Kommentar
07:22 Uhr, 11.07.2018

Weltreservewährung: Die Beliebtheit des US-Dollars ist ein Problem

Auch wenn sich die USA derzeit nicht überall im Ausland beliebt machen, bleibt der Dollar anscheinend alternativlos. Das ist ein Problem.

Die Währungsreserven steigen gerade wieder kräftig an. Inzwischen sitzen Staaten insgesamt auf knapp 12 Billionen Dollar an Reserven Das ist ein neuer Rekord, wenn auch nur knapp. 2013 wurde dieser Wert bereits einmal erreicht. Danach kam der Ölpreiscrash und viele Länder verbrannten viele Reserven im Versuch eine Währungsabwertung zu verhindern. Auch Chinas Reserven reduzierten sich zwischen 2014 und Anfang 2016 um 1 Billion Dollar.

Der Dollar bleibt das beliebteste Reserve-Asset. Auf den Dollar entfallen 6,5 Billionen. Das ist so viel wie noch nie. Andere Assets werden immer unbedeutender. Die absoluten Zahlen sind das eine, der Anteil an den Gesamtreserven das andere. Aber auch hier muss sich der Dollar nicht verstecken. 56 % aller Reserve-Assets stecken in Dollar.

Das ist weniger als zu Beginn der Historie, als Dollar und Gold noch gleichbedeutend waren (Grafik 2), doch immer noch ein Spitzenwert der letzten knapp vier Jahrzehnte. Das Bild ändert sich kaum, selbst wenn man den Dollar-Anteil an den Währungsreserven betrachtet (Grafik 3). Hier werden andere Reserve-Assets wie Gold ausgeklammert.

Fast zwei Drittel entfallen auf den Dollar. Die hohe Nachfrage nach Dollar sorgt dafür, dass der Dollar systematisch zu hoch bewertet ist. Die Nachfrage nach Dollar und Dollarkurs gehen Hand in Hand (Grafik 4).

Für die USA ist es beides – Fluch und Segen. Einerseits konnten sich die USA über Jahrzehnte hohe Defizite leisten (sie konnten über ihren Verhältnissen leben), andererseits macht ein starker Dollar die Wirtschaft weniger wettbewerbsfähig (Abwanderung der Produktion).

Trump versucht dem mit Zöllen und Anreizen (niedrigere Steuern) entgegenzuwirken. Das reicht allerdings nicht, weil es das Grundproblem nicht löst. Solange die USA nahezu unbegrenzt Dollar exportieren und dafür Waren importieren können, ist eine Trendumkehr beinahe ausgeschlossen.

Im vergangenen Jahr sah es danach aus, dass der Dollar zumindest wieder mittelfristig an Wert verlieren würde. 2018 hat sich das Blatt vorerst gewendet. Der Dollar wertet auf. Diese Zyklen aus mehrjähriger Auf- und Abwertung sind relativ zuverlässig. Es ist allerdings ungewöhnlich, dass die Abwertung nun gestoppt wurde.

Hält man dem hingegen die hohe Nachfrage nach Dollar gegenüber, ist es nicht verwunderlich. Die Nachfrage nach Dollar hat zuletzt wieder angezogen. Solange das so bleibt, ist eine Reduktion des Defizits kaum zu erwarten. Es ist ein erheblich Gegenwind zu den Zielen der aktuellen US-Administration. Der Dollar ist einfach zu beliebt und er scheint nicht kleinzukriegen zu sein.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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