Kommentar
10:16 Uhr, 27.10.2015

Was ist mit dem Ölpreis los?

Der Ölpreis kommt nicht auf die Beine. Innerhalb von 2 Wochen verliert Öl 15% und droht aus der Seitwärtsrange seit Anfang September nach unten auszubrechen. Die alten Tiefs unter 40 Dollar stehen wieder auf dem Programm.

Die Entwicklung des Ölpreises in den letzten Wochen ist mehr oder minder unbemerkt vonstatten gegangen. Obwohl der Preis deutlich nachgab, war der mediale Rummel dieses Mal weniger groß als noch im Sommer. Wahrscheinlich hat sich das Thema etwas abgenutzt. Anleger sollten sich von dieser Ruhe nicht irritieren lassen, denn die mediale Ruhe bedeutet nicht, dass alles in Ordnung ist.

Vom US Markt gibt es nach wie vor Signale, die schwer einzuordnen sind. Die Bohrungen gehen seit fast zwei Wochen zurück. Das wird sich mittelfristig auf die Fördermengen auswirken. Bereits jetzt kann man einen Rückgang der Fördermenge feststellen, nachdem viele Schieferölunternehmen bereits zu Beginn des Jahres ihre Bohrtätigkeit reduzierten.

Grafik 1 zeigt die derzeitige Fördermenge. Sie ist von einem Spitzenwert von 9,6 Mio. Barrel pro Tag zuletzt auf knapp unter 9,1 Mio. Barrel gefallen. Das ist ein erheblicher Rückgang. Der Rückgang von Woche zu Woche ist so groß wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Vor dem weltweiten Wirtschaftsabschwung kam es 2005 zu einem Einbruch der Förderung als Hurrikane Katrina die Tätigkeit im Golf von Mexiko einschränkte.

Der Rückgang der Fördermengen ist eigentlich eine gute Nachricht. Es schwebt jedoch ein Damoklesschwert über dem Markt. Dieses zeigt Grafik 2. Dargestellt sind die Rohöllagerbestände. Sie steigen seit Ende September in hohem Tempo an. Ein Aufbau des Lagerbestandes ist im Oktober normal. Das Ausmaß ist jedoch alles andere als normal. In früheren Jahren wurden zwischen 5 und 10 Mio. Barrel aufgebaut. Seit dem Schieferölboom werden es jährlich größere Mengen. 2014 waren es 23 Mio. Barrel allein im Oktober. Dieses Jahr könnten 25 Mio. Barrel erreicht werden.

In der Feriensaison rund um Weihnachten reduzieren sich die Lagerbestände für gewöhnlich, bevor sie im ersten Quartal wieder ansteigen. Anfang 2015 erhöhte sich der Lagerbestand um 108 Mio. Barrel. Geschieht dies noch einmal Anfang 2016, dann sind die Lagerkapazitäten in den USA ausgeschöpft. Davor haben Ölunternehmen und Anleger große Angst - zu Recht. Sind die Lager einmal voll, dann muss zu jedem Preis verkauft werden, um das Öl loszuschlagen. Das kann zu einem finalen Sell-Off führen, der Öl an die 30 Dollar Marke bringt.

Bis es soweit ist vergehen noch drei oder vier Monate. Man darf das Szenario allerdings nicht unterschätzen, zumal sich die Lager seit Ende September sehr schnell füllen, obwohl die Produktion zurückgeht. Vor dem Sell-Off dürfte sich der Ölpreis im November und Dezember etwas erholen. Aus saisonalen Gründen wird mehr Öl verbraucht. Die Lager sollten sich ein klein wenig leeren. Das kann den Ölpreis unterstützen und für eine Rallye bei Öl selbst und bei Ölaktien sorgen. Das wäre ein Trade auf Sicht von wenigen Woche, der sehr lukrativ sein kann.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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