Kommentar
10:10 Uhr, 09.08.2024

Wenn das keine Bärenfalle ist

Viele Anleger wollen ihre Gewinne retten und verkaufen. Gründe dafür gibt es zahlreiche, nicht zuletzt auch konjunkturelle. Genau dieser ökonomische Aspekt könnte sich als Falle herausstellen.

Gewinne bei Technologieaktien zu sichern, war schon vor Wochen keine schlechte Idee. Der Sektor bleibt trotz Rücksetzer überbewertet. In allen Sektoren ebenfalls zu verkaufen, macht vor allem dann Sinn, wenn man eine Wachstumsdelle oder Rezession erwartet. Die Angst davor geht um.

Gerade in den USA ist der Konsum eine wichtige Stütze des Wachstums. Verbraucher geben ein trauriges Bild ab. Die Stimmung erreichte trotz hoher Wachstumsraten nach der Pandemie nie wieder das Niveau von 2019 (Grafik 1). In den letzten Monaten ging das Vertrauen deutlich zurück. Es ist eigentlich auf Rezessionsniveau. Bisher blieb der Abschwung aber aus.

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Das Verbrauchervertrauen setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Eine ist die Einschätzung der aktuellen Lage, die andere ist die Erwartung. Die Lageeinschätzung trübt sich ein. Eine Rezession hat begonnen, wenn die Lageeinschätzung dramatisch einbricht. Das ist bisher nicht der Fall. Dafür stabilisiert sich die Erwartung.


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Beides zusammen ergibt einen sehr guten Indikator. Dieser ergibt sich, wenn man die Lagewerte von der Erwartung abzieht. Solange der Wert fällt, ist die Lage gut bzw. beschleunigt sich das Wachstum. Steigt der Wert an, egal von welchem Niveau, trübt sich die Lageeinschätzung ein. Dafür hellen sich die Erwartungen auf. Das ist ein Signal, dass es jetzt gerade schlecht ist, aber bald wieder besser wird.

Die Differenz tendierte lange auf tiefem Niveau seitwärts und dreht nun nach oben. In der Theorie ist die Wirtschaft also jetzt gerade in schlechter Verfassung und sollte dort ein oder zwei Quartale verharren. Dafür wird es danach wieder besser. Der Indikator geht dem Konsumwachstum tatsächlich um zwei bis drei Quartale voraus. Das Konsumwachstum sollte sich in den zurückliegenden Monaten abschwächen. Der Indikator zeigt nun nach oben und das Konsumwachstum sollte wieder anziehen (Grafik 3).

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Da der Konsum eine so wichtige Stütze der Wirtschaft ist, sollte sich auch das Wachstum wieder beschleunigen (Grafik 4). Man kann also nicht davon sprechen, dass bald die Welt untergeht. Stattdessen ist die Lage schlecht, der Ausblick hellt sich auf. Wer jetzt verkauft, verkauft zum schlechtesten Moment im Konjunkturzyklus. Dieser schlechteste Moment ist auf dem Papier alles andere als schlecht. Gerade erst wies die US-Wirtschaft eine Wachstumsrate von 2,8 % aus. Die Modelle sehen für das laufende Quartal mehr als 2,5 % Wachstum.

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Was für Anleger wie eine nahende Rezession wirkt, könnte in Wahrheit bereits die Talsohle sein. Natürlich gibt es dafür keine Garantie. Die gibt es nie. Ökonomie ist keine exakte Wissenschaft. Kommt es allerdings so, wie es Verbraucher empfinden, wird es bald aus wirtschaftlicher Sicht wieder besser. Bei positivem Ausblick Aktien zu verkaufen, dürfte sich als schlechtes Timing entpuppen. Mir persönlich ist der bisherige Rücksetzer zu klein, um Aktien zu kaufen. Grundsätzlich sollte sich der Rücksetzer außerhalb des Technologiesektors als Kaufgelegenheit entpuppen.

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  • Stockfisher
    Stockfisher

    Sehr interessanter Beitrag/Theorie. Leider sind die Charts zu ungenau, um die Theorie in im Detail zu validieren. Dazu müsste der Chart monatsgenau sein.

    12:23 Uhr, 09.08.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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