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16:18 Uhr, 15.02.2003

Weltweite Demonstrationen gegen Irak Krieg

Originalmeldung der Tagesschau

Weltweites Nein zum Krieg

In London hat eine der größten Antikriegsdemonstrationen der britischen Geschichte begonnen. Unter dem Namen "Nicht in meinem Namen" ziehen nach Polizeiangaben rund 200.000 Menschen durch die Londoner Innenstadt, um gegen den drohenden Irak-Krieg zu protestieren. Die Veranstalter rechnen mit einer halben bis zu einer Million Teilnehmer.

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In Rom versammelten sich nach Angaben der Organisatoren hunderttausende Menschen. In der französischen Hauptstadt Paris folgten Zehntausende dem Protestaufruf von mehr als 80 Organisationen, Parteien und Gewerkschaften. In Athen nahmen nach Schätzungen der Polizei mehr als 200.000 Menschen an einer der größten Demonstrationen in der Geschichte Griechenlands teil.

Im spanischen Sevilla gingen mehr als 50.000 Menschen auf die Straße, wie die Polizei mitteilte. Die größten Protestmärsche des Landes sind für den Abend in Madrid und Barcelona geplant. Auch in anderen europäischen Städten demonstrieren Zehntausende.

Kundgebungen in Neuseeland und Australien
Mit Kundgebungen in Neuseeland und Australien hatten die weltweiten Protestveranstaltungen begonnen. Zehntausende Demonstranten forderten dort einen Verzicht auf eine Militäraktion gegen die Regierung in Bagdad. Über dem Hafen von Auckland, wo ein internationaler Segelwettbewerb stattfand, wurde ein Spruchband aufgehängt mit der Aufschrift: "Kein Krieg - Frieden jetzt."

Demonstrationen in asiatischen Städten
Auch in zahlreichen asiatischen Städten gab es Antikriegskundgebungen. So versammelten sich in Malaysia 1.500 Menschen vor der US-Botschaft. In Bangkok protestierten mehrere hundert Menschen vor die US-Vertretung. In Tokio und Manila zogen jeweils rund 6.000 Menschen in einem Protestmarsch durch die Straßen. In Seoul versammelten sich rund 2.000 Demonstranten. Zu kleineren Protestzügen kam es auch in Taiwan und Singapur. Selbst in Dili, der Hauptstadt der jüngsten Nation der Welt, Osttimor, nahmen etwa 150 Menschen an einer Friedenskundgebung teil.

In Australien hatten bereits am Freitag 150.000 Menschen in Melbourne gegen einen Irak-Krieg protestiert. Es war die größte Friedensdemonstration im Land seit dem Vietnamkrieg vor gut 30 Jahren.

In den USA laufen noch die Vorbereitungen auf die angekündigten Protestveranstaltungen in zahlreichen Großstädten. Auch in New York ist eine Großkundgebung geplant. Zahlreiche Demonstrationen finden zudem in Deutschland statt

Überwältigende Beteiligung an Berliner Protest

Hunderttausende Menschen aus ganz Deutschland haben sich in Berlin zu einer Demonstration gegen einen drohenden Irak-Krieg versammelt. Nach Angaben der Polizei beteiligen sich an den Protesten bis zu 500.000 Menschen. Die Veranstalter teilten mit, es handele sich um die größte Friedensdemonstration seit der Großkundgebung gegen den NATO-Doppelbeschluss 1983 in Bonn. Ursprünglich war mit bis zu 100.000 Teilnehmern gerechnet worden.

An der Siegesäule findet zur Stunde die Abschlusskundebung statt. Auch in vielen anderen Städten Deutschlands wird demonstriert. In Stuttgart gingen nach Angaben der Veranstalter rund 50.000 Menschen auf die Straße.

Auch Minister nehmen teil
An der Berliner Demonstration nehmen auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sowie Spitzenpolitiker der Grünen teil. Dazu gehören die Bundesminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Jürgen Trittin und Renate Künast, sowie die beiden Parteichefs Rainer Bütikofer und Angelika Beer. Ihre Teilnahme angekündigt hatte auch Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte die Minister zuvor gebeten, den Protesten fernzubleiben. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer bezeichnete die Teilnahme von Regierungsmitgliedern als "Verletzung des politischen Stils".

DGB-Chef Michael Sommer erklärte, die Menschen gingen auf die Straße, weil sie eine friedliche Lösung des Irak-Krise wollten. Der irakische Diktator Saddam Hussein müsse von den Vereinten Nationen mit friedlichen Mitteln zur Abrüstung gezwungen werden. Nur so könne verhindert werden, dass tausende Menschen ihr Leben lassen müssten, amerikanische GIs genau so wie irakische Soldaten, Männer, Frauen und Kinder.

"Es gibt nur gerechten Frieden, keinen gerechten Krieg"
Zuvor hatte der evangelische Landesbischof Wolfgang Huber im Dom unterstrichen, es gehe darum, die Regierung zu ermutigen, andere Wege zu gehen, als den der Gewalt. "Es gibt nur einen gerechten Frieden, aber keinen gerechten Krieg", unterstrich der Bischof. Zugleich warnte er davor, Kritik an der Politik der amerikanischen Regierung mit Antiamerikanismus gleichzusetzen.

An der Abschlusskundgebung nehmen auch der Bürgerrechtler und Theologe Friedrich Schorlemmer, der Liedermacher Reinhard Mey und die ostdeutsche Rockband Puhdys teil. Sie gehören zu den Unterstützern des aus Gewerkschaftsorganisationen, kirchlichen Jugendgruppen und Friedensinitiativen bestehende Aktionsbündnisses.

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