Kommentar
06:58 Uhr, 16.08.2017

Was bedeutet eigentlich Krieg für Aktien?

Das Säbelrasseln umfasst nicht nur Nordkorea und die USA, sondern auch die USA und Venezuela. Es ebbt bereits ab. Man könnte meinen, diese Sau ist nun durchs Dorf getrieben, aber rein hypothetisch, was bedeutet der Ernstfall für Aktien?

Eskalationen mit Nordkorea sind nichts Neues. Regelmäßig testet das Land Raketen und provoziert seine Nachbarn. Das verbale Duell hat sicherlich neue Qualitäten, doch am Ende wird es vermutlich bei Verbalattacken bleiben. Einen Krieg schließt das nicht aus. Es muss ja nicht unbedingt ein Krieg mit Nordkorea sein. Seit Samstag wissen wir: auch Venezuela steht auf dem Plan.

Die Drohung Trumps an Venezuela kam aus dem Nichts. Die Errichtung einer Diktatur schreitet seit Jahren voran. Der Konflikt im Land ist also wahrlich nicht neu. Dass hier aber gleich mit einem Einmarsch gedroht wird, ist schon ungewöhnlich, um nicht zu sagen absolut wahnsinnig.

Trump scheint sein Militär zu mögen und will es in Action sehen. Dieses Jahr wurden in Syrien Bomben fallengelassen und die „Mother of All Bombs“ wurde in Afghanistan getestet. Nun die Eskalation mit Nordkorea und die Drohung in Venezuela einzugreifen. Es scheint fast so, als legte es Trump auf Teufel komm raus auf einen Krieg an. Das würde zumindest davon ablenken, dass die Administration im Chaos versinkt.

Die Wahrscheinlichkeit eines neuen Krieges, in dem die USA involviert sind, war schon lange nicht mehr so hoch wie jetzt. Die letzten Erfahrungen sollten eigentlich klargemacht haben, dass Kriege vor allem Unmengen an Geld verschlingen und unterm Strich wenig bringen. Irak und Afghanistan befinden sich in ständiger Aufruhe, teils in bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Es sind Kriege, die die Lage nicht stabilisiert haben.

Regierungen, die nur Landesteile kontrollieren, lassen IS und anderen Gruppen ausreichend Freiraum, um den Terror in den Rest der Welt zu tragen. Unsere Sicherheit hat das kaum erhöht.

Andere Kriege, wie der Vietnamkrieg, zogen sich trotz amerikanischer Übermacht ins Unendliche ohne große Resultate, vom unermesslichen Leid einmal abgesehen. In Venezuela wäre ein ähnliches Schicksal zu erwarten.

Für Anleger sind diese Aspekte größtenteils unerheblich. Das mag eine Überraschung sein, doch es gibt keinen klaren Zusammenhang zwischen Krieg und Aktienmarkt.

Die Grafik zeigt Kriege, Konflikte und militärische Operationen, in denen die USA involviert waren. Der Erste Weltkrieg sorgte für einen Bärenmarkt, der Zweite Weltkrieg für einen Bullenmarkt. Als die Kriege in Afghanistan und im Irak geführt wurden, befand sich der Markt bereits im Abwärtstrend. 2011 (Libyen) fiel vermutlich zufällig mit dem Crash im Sommer zusammen, der der Abstufung des Credit Ratings der USA folgte. Der Erste Golfkrieg sorgte lediglich für ein Zucken des Marktes.

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Kurz gesagt: es kann so oder so laufen. Kurz andauernde Militäreinsätze sind für den Markt tendenziell irrelevant. Kriege, die viel Geld verschlingen, sind eine andere Sache. Befindet sich ein Land in Hochkonjunktur, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Krieg der Wirtschaft das Wasser abgräbt. Befindet sich ein Land hingegen ohnehin wirtschaftlich in einer Talsohle, kann ein Krieg die Wirtschaft beleben. Entsprechend fallen die Reaktionen aus.

Nordkorea und Venezuela sind vermutlich so einzustufen, dass es zu einer kurzen Panikreaktion kommt, sich die Lage aber schnell wieder normalisiert. Darauf wetten, dass die Panik komplett abgearbeitet ist, würde ich nicht. Kommt es schlimmstenfalls sogar zu einer militärischen Auseinandersetzung, gehe ich stark von einem negativen Einfluss auf die Kurse aus. Ein Kriegsboom bei global guter Konjunktur wiegt die Risiken nicht einmal ansatzweise auf.

