Kommentar
14:55 Uhr, 05.03.2010

Welt: OECD-Frühindikatoren signalisieren Ende des globalen Sonnenscheinaufschwungs – es wird wieder holpriger

1. Eine sehr starke Wachstumsphase der Weltwirtschaft scheint langsam zu Ende zu gehen. Der OECD Composite Leading Indicator stieg im Januar zwar zum inzwischen elften Mal in Folge. Der monatliche Zuwachs hat sich aber mit 0,5 % zum bereits sechsten Mal in Folge abgeschwächt. Dies ist zwar immer noch zweimal so stark wie der langjährige Durchschnitt. In diesem Durchschnitt sind aber auch Rezessionszeiträume enthalten. Berücksichtigt man nur Monate, in denen der Frühindikator angestiegen ist, dann liegt dieser Durchschnitt bei 0,4 % mom. So gesehen signalisiert der OECD Frühindikator nur noch eine geringfügig überdurchschnittliche Wachstumsdynamik. Die Jahresveränderungsrate des Indikators erreicht mit 9,6 % nun extrem hohe Werte, weil hier nun immer stärker günstige Basiseffekte aus dem rezessiven Vorjahr zum Tragen kommen. Die Jahresrate ist die höchste seit Mitte 1976.

2. Der OECD Composite Leading Indicator ergibt sich aus den (nach Kaufkraftparitäten) gewichteten Länderindizes der einzelnen OECD-Länder. Da die OECD auch für gewichtige Nicht-OECD-Länder entsprechende Frühindikatoren ermittelt, lässt sich mit deren Hilfe ein globaler Welt-Index berechnen sowie eine Unterscheidung nach Industrieländern und Schwellenländern (Emerging Markets) vornehmen. Der von uns berechnete Frühindikator für die Weltwirtschaft stieg im Januar um 0,7 % mom (+14,1 % yoy). Auch hier liegt der langjährige Durchschnitt bei 0,4 % mom, wenn man monatliche Rückgänge des Indikators außen vor lässt. Die monatliche Veränderungsrate hat sich im Januar zum siebten Mal in Folge verringert. Der Frühindikator für die Schwellenländer lag im Monatsvergleich um 0,9 % (19,6 % yoy) und der für die Industrieländer mit 0,5 % (9,0 %) im Plus. Auch hier lagen in den Vormonaten stärkere Zuwachsraten vor.

3. Das Quadranten-Schema signalisiert weiterhin einen global breit gestreuten Aufschwung. Bereits im Vormonat deutete sich an, dass Griechenland konjunkturell zur Schwäche neigt. Dessen Frühindikator konnte im vergangenen Jahr allein im Zeitraum Mai bis August ansteigen. Seither nehmen die monatlichen Rückgänge des Indikators stets zu. Weitere Schwächekandidaten sind Brasilien und Spanien, die allerdings noch positive Jahresveränderungsraten aufzuweisen haben. Mit wenigen Ausnahmen (Irland und Tschechische Republik) sind für alle Länder die monatlichen Veränderungsraten im Januar niedriger als im Vormonat.

4. Die globale Abschwächung der Aufwärtsdynamik ist für diesen Zeitraum eines Konjunkturaufschwungs vollkommen normal. In mehreren Ländern wurde bereits begonnen die Leitzinsen anzuheben (Australien, Norwegen, Israel, Malaysia) und weitere Ländern werden in diesem Jahr noch folgen (bspw. China, Indien, Brasilien, Vereinigte Staaten). In der Regel bedeuten diese höheren Leitzinsen zwar noch keine restriktive Geldpolitik, aber die Anschubhilfe durch die Geldpolitik nimmt in den kommenden Quartalen ab. Bereits am Abschwächen befinden sich für mehrere Länder die Anschubhilfen durch deren Fiskalprogramme. Beide Normalisierungen sind aus globaler Sicht langfristig wünschenswert. Die Weltwirtschaft befindet sich zwar weiterhin auf einem stabil Wachstumspfad, aber die nächste Phase des Konjunkturaufschwungs scheint zu beginnen: Nach der extremen Aufholjagd der Volkswirtschaften im vergangenen halben Jahr, werden nun global nicht mehr in jedem Monat stabile und insbesondere hohe Wachstumsraten vermeldet werden. Es wird also wieder etwas holpriger. Hinzu kommt, dass sich für verschiedene Länder (finanzpolitische) Gewitterwolken auftürmen, sodass zumindest die Diskussionen über eine erneute Rezession in manchen Ländern nicht abreißen werden. Die kurze Phase des globalen Sonnenscheinaufschwungs neigt sich also dem Ende zu. Für 2010 sind die Konjunkturperspektiven insgesamt heiter bis wolkig.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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