Fundamentale Nachricht
12:31 Uhr, 28.01.2019

Weiterhin selektive Chancen bei Aktien und Renten

Degroof Petercam AM zeichnet ein optimistisches Bild von der Zukunft – mit selektiv positiven Aussichten für Wertsteigerungen und Erträge bei Aktien und Renten.

Brüssel (GodmodeTrader.de) - 2018 war an den Kapitalmärkten ein recht ernüchterndes Jahr. Fast 90 Prozent der Anlageklassen verbuchten Negativrenditen. Ursachen waren hauptsächlich der geldpolitische Kurswechsel mit der Abkehr von der quantitativen Lockerung und das Erstarken des Protektionismus. Mit politischen Problemen in Europa sowie dem sich verlangsamenden globalen Wachstum traten im Jahresverlauf weitere unvorhergesehene Ereignisse auf, wie Guy Lerminiaux, bei Degroof Petercam AM verantwortlich für die fundamentalen Aktienstrategien, in einem aktuellen Ausblick auf 2019 schreibt.

Degroof Petercam AM zufolge sollten Anleger dennoch nicht negativ in die Zukunft blicken, schließlich bedeutet eine moderate konjunkturelle Abkühlung kein Stillstand oder Negativwachstum. „Unser Basisszenario geht für 2019 nicht von einer Rezession aus. Dennoch wird sich das seit 2016 kräftige, synchrone Wachstum in den Industrie- und Schwellenländern weiter verlangsamen. Anleger werden angesichts der Gesamtlage an den Märkten phasenweise Kursschwankungen verkraften müssen“, so Lerminiaux.

Insgesamt sieht der Experte die Risikoaversion allgemein unverändert hoch, die Leitindikatoren aus der Wirtschaft nach wie vor durchwachsen und die politische Situation unsicher. In den aktuellen Bewertungen sind diese Risikofaktoren eingepreist. Sollten sie sich unerwartet entschärfen, könnte dies eine Kurserholung bei Aktien herbeiführen. Dadurch würde der Inflationsdruck sinken, was wiederum positiv auf die Unternehmensgewinne wirken. Zudem würde sich der auf den Zentralbanken lastende Druck zur Erhöhung der Zinsen verringern, heißt es weiter.

„Kurzfristig werden Anleger potenzielle Erholungen immer wieder für den Verkauf von Aktien nutzen. Ohnehin zeigt sich gerade eine allgemeine Korrektur der Portfolioallokationen. Für aktive Fondsmanager, die Aktien gezielt nach fundamentalen Kriterien auswählen, fördert ein volatiles Umfeld deutliche Chancen zutage. Außerdem kommt die Renditelücke als Differenz zwischen der Rendite von Staatsanleihen und Aktien letzteren kräftig zugute“, sagt Lerminiaux. Bis 2022 erwartet er folgende annualisierte Aktienmarktrenditen: USA: 3,7 Prozent; Europa: 7,4 Prozent; Japan: 2,3 Prozent; Schwellenländer: 11,2 Prozent.

2018 sei ein Übergangsjahr gewesen, in dem sich der festverzinsliche Sektor von den überzogenen jährlichen Wertentwicklungen der Vergangenheit verabschiedet habe. Die Zentralbanken hätten mit ihrer extremen Geldpolitik rund zehn Jahre lang das Risiko an den Anleihemärkten quasi absorbiert. Diese Ära neige sich nun dem Ende zu. Zukünftig würden sich andere Haupttreiber der Wertentwicklung bei Anleihen herauskristallisieren. Dazu zähle der Carry, d.h. der Zinsaufschlag gegenüber einer als risikofrei geltenden Investition, wie zum Beispiel Bundesanleihen, und die Roll-Down-Rendite, die sich unter Berücksichtigung von Kupon und Restlaufzeit ergebende Verzinsung oberhalb der aktuellen Zinsstrukturkurve, heißt es weiter.

„Anleiheinvestoren sollten sich auf den Grundsatz zurückbesinnen, wonach die Kuponerträge alles entscheidend sind und der Kapitalzuwachs nur an zweiter Stelle steht“, sagt Peter De Coensel, Renten-Chef bei Degroof Petercam AM. Angst vor den Auswirkungen zukünftig höherer Leitzinsen hält er für unberechtigt. Denn je höher das anfängliche Renditeniveau, desto geringer die relative Auswirkung eines Renditeschocks. Dies treffe aktuell auf die meisten US-Anleihesektoren zu. Angesichts des derzeitigen US-Zinsniveaus wären deutlich spürbare Renditesteigerungen nötig, um die Anlegererträge zu schmälern. Der Ausgangspunkt in der Eurozone sei aufgrund des insgesamt niedrigeren Renditeniveaus allerdings weniger günstig.

„Extreme Gefahren für die Rentenmärkte sind aus jetziger Sicht nicht erkennbar. Für die nächsten Jahre sind somit keine annualisierten Negativergebnisse zu erwarten. Anleger müssen sich aber darauf einstellen, dass die Zinsen auf längere Sicht niedrig bleiben. Die globale Diversifizierung und sorgfältige Titelauswahl können im Laufe der Zeit aber eine vollständige Entfaltung des Zinseszinseffektes fördern“, sagt der Rentenexperte, der bis 2022 mit folgenden jährlichen Renditen der wichtigsten Anleihesektoren rechnet: Euro-Staatsanleihen: 2,1 Prozent; Euro-Unternehmensanleihen Investment-Grade: 2,45 Prozent; Euro-Hochzinsanleihen: 3,7 Prozent; US-Staatsanleihen: 3,1 Prozent; US-Unternehmensanleihen Investment-Grade: 5,4 Prozent; US-Hochzinsanleihen: 5,5 Prozent; Schwellenländer-Staatsanleihen: 6,1 Prozent.

Besonders optimistisch ist Peter De Coensel für Staatsanleihen der Schwellenländer: „Wir gehen davon aus, dass sich das reale Wachstum in Schwellen- und Industrieländern weiter auseinander entwickeln wird, während das Inflationsgefälle stabil bleibt oder gar sinkt. Die Treiber der negativen Wertentwicklung in 2018 könnten sich im neuen Jahr in Rückenwind wandeln.“

Der stärkere US-Dollar, steigende Renditen bei US-Staatsanleihen und länderspezifische Stresssituationen hätten dem Sektor eine unterdurchschnittliche Performance beschert. Der Schaden halte sich jedoch in Grenzen. Auf Lokalwährung lautende Schwellenländeranleihen hätten deutlich geringe Verluste hinnehmen müssen als ihre Pendants in Hartwährung. „Wir schätzen die Aussichten für 2019 optimistisch ein. Die Konsolidierung des Dollars und der US-Zinsen ist ein solides Fundament. Zahlreiche Emerging Markets-Währungspaare sind auf langfristig attraktive Niveaus gestiegen. Wir bevorzugen Lokalwährungsanleihen von Regierungen, die sich auf die Realpolitik konzentrieren und strukturelle Haushaltsprobleme sowie sozialpolitische Herausforderungen in Angriff nehmen“, fasst Peter De Coensel abschließend seinen Ausblick für Schwellenländerbonds zusammen.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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