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4 Kommentare

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  • Dax-Martin
    Dax-Martin

    Alles ganz einfach, siehe Raytheon Aktie

    06:53 Uhr, 17.08.2017
  • Icaro
    Icaro

    Sehr geehrter Herr Schmale,

    Ich bin ein grosser Fan von Ihnen und lese fast jeden Ihrer Artikel,

    auch Ihren Stil finde ich vorbildlich.

    Diesmal bin ich enttäuscht.

    Diese Seite heisst Godmode Trader und nicht Godmode Betrachtung.

    Es fehlt mir vehement der Zusammenhang und die Möglichkeit einiger

    interessanter Investments im und während des Kriegsfalles.

    Es wäre doch wohl sehr interessant, -wenn das Depot im Ernstfall den

    Bach runtergehen sollte -, mit welchen (z.B. "Defence"-) Aktien man es

    absichern oder auf Niveau halten könnte. . .

    Es sind doch nicht Gold u.Silber oder gar der BTC , die im Fall eines (provozierten ) Krieges

    "in einem Land , -in der Wirtschaftlichen Talsohle- wiederbelebt /gepusht werden (sollen) ", sondern die Wirtschaft selbst oder wenigstens das politische Ansehen bei den Verbrauchern (Usern/Wählern) .

    Umgekehrte Korrelation nennt man das wohl ! -und ein entspechendes Investment würde uns helfen, weniger Angst (VIX) zu haben, wenns wirklich knallt !

    Diese Zusammenhänge heraus zu arbeiten ist IHR grösstes Talent !

    Ich bitte darum !

    mfG, Dagobert Duck

    16:19 Uhr, 16.08.2017
  • Brainbow
    Brainbow

    Der fehlende direkte Zusammenhang ist für mich keine Überraschung. Hierzu auch eine zusätzliche Überlegung. Zunächst einmal muss man sich die Frage stellen: Was ist "DER AKTIENMARKT"? Fakt ist, die USA hatten in der Vergangenheit einen extrem hohen Anteil an der globalen Marktkapitalisierung. Trotz Globalisierungstendenzen und dem Aufstreben der Emerging Markets in den letzten 40 Jahren sind es aktuell immer noch knapp über 51% Gewichtung (siehe MSCI ACWI ALL CAP INDEX).

    Da die USA die letzten 150 Jahre auf eigenem Territorium keinen Krieg auszufechten hatten, dienten alle kriegerischen Handlungen und Interventionen in anderen Ländern der Sicherung und Verbreitung der eigenen Ideologie und dem Einfluss auf mögliche Rohstoffquellen (=positiv für amerikanische Unternehmen). Insofern wäre ein direkter regelmäßig negativer Einfluss auf US-Aktien auch schlecht begründbar, zumal wie oben beschrieben die Konjunkturzyklen zusätzlich überlagernde Faktoren darstellen.

    Die Auswirkungen von Krieg sind immer dort spürbar, wo er stattfindet. Die Aktienmärkte der Länder Korea, Vietnam, Iran, Irak, Syrien, Libyen, Afghanistan etc. pp (sofern welche existier(t)en) waren vom Krieg sicher schwer getroffen, nur hatten sie einen so kleinen Anteil an der globalen Marktkapitalisierung, dass es schlicht niemanden interessierte was dort passiert.

    Vor dem Hintergrund des aktuellen Konflikts mit Nordkorea würde die Sache eine ganz andere Relevanz bekommen, wenn sich China zur Sicherung der eigenen Interessen hinter Nordkorea stellen würde und hieraus ein Krieg entstünde. Dass die Aktienmärkte in diesem Fall gelassen reagieren würden, glaube ich persönlich nicht.

    11:17 Uhr, 16.08.2017
  • agnostika
    agnostika

    Hut ab! Solche Statements möchte ich lesen - einfach mal neutral und ergebnisoffen sich einen Sachverhalt anschauen. Genau das sollte die Börse tun, für das Moralisieren sind andere zuständig.

    08:12 Uhr, 16.08.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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