. Gerade US-Banken sind wahre Geldmaschinen, doch im Vergleich zu ihrer eigenen Historie sind sie nicht unbedingt ein Schnäppchen. Zudem deuten sich höhere Ausfallquoten bei Krediten an. Steigt die Zinsmarge, aber steigen auch die Kreditausfälle, bleibt unterm Strich nicht unbedingt mehr übrig.

Analysten sind dennoch überzeugt, dass Banken eine Rallye vor sich haben. Ganz anders verhält es sich bei den Versorgern. Sie profitieren nicht von steigenden Zinsen, sondern leiden darunter. Als Regel gilt: steigende Zinsen führt zu sinkenden Kursen.

Der Grund dafür ist einfach erklärt. Versorger haben nur begrenztes Wachstumspotential. Man hält sie wegen der Dividenden und nicht so sehr wegen der Kurssteigerungen. Je höher die Zinsen sind, desto geringer sind die Dividenden im Vergleich zu sicheren Staatsanleihen. Anleger schichten um, die Kurse fallen.

In der Historie seit 1929 kann man jedoch erkennen, dass die Kurse auf die Zinsentwicklung nur kurzfristig reagieren. Steigen die Zinsen, fallen die Kurse, aber nicht permanent. Ein Zinsanstieg löst vielmehr eine Korrektur aus, beendet aber nicht den vorherrschenden Trend.

Aktuell werden Versorger verkauft, weil die Zinsen steigen. Diese Korrektur kann sich für Anleger als gute Gelegenheit erweisen. Die Dividendenrendite steigt und im Vergleich zum Markt sind Versorger mit einem KGV von weniger als 15 nicht überteuert. Korrigiert dann der Gesamtmarkt, laufen Versorgeraktien für gewöhnlich deutlich besser. Bei einer Korrektur einzusteigen, kann dem Portfolio langfristig mehr Stabilität ermöglichen.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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