Analyse
15:03 Uhr, 07.07.2015

Was tut sich am Devisenmarkt: Griechenland als Zentrum des Euros?

Starke Bewegungen am Forex-Markt! Die Volatilität dürfte jedoch eher weiter zu- als abnehmen. Betrachten wir die Lage.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,0922 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • GBP/USD
    ISIN: GB0031973075Kopiert
    Kursstand: 1,5426 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,0922 $ (FOREX)
  • GBP/USD - WKN: 720088 - ISIN: GB0031973075 - Kurs: 1,5426 $ (FOREX)
  • NZD/USD - WKN: A0G85A - ISIN: XC000A0G85A0 - Kurs: 0,6627 $ (FOREX)

Die Entscheidungsfindung rund um Griechenland hält weiterhin an. Zweifelsfrei sollte dies nicht zur Gewohnheit werden, doch die Abstimmung vom Sonntag der Griechen mit ihrem „Nein“ zu den Vorschlägen der Kreditgeber fiel eindeutig aus und somit sind weitere Verhandlungen unausweichlich. Die zusätzliche Verschärfung der Kapitalkontrollen macht die Situation vor Ort nicht einfacher. Neben diesem Umstand rückt eine weitere Deadline ins Visier. Der 20. Juli ist wieder einmal ein Zahltag. Athen muss bis zu diesem Tag rund 3,5 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank (EZB) zurückzahlen. Sofern diese Zahlung ausbleiben sollte, wäre dies ein weiterer Schritt in die offizielle Zahlungsunfähigkeit Griechenlands. Doch bis dahin sind es bekanntlich noch einige Tage und so werden ohne Zweifel immer wieder zwischengeschaltete Meldungen für Furore sorgen. Inwiefern der neue griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos hier Veränderungen herbeiführen kann, bleibt abzuwarten. Jedenfalls hat er sich für eine Fortsetzung der Verhandlungen Athens mit seinen Gläubigern ausgesprochen. Überdies gilt er als zurückhaltender als sein Vorgänger Varoufakis – wahrlich keine Überraschung.

Dennoch bleibt die Feststellung, dass Griechenland mit seinem geringen Anteil am BIP der Eurozone von unter 2 % kein Zentrum des Euros darstellt. Allerdings wären die Konsequenzen eines „Grexit“ auf den Finanzsektor höher einzuschätzen. In einigen Teilen dürfte sich dann das „hoffnungsvoll und klar spekulativ“ ausgerichtete Kapital wieder rasch zurückziehen, was an einigen Märkten zu starken Verwerfungen führen könnte. Der Forex-Markt selbst mit seinem täglichen Umsatzvolumen von mehr als 5 Billionen US-Dollar dürfte davon allerdings wenig in Mitleidenschaft gezogen werden. Für den Euro könnte dies nach anfänglichen Verlusten sogar die Fortführung der seit März eingeleiteten Bodenbildung sein. Somit kommen wir zu den Forex-Details.

Bereits das zweite Mal in Folge eröffnete der EUR/USD am Sonntagabend zu Beginn der neuen FX-Season mit einem Gap-Down. Diese sind eigentlich eher die Ausnahme als die Regel und dennoch sollte man sich bei einer weiteren Hängepartie durchaus darauf einstellen. Statistisch werden diese Gaps in mehr als 90 % der Fälle in der darauf folgenden Handelswoche wieder geschlossen. Während dies in der vorangegangen Woche noch am Montag geschah, ist das aktuelle Gap vom Sonntag noch offen. Derzeit unterscheitet der EUR/USD bereits deutlich das Level von 1,1000 USD. Ein neues Mehrwochentief unter 1,0955 USD wurde bisher ausgebildet und dementsprechend scheint der Verkaufsdruck wieder zuzunehmen. Nunmehr erscheinen im weiteren Verlauf zusätzliche Verluste bis 1,0819 USD und darunter bis rund 1,0700 USD möglich. Eine nachhaltige Rückkehr über das Niveau von 1,1000/1035 USD könnte hingegen doch noch Chancen auf ein Gap-Close sowie weiteren Preissteigerungen bis 1,1450 USD wecken. Viel wird letztlich auch vom US-Dollar selbst in Form des US-Dollar-Index (USDX) abhängen. Hier lässt sich aus charttechnischer Sicht eine Stabilisierung um das Niveau von 93,00 Punkten ableiten.

Das GBP/USD kippt in diesem Zusammenhang auch weiter zurück und durchbrach heute bereits die Unterstützung von 1,5525 USD. Weitere Abgaben bis 1,5410 USD und tiefer bis zum Level bei 1,5205 USD bleiben daher anzunehmen. Bullische Ambitionen wären erst mit einer Rückkehr über das Niveau von 1,5800 USD zulässig.

Betrachtet man fern des europäischen Sektors die Devisenpaare aus dem ozeanischen Bereich in Form des AUD/USD und des NZD/USD, so fällt auf, dass insbesondere der NZD/USD seine verschärfte Abwertung fortsetzt. Der Kiwi (Händlerbezeichnung für den NZD/USD) notiert nur noch wenige Pips von der Unterstützungszone der Jahre 2009/2010 entfernt. Im Bereich rund um 0,6575 USD erscheint zumindest eine technische Gegenbewegung denkbar. Der AUD/USD nimmt in diesem Kontext auch Kurs auf weit zurückliegende Unterstützungsmarken. Interessant dabei dürfte das Verhalten bei 0,7250 USD werden.

Der USD/JPY befindet sich bislang noch im Konsolidierungsmodus und leidet unter der gegenwärtigen Yen-Stärke. Gut abgesichert ist das Währungspaar allerdings im Bereich von 121,85 bis 122,05 JPY. Der EUR/JPY verbleibt demgegenüber in einer strukturellen Abwertung, welche durchaus weiter in die Tiefe führen könnte. Preisniveaus von 133,38 JPY und eine Etage tiefer bei 131,60 JPY erscheinen in Kürze durchaus möglich.

Good trades @ all wünscht Christian Kämmerer

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Über den Experten

Christian Kämmerer
Christian Kämmerer
Freier Finanzanalyst

Christian Kämmerer weckte sein Interesse für Börsen- und Finanzmärkten zum Ende der 90ziger Jahre. Um seine Leidenschaft für den Devisenhandel mit fundierten theoretischen Kenntnissen zu untermauern, qualifizierte sich der Betriebswirt in Finanzwirtschaft 2009 zum international anerkannten Certified Financial Technician II (CFTe). Von Januar 2011 bis August 2015 wirkte er sehr aktiv auf stock3.com . Dabei brachte er den Anlegern in Webinaren und Seminaren den Forex-Markt und die Technische Analyse mit all ihren Facetten näher. Seit Juni 2013 war Christian Kämmerer als Head of Research & Analysis bei JFD Brokers tätig. Mit Beginn des Jahres 2016 erweiterte sich hierbei sein Tätigkeitsfeld bei JFD Brokers im Sinne seiner neuen Funktion als Head of German Speaking Markets, welche er bis zu Beginn des Jahres 2024 im Schwerpunkt ausübte. Seit Februar 2024 ist er als freier Finanzanalyst aktiv.

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