Kommentar
11:39 Uhr, 29.11.2006

<b>Weiche Landung der Weltwirtschaft</b>

Trotz der seit dem Frühjahr anhaltenden Abkühlung an den globalen Aktienmärkten ist mit einer weichen Landung für die Weltwirtschaft und einer positiven Entwicklung an den Aktienmärkten zu rechnen. In den vergangenen Wochen haben die Aktienmärkte weltweit um 10 Prozent zugelegt. Der Dow Jones beispielsweise übertraf im Oktober erstmals in seiner Geschichte die 12.000-Punkte-Marke. Trotz kurzfristiger Unsicherheit deutet mittel- bis langfristig alles auf ein günstigeres Umfeld für Aktien hin. Das Wachstum der Unternehmensgewinne wird sich zwar verlangsamen, aber insgesamt positiv bleiben. Aktien sind derzeit nicht überbewertet. Dafür erscheinen die Anleihebewertungen unter dem Einfluss der allgemeinen konjunkturellen Abkühlung überzogen.

Abkühlung der Weltkonjunktur

Die Wirtschaftsentwicklung ist weltweit rückläufig. Das globale Wachstum erreichte seinen Höhepunkt im Frühjahr 2006 und hat sich seitdem abgeschwächt. In absoluten Zahlen bleibt das Weltwirtschaftswachstum jedoch robust und liegt wahrscheinlich sogar geringfügig über dem langfristigen Trend. Die Verlangsamung macht sich am stärksten in den USA bemerkbar. Dort hat sich das Wirtschaftswachstum seit dem ersten Quartal, als es noch bei fünf Prozent lag, nahezu halbiert.

Weiche Landung für US-Wirtschaft

Aktuelle Konjunkturindikatoren deuten auf eine niedrige Inflation bei gleichzeitig moderatem Wirtschaftswachstum außerhalb des US-Wohnimmobilienmarktes hin. Dabei wirkt sich positiv aus, dass die abflachende Konjunktur bis dato einen nachlassenden Inflationsdruck bedingte. Sollte sich dieses Szenario bewahrheiten, ist die langfristige Aussicht für Aktien positiv. Die größte Unsicherheit hierbei könnte sein, dass die Wirtschaft entweder in einen Absturz gerät oder die Inflationsgefahr durch einen erneuten Zinsanstieg nicht gebannt werden kann. Da mit dem Eintreten beider Ereignisse allerdings nicht zu rechnen ist, wird eine weiche Landung der US-Wirtschaft prognostiziert.

Ölpreis lässt weiter nach

Zwar stand das Platzen der amerikanischen Immobilienblase bisher im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, tatsächlich sind aber die fallenden Ölpreise – global gesehen - der weitaus bedeutsamere Trend der letzten Monate. Mit rund 63 US-Dollar pro Barrel liegt der Preis für Rohöl der Marke Brent im November weit unter dem Höchststand von 78 US-Dollar im August und dem Dreimonats-Durchschnitt von 73 US-Dollar (Quelle: Datastream). Sollte diese Entwicklung anhalten, könnte die Inflationsrate weltweit um 0,25 bis 0,5 Prozent sinken und der Konjunktur Wachstumsimpulse in vergleichbarer Größenordnung bescheren. Das reicht zwar nicht, um die volkswirtschaftlichen Rahmendaten grundlegend zu ändern, trägt aber ebenfalls zu einer sanften Landung der Weltwirtschaft bei.

Der Ölpreis wird indes nicht unbedingt auf seinem derzeit niedrigen Niveau verharren. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage befindet sich in einem prekären Gleichgewicht, bei dem bereits geringfügige Versorgungsengpässe zu neuen Preisspitzen führen können.

Potenziell enttäuschendes Gewinnwachstum

Die Ertragserwartungen der Unternehmen sind allgemein außerordentlich gedämpft. Darauf deuten nicht nur die entsprechenden Indikatoren hin, sondern auch die relativen Aktienbewertungen, die noch nicht ausgereizt sind. Eine der wesentlichsten Risiken für die globalen Aktienmärkte besteht jedoch in einem Einbruch beim Gewinnwachstum infolge einer massiv rückläufigen Konjunkturentwicklung oder zunehmenden Drucks auf die hohen Gewinnspannen.

Bisher gibt es dafür allerdings keine Anzeichen. Voraussichtlich wird das nachlassende Gewinnwachstum zu gewissen Abschwächungstendenzen an den Aktienmärkten führen. Nichtsdestotrotz sollte der Bullenmarkt mindestens bis zum Jahresende anhalten.

Rohstoffe: These vom Superzyklus der Rohstoffmärkte weiterhin relevant

In den letzten Wochen war die negative Wertentwicklung von Metallen und anderen Rohstoffen, bedingt durch die fallenden Rohstoffpreise einer der wichtigsten sektoralen Trends weltweit. Die These vom Superzyklus ist allerdings insofern weiterhin relevant, als dass die Bestände nach wie vor niedrig sind, obwohl die Weltwirtschaft immer noch expandiert. Ein zyklisch bedingter Preisrutsch bietet Investoren somit eine günstige Einstiegsgelegenheit.

Ausblick:

Da sich die Wachstumserwartungen stabilisieren, sollte die Weltwirtschaft die zweite Hälfte des Bullenmarktes noch vor sich haben. Auf Unternehmensseite ist mit wiederholten Neubewertungen und einer Rückkehr zu normalem Ertragswachstum zu rechnen. Investoren sollten weiterhin konjunkturabhängige Titel in ihrem ausgeglichenen Portfolio beibehalten und Aktien aus nicht-amerikanischen Regionen aufnehmen. Sorgfältig ausgewählte erstklassige Wachstumswerte aller Marktkapitalisierungsbereiche runden das Portfolio ab, um ebenfalls von der Rally an den Aktienmärkten zu profitieren.

Quelle: BlackRock MLIM

BlackRock Merrill Lynch Investment Managers ist eine der größten börsennotierten Investment-Management-Firmen weltweit. Per Ende Juni 2006 beliefen sich die verwaltete Kundengelder von BlackRock und MLIM insgesamt auf 1,046 Billionen US-Dollar. Das Unternehmen verwaltet Vermögenswerte für institutionelle und private Investoren weltweit mit einer breiten Palette von Anlageprodukten aus den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Geldmarkt- und alternativen Investments.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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