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06:45 Uhr, 15.06.2024

Was uns Bitcoin und Pepsi über die Natur des Menschen lehren

Das menschliche Gehirn ist unglaublich, aber auch voreingenommen und kann irrational handeln. In den 1980er-Jahren forderte Pepsi Verbraucher heraus, ihre Loyalität zu Coca-Cola zu brechen. Eine ähnliche Voreingenommenheit ist bei Anlegern zu spüren, wenn sie sich mit Kryptowährungen befassen.

Erwähnte Instrumente

Warren Buffett sagte bekanntermaßen: „Der Mensch ist am besten darin, alle neuen Informationen so zu interpretieren, dass seine früheren Schlussfolgerungen intakt bleiben.“ Im Gegenteil geht es bei der Geldanlage darum, Emotionen und Voreingenommenheit auszuschalten und sich an die Fakten zu halten. Es ist längst überfällig, dass die Investmentwelt dieses Prinzip auf Kryptowährungen anwendet.

Die wichtigsten Erkenntnisse

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Erinnern Sie sich an die Pepsi Challenge?

Für Leser, die zu jung sind, um sie zu kennen: Die Pepsi Challenge war ein Marketing-Gag, der von Pepsi vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren organisiert wurde. Pepsi-Repräsentanten stellten in Einkaufszentren oder an öffentlichen Orten einen Stand auf und überreichten Passanten zwei weiße Becher. Ein Becher enthielt Pepsi-Cola, der andere Coca-Cola. Die Menschen wurden dann aufgefordert, beide Colas zu testen und den Becher zu wählen, den sie bevorzugten – ohne zu wissen, welcher der beiden Pepsi-Cola und welcher Coca-Cola enthielt. Obwohl die meisten Menschen instinktiv denken, dass sie Coca-Cola bevorzugen, entschied sich die Mehrheit bei der Challenge für Pepsi.

Trotz des großen Erfolgs der Pepsi Challenge, die das Markenimage von Pepsi stärkte, war es ein bittersüßer Sieg. Die Challenge schlug sich nicht in einem signifikanten Umsatzanstieg für Pepsi-Cola nieder. Die Menschen waren offenbar nicht bereit, ihre Loyalität gegenüber der Marke Coca-Cola aufzugeben und zu einer Cola zu wechseln, die ihren Geschmacksvorlieben besser entsprach.

Das Anlegerverhalten bei Krypto-Investitionen hat viel mit der Pepsi Challenge gemeinsam.

Die Krypto Challenge

Stellen wir uns unsere eigene Krypto Challenge vor, bei der wir Multi-Asset-Managern die quantitativen Merkmale von Bitcoin beschreiben, ohne das Asset zu nennen, über das wir sprechen. Mit den in den letzten elf Jahren gesammelten Daten könnten wir die folgende Liste erstellen:

  • Das Asset schlug in neun der letzten zwölf Jahre Large-Cap- und Small-Cap-Aktien, Staatsanleihen, Investment-Grade- und High-Yield-Anleihen sowie Gold, REITS und Infrastruktur (1).
  • Die über die letzten elf oder zwölf Jahre berechnete Korrelation des Assets mit allen oben genannten Anlageklassen war geringer als 25 % (1).
  • Die Volatilität des Assets beträgt 69 %, doch dank seiner geringen Korrelation hätte eine Beimischung von 1 % zu einem 60:40-Portfolio (60 % MSCI All Country World, 40 % Bloomberg Multiverse) die Volatilität nur um 0,07 % und den maximalen Drawdown um 0,5 % erhöht (1).
  • Diese Beimischung von 1 % hätte die Renditen in den letzten elf Jahren um 0,67 % pro Jahr verbessert, was einem ausgezeichneten Information-Ratio von 0,96 entspricht (1).

Wir werden diese Anleger dann fragen, ob es ihrer Meinung nach wert ist, dieses Asset weiter zu untersuchen und in ihr aktuelles Portfolio aufzunehmen.

Es bestehen kaum Zweifel daran, dass ein solches Asset in Anbetracht der oben aufgeführten rein quantitativen Kennzahlen und deren Vergleich mit den derzeit von Anlegern in ihren Portfolios verwendeten Diversifikatoren zahlreiche positive und begeisterte Antworten hervorrufen würde. Die Korrelation mit Aktien und Anleihen ist geringer als bei häufig eingesetzten Anlagen wie Rohstoffen, Gold oder REITS. Das Renditepotenzial liegt deutlich über dem anderer oftmals genutzter Anlageklassen, und das Information-Ratio entspricht oder übertrifft die meisten aktiven Strategien oder Hedgefonds.

