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15:24 Uhr, 07.06.2021

Was passiert, wenn Bitcoin offiziell zu Geld wird?

Als erstes Land der Welt will El Salvador den Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklären. Welche Folgen könnte das für die Kryptowährung haben?

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El Salvador ist ein ungewöhnliches Land, weil es bereits seit 20 Jahren keine eigene Währung mehr besitzt. Unter der Präsidentschaft von Francisco Flores wurde im Jahr 2001 offiziell der US-Dollar als Zahlungsmittel eingeführt.

Für die Einführung des US-Dollars sprachen zwei gewichtige Argumente: Zum einen sollte die hohe Inflation unter Kontrolle gebracht werden. Zum anderen lebt rund ein Viertel der Bürger von El Salvador in den USA und sendet regelmäßig Geldbeträge in die Heimat. Die Wirtschaft El Salvadors ist von diesen Geldsendungen aus dem Ausland stark abhängig. Die Geldbeträge, die Verwandte aus den USA senden, sind für viele Familien in El Salvador eine wichtige Einnahmequelle.

Es existierte damals aber auch ein gewichtiges Gegenargument: Hat ein Land keine eigene Währung mehr, dann gibt es dadurch auch einen Teil der eigenen Souveränität auf und wird stärker abhängig vom Ausland.

Nun also hat Nayib Bukele, Präsident von El Salvador, angekündigt, den Bitcoin zum offiziellen Zahlungsmittel machen zu wollen. Die Ankündigung erfolgte per Einspielung auf der Bitcoin 2021-Konferenz in Miami und löste regelrechte Jubelstürme bei den Anwesenden aus. Ein entsprechendes Gesetz soll diese Woche in den Kongress von El Salvador eingebracht werden.

Nayib Bukele hat gewichtige Argumente, warum der Bitcoin als zusätzliches legales Zahlungsmittel sinnvoll ist:

  • Bitcoin hat eine Marktkapitalisierung von 680 Milliarden Dollar. Wenn nur ein Prozent davon in Folge der Entscheidung in El Salvador investiert würde, würde sich das Bruttoinlandsprodukt des Landes um 25 Prozent erhöhen.
  • Es werden jedes Jahr sechs Milliarden Dollar aus dem Ausland nach El Salvador überwiesen. Bei Überweisungen über das offizielle Finanzsystem bleibt ein großer Teil davon bei Intermediären wie den Banken oder Zahlungsdienstleistern "hängen". Würden die Überweisungen künftig per Bitcoin ausgeführt, werde das dem Bitcoin nicht nur 10 Millionen neue User verschaffen, sondern könnte auch die finanzielle Situation von mehr als einer Million Familien in El Salvador verbessern, weil ein größerer Teil der überwiesenen Beträge auch tatsächlich dort ankommt, wo er hin soll.
  • 70 Prozent der Bevölkerung von El Salvador sind bisher vom offiziellen Finanzsystem ausgeschlossen und haben kein Bankkonto. Ein Smartphone, um Bitcoin-Zahlungen zu empfangen oder zu versenden, haben aber viele.

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Welche Auswirkungen die Entscheidung aber tatsächlich im Alltagsleben der Bevölkerung hat, bleibt abzuwarten. In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern ist es eher von untergeordneter Rolle, welche Währung den Status als offizielles Zahlungsmittel besitzt. So werden etwa in vielen Ländern mit instabiler eigener Währung routinemäßig "harte" Währungen wie Euro oder Dollar im Alltag verwendet, obwohl diese nicht den Status als offizielles Zahlungsmittel haben. Auch der Bitcoin hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend als "Fluchtwährung" im Umfeld instabiler staatlicher Währungen etabliert, auch ohne den Status als offizielles Zahlungsmittel zu besitzen.

Für den Bitcoin wiederum dürften die Auswirkungen relativ gering sein, selbst wenn er in El Salvador weitere Verbreitung finden sollte. Die Auswirkungen könnten sogar vornehmlich negativer Art sein, wenn die Blockchain nämlich durch zusätzliche Transaktionen noch voller würde, als sie das ohnehin schon ist. Die Transaktionskosten könnten dadurch weiter steigen.

Andererseits könnte El Salvador zu einer Art Mekka für Kryptoanleger werden. Präsent Bukele hob in einem Tweet die Vorzüge seines Landes für die weltweite Kryptogemeinde hervor, wie das gute Wetter, tolle Strände, die Tatsache dass es keine Grundsteuern gibt und beim Verkauf von Kryptowährungen keine Kapitalertragsteuer fällig wird. Kryptounternehmer sollen außerdem das sofortige Anrecht auf einen ständigen Wohnsitz in El Salvador haben.

Was er nicht erwähnte: El Salvador ist auch eines der unsichersten Länder der Welt mit einer sehr hohen Kriminalitätsrate. Nicht auszuschließen, dass das Land ausgerechnet die "falschen" Anhänger von Kryptowährungen anlockt, nämlich die User, die den Bitcoin vornehmlich für illegale Aktivitäten nutzen wollen.

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: Bitcoin BTC/USD (long) und Ethereum ETH/USD (long)

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  • Data75
    Data75

    Im Main Layer wird man seinen Kaffee sowieso nicht bezahlen. Das will doch auch keine Cryptoanhänger mehr. Da würde man einen Second Layer draufsetzen.

    22:25 Uhr, 07.06.2021
  • mkgeld
    mkgeld

    da gibt es noch Ecuador was auch USD als Zahlungsmittel geliehen hat. Für diese Länder wäre der Einstieg in die Kryptos von Vorteil und stabiler als der USD

    20:08 Uhr, 07.06.2021

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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