Kommentar
09:14 Uhr, 05.10.2020

Was bedeutet Trumps Covid-19-Erkrankung für die Wahlen und die Börse?

Trumps Covid-Erkrankung hat weitreichende Folgen für die Wahlen und die Börse. Die Kurse werden in den nächsten Tagen vom Gesundheitszustand des Präsidenten gemacht.

Bis vor kurzem hatten Anleger vor allem Angst davor, dass der Wahlausgang knapp werden könnte. Die Folgen wären wochenlange Unsicherheit, zahlreiche Gerichtsverfahren, Nachzählungen usw. Anleger mögen Unsicherheit nicht. Ein klares Wahlergebnis wäre besser. In einer Momentaufnahme kann man von einem klaren Ergebnis sprechen. Die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsieges von Biden erhöhte sich sprunghaft nach Bekanntwerden der Covid-Erkrankung des Präsidenten. Biden führt gegenüber Trump mit mehr als 20 %. Umfragen konnten bisher noch nicht auf die neuesten Ereignisse reagieren. Man kann aber Wettquoten bemühen, um den aktuellen Stand der Dinge zu sehen...


Damit erscheint die Wahl praktisch schon Geschichte zu sein. Einen so klaren Vorsprung kann Trump kaum noch aufholen. Die Sache ist aber deutlich komplizierter. Die Wahl ist noch lange nicht entschieden. Eigentlich fragt man sich, wieso es überhaupt ein knappes Ergebnis geben sollte. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass bei schlechter wirtschaftlicher Lage der Herausforderer tendenziell gewinnt.

Ganz so einfach ist es nicht. Seit 1940 gab es nur wenige Wahljahre, in denen die Beschäftigung in den ersten 9 Monaten gesunken ist. In diesen drei Vorkommnissen gewann der Herausforderer zweimal. Die Stichprobe ist natürlich klein und nicht belastbar. In den meisten Fällen wurden Jobs geschaffen. Je mehr Jobs geschaffen wurden, desto wahrscheinlicher war ein Wahlsieg der Partei, die den Präsidenten stellte (Grafik 2).


Man kann Wahlen aber nicht nur auf den Arbeitsmarkt reduzieren. Vielmehr kommt es auf die Wahrnehmung und den Trend an. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wurden zwar Jobs gestrichen, doch der Trend ist seit Mai positiv. Die Wirtschaft ist nicht das, was Trump die Wahl kosten könnte.

Stattdessen bringt Trumps Erkrankung neue Unsicherheit. Es wird spekuliert, dass die Wahlen verschoben werden könnten (sehr unwahrscheinlich). Übersteht Trump die Krankheit gut, kann ihm das durchaus Aufwind geben. Übersteht er die Krankheit schlecht (er gehört zur Risikogruppe), sorgt das für enorme Ungewissheit.

Anleger müssen sich darauf einstellen, dass die Kurse kurzfristig vom Gesundheitszustand des Präsidenten abhängen. In diesen Tagen spielt das wahrscheinliche Wahlergebnis erst einmal keine Rolle. Nach Bekanntwerden der Erkrankung fielen die Kurse. Am Montagvormittag stiegen die Kurse. Es wurde in Aussicht gestellt, dass Trump das Krankenhaus bereits wieder verlassen könnte. So dürfte es noch einige Tage weitergehen.

Generell ist die Erkrankung eigentlich kein Grund, weshalb Anleger ihre Einschätzung ändern sollten. Selbst im schlimmsten Fall sind die Prozesse klar geregelt. Die USA werden immer eine funktionierende Regierung haben.

Es ist allein die Unsicherheit, die die Kurse bewegt. Faktisch ändert sich wenig. Umfragen und Wettquoten sehen nun Biden in Führung, aber das ist eine Momentaufnahme. Die Wahl bleibt so unentschieden wie vor einer Woche. Anleger sollten durch die Kursschwankungen hindurchblicken und weder auf Abverkäufe bei schlechten Neuigkeiten noch auf Käufe bei guten Neuigkeiten reagieren.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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