Negative kognitive Verzerrungen und Fehlvorstellungen

Doch im Gegensatz zum Krypto-Besitz von Privatanlegern ist der aktuelle Krypto-Bestand von institutionellen Anlegern nach wie vor sehr gering, auch wenn er in letzter Zeit dank des „Weckrufs“, der die Genehmigung und Einführung von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA war, zugenommen hat.

Genauso wie Konsumenten, die mit greifbaren Beweisen für ihre Vorliebe für Pepsi konfrontiert wurden, an Coca-Cola festhielten, ignorieren institutionelle Anleger weiterhin die neue Assetklasse der Kryptowährungen und lassen die zunehmenden Untersuchungen über ihr starkes Potenzial als Quelle für Wachstum und Diversifikation außer Acht.

Der Anlageklasse und insbesondere Bitcoin haftet nach wie vor das Stigma vieler unbewiesener und oft widersprüchlicher Missverständnisse an – wie die Annahme, dass Bitcoin nur für kriminelle Aktivitäten nützlich ist, und gleichzeitig die Behauptung, dass es keinen realen Anwendungsfall gibt. Diese Fehlvorstellungen führen bei vielen Anlegern zu einer psychologischen Voreingenommenheit, die sie daran hindert, die inzwischen schwer zu widerlegenden Fakten anzuerkennen:

  • Bitcoin ist nicht das Neueste vom Neuen. Es gibt den Coin bereits seit mehr als 15 Jahren. Bitcoin ist älter als Instagram, WhatsApp oder Uber und hat mehrere „Krypto-Winter“ überstanden, die nach Ansicht von Kritikern der Anfang vom Ende waren.
  • Mit einer Marktkapitalisierung von fast 2 Billionen US-Dollar machen Kryptowährungen etwa 1,5 % der gesamten Marktkapitalisierung liquider Mittel aus. Sie haben inzwischen einen ähnlichen Umfang wie institutionelle Standardanlagen wie High-Yield-Anleihen, inflationsgebundene Anleihen oder Small Caps aus Schwellenländern erreicht.
  • Die neutrale Position für Multi-Asset-Manager ist eine Anlage von 1,5 % ihrer Portfolios in Bitcoin und Kryptowährungen (da das ihre Gewichtung im Marktportfolio ist). Der Verzicht auf eine Anlage in Kryptowährungen bedeutet ein negatives asymmetrisches Risiko gegenüber dem Markt und das Eingehen einer aktiven Wette gegen die Anlageklasse. Das ist nichts, was man ohne sorgfältige Überlegung und Abwägung tun kann. Mehr Informationen und der Artikel auf der WisdomTree Website.

Quellen
(1) Quelle: Bloomberg, WisdomTree. Vom 31. Dezember 2013 bis zum 30. April 2024. In USD. Auf der Grundlage täglicher Renditen. Das globale 60:40-Portfolio setzt sich zu 60 % aus dem MSCI AC World und zu 40 % aus dem Bloomberg Multiverse zusammen. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.

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Über den Experten

Pierre Debru
Pierre Debru
Head of Quantitative Research and Multi Asset Solutions, WisdomTree Europe.

Pierre Debru leitet das Team für quantitativen Research und Multi-Asset-Lösungen für WisdomTree in Europa. Er nahm seine Tätigkeit im Research-Team von WisdomTree 2019 als Director auf. Sein Schwerpunkt liegt auf dem quantitativen Cross-Asset-Research, auf Kundenportfoliolösungen sowie auf Short-Leveraged-Investments. Vor seinem Wechsel zum Unternehmen war Pierre Debru mehr als fünf Jahre im Investment Research für DWS und die XTrackers-Reihe tätig. Während dieser Zeit fokussierte er sich auf Smart-Beta-Investments, die Entwicklung von Modellportfolios und zukunftsweisende Konzepte. Pierre Debru verfügt über mehr als 17 Jahre Erfahrung in den Bereichen Anlage und strukturierte Vermögensverwaltung. Er schloss sein Studium an der Ecole Central Paris mit einem Master of Science in Mathematik mit Schwerpunkt Finanzen ab.

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