Kommentar
10:19 Uhr, 28.01.2021

Wenn dieser Konzern niest, bekommt die ganze Welt einen Schnupfen

Egal ob es um Apple, Tesla oder Volkswagen geht: Sie alle verbauen Chips und Sensoren, die von einem Konzern in Asien produziert wurden.

Erwähnte Instrumente

  • Taiwan Semiconduct.Manufact.Co Reg.Shs (Spons.ADRs)/5 TA 10 - WKN: 909800 - ISIN: US8740391003 - Kurs: 121,740 $ (NYSE)

Weltweit leiden Autobauer derzeit an Lieferproblemen bei Halbleiterprodukten wie Mikrochips und Sensoren. Egal ob es um Volkswagen, Ford oder Tesla geht: Sie alle bekommen nicht die Menge an Komponenten, die sie für ihre Produktion eigentlich bräuchten. Daimler, Volkswagen und Audi mussten in ihren Werken zeitweise bereits die Produktion herunterfahren und Kurzarbeit wegen der Lieferprobleme verhängen. Weil in Autos immer mehr elektronische Bauteile zu finden sind, wächst der Bedarf an Halbleiterprodukten rasant.

Presseberichten zufolge hat sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) per Brief bereits an die Regierung von Taiwan gewandt und um Hilfe bei der Lösung der derzeitigen Versorgungsprobleme gebeten. Denn auf der Insel vor dem chinesischen Festland hat ein Unternehmen seinen Sitz, das mit seinen Halbleiterprodukten fast schon eine monopolartige Stellung besitzt.

Experten schätzen, dass Taiwan Semiconductor (TSMC) als weltweit größte Chip-Foundry inzwischen mehr als die Hälfte aller Chips produziert, die in elektronischen Geräten verbaut werden. Weltweit dürfte es sogar nur wenige Produkte geben, in denen nicht irgendeine Komponente steckt, die von Taiwan Semiconductor stammt. Das Unternehmen aus Taiwan ist ein Auftragsfertiger, das für sogenannte Fabless-Unternehmen wie AMD oder nVidia die Produktion von Halbleiterkomponenten übernimmt. Das Design der Chips stammt also vom Auftraggeber, die Produktion übernimmt Taiwan Semiconductor.

Bei der Produktion von Elektrobauteilen ist Taiwan Semiconductor inzwischen weltweit technologisch führend, sagen Experten. Auch US-Unternehmen wie Intel, die weiter über eine eigene Produktion verfügen, sind technologisch ins Hintertreffen geraten und vielfach inzwischen abhängig von Bauteilen, die aus Taiwan stammen.

In den vergangenen Jahrzehnten war es insbesondere für US-Unternehmen eine lohnende Entscheidung, die komplexe und äußert kapitalintensive Produktion von Halbleiterprodukten nach Asien auszulagern. Davon profitierten Unternehmen wie Taiwan Semiconductor, das ebenfalls taiwanesische Unternehmen Foxconn oder Samsung aus Südkorea. Doch nicht nur die Produktion wanderte nach Asien ab, sondern vielfach auch das Know-how. Viele westliche Konzerne würden in große technische Schwierigkeiten geraten, wenn sie die von ihnen entwickelten Produkte auf einmal auch selbst produzieren müssten, sagen Experten. Denn bei der sehr aufwendigen Herstellung von Halbleiterproduktion ist eine hohe Effizienz wichtig, damit die Produktion überhaupt profitabel ist.

Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat aber in Europa und den USA zu einem Umdenken geführt: Es ist offensichtlich sehr gefährlich, sich von Unternehmen wie Taiwan Semiconductor zu abhängig zu machen. Denn werden die weltweiten Lieferketten unterbrochen, haben viele westliche Unternehmen plötzlich ein Problem und müssten ihre Produktion einstellen, weil Bauteile fehlen. Im Falle von Taiwan ist die Gefahr keineswegs nur abstrakt: Denn die Insel, die de facto unabhängig ist, wird von China als abtrünnige Provinz betrachtet. In den vergangenen Jahren haben sich die politischen Beziehungen zwischen Peking und Taipeh bereits merklich abgekühlt. Es wird sogar für möglich gehalten, dass die Volksrepublik China irgendwann versuchen könnte, sich Taiwan auf militärischem Weg einzuverleiben, obwohl hinter Taiwan die militärische Schutzmacht USA steht. Die meisten westlichen Staaten unterhalten keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit Taiwan, weil China dies als Verstoß gegen seine Ein-China-Politik betrachtet. Aber auch von der Natur droht Gefahr, denn Taiwan liegt in einer seismisch sehr aktiven Zone. Größere Erdbeben oder Tsunamis könnten die Produktion in den Werken von Taiwan Semiconductor und anderen Unternehmen lahmlegen.

Um die Abhängigkeit bei Halbleiterprodukten von Asien zu verringern, dürften die USA und Europa in den kommenden Jahren die eigene Produktion forcieren. Davon könnte insbesondere Intel profitieren. Denn anders als etwa AMD verfügt Intel noch über eine eigene Produktion, ist technologisch allerdings in den vergangenen Jahren ins Hintertreffen geraten. Industrieexperten halten es für möglich, dass Intel in Zukunft von der US-Regierung dabei unterstützt werden könnte, einen eigenen Auftragsfertiger zu etablieren und die Produktion zu modernisieren. Intel würde dann nicht nur Chips für sich selbst produzieren, sondern auch im Auftrag für andere westliche Konzerne.

Die Aktien von Taiwan Semiconductor bleiben derweil wegen der überaus starken Marktstellung des Unternehmens als Investition interessant, auch wenn die Papiere in den vergangenen Jahren bereits extrem stark gelaufen sind und durchaus größere Risiken bestehen.

Charttechnik

Eine aktuelle charttechnische Einschätzung zu Taiwan Semiconductor finden Sie auf dem Guidants-Desktop meines Kollegen Alexander Paulus.

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1 Kommentar

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  • Lonzo
    Lonzo

    Für mich ist es unbegreiflich, wie sich die USA in solche Abhängigkeiten begeben kann. Es kann sich eigentlich nur um pure Dummheit handeln? Oder war es die blanke Geldgier der Eliten?

    Von der EU rede ich besser erst gar nicht! Bettelbriefe an Taiwan! Eines Tages werden die Taiwanesen von China eingesackt und der Rest der Welt steht mit großen staunenden Augen da und versucht sich in einer Begründung a la "dass man das ja nicht wissen konnte".

    Ist Frau Merkel deswegen schon mal so freundlich zu Xi Jinping?

    09:07 Uhr, 29.01. 2021

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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