Kommentar
08:01 Uhr, 07.10.2011

Welcome to the Banana Republic (+Video-Update, +Buffett-Steuer)

Erwähnte Instrumente

In den USA gibt seit drei Monaten den Small Business Lending Fund. Der wurde von der US-Regierung eingerichtet für Banken, die zu wenig Kapital haben, um kleinen Unternehmen Kredite zu geben. Diese Banken erhalten dann sehr günstige Kredite, sodass das Geld an kleine Unternehmen weiter geleitet werden kann. Was jetzt passiert ist, ist, dass die Banken mehr als die Hälfte der Einlagen dieses Fonds – das sind mehr als 2 Milliarden Dollar – verwendeten, um primär eigene teure TARP-Kredite zurückzuzahlen und sich selbst zu sanieren. Da braucht man sich nicht wundern, dass das mit den Arbeitsplätzen in den USA nix wird.

Den Teilnehmern der Bewegung "Besetzt die Wall Street" dürfte bei solchen Nachrichten ganz warm ums Herz werden. Aber solange Großbanken wie JP Morgan gerade jetzt, wo die Proteste einen neuen Höhepunkt finden, [Link "Rekordspenden" auf www.jpmorganchase.com/... nicht mehr verfügbar] für die New Yorker Polizei machen, dürfte es auch irgendwie sicher bleiben. Oder nicht?

Ein Wort zur viel beschworenen Millionärs- oder Buffett-Steuer: Wer mehr als eine Million US-Dollar im Jahr verdient, soll in den USA ja in Zukunft anteilig mindestens soviel Steuern bezahlen müssen wie Normalverdiener. Ausgelöst wurde die Steuer durch Warren Buffett, der sich in einer Kolumne darüber beschwerte, als Großverdiener für die Rettung der USA aus der Krise keine Opfer erbringen zu müssen. Das amerikanische Finanzbehörde hat jetzt einmal nachgerechnet, was die neue Steuer wirklich an Einnahmen bringen wird. Und das Ergebnis: Es werden 453 Milliarden Dollar sein. Allerdings nicht in einem Jahr. Sondern über einen Zeitraum von zehn Jahren. Also 45,3 Milliarden Dollar pro Jahr. Das klingt vielleicht nach einer großen Summe, aber leider ist sie das nicht. Die USA haben im Fiskaljahr 2011 1,23 Billionen Dollar Schulden gemacht. Das bedeutet: Es sind mehr als 100 Milliarden Dollar pro Monat. Das heißt: Die Steuereinnahmen aus der Millionärssteuer über einen Zeitraum von zehn Jahren würden nur etwas mehr als vier Monate reichen, um den Haushalt zu finanzieren.

Entsprechend blutarm dürften die Bullen an den Börsen bleiben und bis auf weiteres muss man die Erholungen am DAX als wenngleich furiose, aber dann doch nur zeitlich begrenzte Bärenmarktrallys kategorisieren, und das gilt auch für die gerade laufende Rally. Am Freitag eröffnete unser DAX-Trader Roco Gräfe Short-Positionen auf den DAX bei einem Stand von 5750 Punkten. Ziel: 5350 Punkte in der nächsten Woche. Auch Harald Weygand ist bärisch. Unter 5250 Punkte sollte es jetzt aber nicht mehr gehen, sonst drohen aus charttechnischer Sicht Kursabgaben bis 4800 Punkte.

Kommen wir noch kurz zum Ölpreis: Der ist in den USA gut 17 Euro günstiger, als hierzulande. Das Erdgas in den USA ist das günstigste der entwickelten Welt. Der Weltwirtschaft würde es heute gewiss weitaus schlechter gehen, wenn es den USA nicht gelungen wäre, für zusätzliches Gas- und Ölangebot auf ihrem Binnenmarkt zu sorgen:

Der Brentölpreis drohte diese Woche, unter die 100-Dollar-Marke zu fallen. In der OPEC macht sich schon wieder Unruhe breit, und dort scheint man sich einig zu sein, dass der Preis nicht sehr weit unter 90 Dollar fallen darf, denn dann würde die OPEC mit Fördersenkungen dafür sorgen, dass wir in Europa ja nicht in den Genuss günstigen Benzins und Diesels kommen werden. Das heißt im Umkehrschluss für Anleger: Preise, die deutlich unter 90 Dollar liegen, sind tendenziell interessant. Dabei geht es wohlgemerkt um die Nordseesorte Brent.

Und ganz kurz noch was zum Gold – da hat Verbraucherschützerin Annabel Ölmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Handelsblatt dazu geraten, dass die Leute jetzt lieber ihr Altgold zu Geld machen sollten, statt zu überteuerten Preisen einzusteigen. Das ist bestimmt ein guter Rat in der jetzigen Zeit, die letzte Absicherung wegzuwerfen. Ich bleibe bei meiner Meinung: Die Gold-Rally ist nicht zu Ende, auch wenn gerade massiv versucht wird, das über die Medien zu kolportieren. Ich werde erst bärisch bei Gold, wenn es deutlich unter 1300 Dollar pro Unze am Ende einer Woche schließt. Warum? Nehmen Sie sich bitte 25 Minuten Zeit und schauen Sie sich dieses Video an. Dann werden Sie es verstehen.

Autor: Jochen Stanzl, Chefredakteur Rohstoff-Report

Der Rohstoff-Report ist eine Publikation der BörseGo AG

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen