Kommentar
17:25 Uhr, 06.05.2019

Was Europa besser macht als die USA

Die USA sind im Schnitt wohlhabender als Europa und die Wirtschaft wächst schneller. Trotzdem ist manches in Europa besser.

Die USA sind eine Ausnahmeerscheinung. Das ist keineswegs positiv gemeint. Nirgendwo sonst auf der Welt ist die Mittelschicht bei einem so hohen mittleren Einkommen so klein (Grafik 1). Generell gilt, dass die Mittelschicht in Ländern mit niedrigen Einkommen kleiner ist als in Ländern mit hohen Einkommen.


Um die Ideallinie herum gibt es eine starke Streuung. Es gibt einige Ausreißer nach oben. Dazu gehört Island. In Island ist die Mittelschicht besonders stark. Fast 75 % der Haushalte gehört dazu. In den USA ist es genau umgekehrt, obwohl das mittlere Einkommen fast ebenso hoch ist wie in Island. Anstatt allerdings fast 75 % Mittelschicht sind es nur etwas über 50 %.

Die OECD definiert die Mittelschicht dabei als Einkommen zwischen 75 % und 200 % des mittleren Einkommens. Wer weniger als 75 % des mittleren Einkommens hat, gehört zur unteren Schicht. Diejenigen mit mehr als 200 % gehören zur Oberklasse.

In den USA gibt es eine große Oberschicht, dann eine ungewöhnlich kleine Mittelschicht und dann wieder einen großen Anteil an unteren Einkommen (Grafik 2). Es ist Ausdruck einer ungleichen Einkommensverteilung.


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Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ein Grund ist die beliebte tickle-down Politik. Dabei werden die Steuern für Wohlhabende gesenkt, in der Hoffnung, dass das dann auch bei den unteren Einkommen ankommt, indem mehr investiert und Arbeit geschaffen wird. Das hat seit Einführung dieser Politik noch nie funktioniert. Trotzdem wird daran festgehalten.

Ein anderer Grund für die Ungleichheit ist im Bildungssystem zu finden. Die Kosten für höhere Bildung sind überdurchschnittlich hoch. Viele müssen Schulden aufnehmen und zahlen diese dann ihr Leben lang ab. Damit wird verhindert, dass junge Menschen Vermögen aufbauen können.

Zu guter Letzt kommt noch das Thema Wohnen hinzu. Die Immobilienpreise sind den Einkommen davongelaufen. Sozialen Wohnungsbau gibt es traditionell nur wenig. Hohe Mieten fressen das Einkommen auf. Vermögensaufbau ist keine Option.

Letzteres wird auch in Europa zunehmend zu einem Problem. Um einen Abbau der Mittelschicht zu verhindern, muss hier dringend gehandelt werden. An anderer Stelle macht es Europa allerdings besser. Der Zugang zur Bildung ist viel leichter und kostengünstiger als in den USA. Es muss aber nicht immer gleich die Universität sein. Es reicht schon, dass es Ausbildungsprogramme im Gewerbe gibt, durch die junge Menschen qualifiziert werden.

Minimalsteuern für Reiche sind in Europa kein Programm, mit dem Politiker Wahlen gewinnen können. Dadurch gibt es eine stärkere Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Auch in Europa spitzt sich der Klassenkampf wieder zu. Im Vergleich zu den USA ist die Situation allerdings noch recht ausgewogen. Das macht Europa besser.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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