Kommentar

Was bedeutet eigentlich Krieg für Aktien?

Das Säbelrasseln umfasst nicht nur Nordkorea und die USA, sondern auch die USA und Venezuela. Es ebbt bereits ab. Man könnte meinen, diese Sau ist nun durchs Dorf getrieben, aber rein hypothetisch, was bedeutet der Ernstfall für Aktien?

Eskalationen mit Nordkorea sind nichts Neues. Regelmäßig testet das Land Raketen und provoziert seine Nachbarn. Das verbale Duell hat sicherlich neue Qualitäten, doch am Ende wird es vermutlich bei Verbalattacken bleiben. Einen Krieg schließt das nicht aus. Es muss ja nicht unbedingt ein Krieg mit Nordkorea sein. Seit Samstag wissen wir: auch Venezuela steht auf dem Plan.

Die Drohung Trumps an Venezuela kam aus dem Nichts. Die Errichtung einer Diktatur schreitet seit Jahren voran. Der Konflikt im Land ist also wahrlich nicht neu. Dass hier aber gleich mit einem Einmarsch gedroht wird, ist schon ungewöhnlich, um nicht zu sagen absolut wahnsinnig.

Trump scheint sein Militär zu mögen und will es in Action sehen. Dieses Jahr wurden in Syrien Bomben fallengelassen und die „Mother of All Bombs“ wurde in Afghanistan getestet. Nun die Eskalation mit Nordkorea und die Drohung in Venezuela einzugreifen. Es scheint fast so, als legte es Trump auf Teufel komm raus auf einen Krieg an. Das würde zumindest davon ablenken, dass die Administration im Chaos versinkt.

Die Wahrscheinlichkeit eines neuen Krieges, in dem die USA involviert sind, war schon lange nicht mehr so hoch wie jetzt. Die letzten Erfahrungen sollten eigentlich klargemacht haben, dass Kriege vor allem Unmengen an Geld verschlingen und unterm Strich wenig bringen. Irak und Afghanistan befinden sich in ständiger Aufruhe, teils in bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Es sind Kriege, die die Lage nicht stabilisiert haben.

Regierungen, die nur Landesteile kontrollieren, lassen IS und anderen Gruppen ausreichend Freiraum, um den Terror in den Rest der Welt zu tragen. Unsere Sicherheit hat das kaum erhöht.

Andere Kriege, wie der Vietnamkrieg, zogen sich trotz amerikanischer Übermacht ins Unendliche ohne große Resultate, vom unermesslichen Leid einmal abgesehen. In Venezuela wäre ein ähnliches Schicksal zu erwarten.

Für Anleger sind diese Aspekte größtenteils unerheblich. Das mag eine Überraschung sein, doch es gibt keinen klaren Zusammenhang zwischen Krieg und Aktienmarkt.

Die Grafik zeigt Kriege, Konflikte und militärische Operationen, in denen die USA involviert waren. Der Erste Weltkrieg sorgte für einen Bärenmarkt, der Zweite Weltkrieg für einen Bullenmarkt. Als die Kriege in Afghanistan und im Irak geführt wurden, befand sich der Markt bereits im Abwärtstrend. 2011 (Libyen) fiel vermutlich zufällig mit dem Crash im Sommer zusammen, der der Abstufung des Credit Ratings der USA folgte. Der Erste Golfkrieg sorgte lediglich für ein Zucken des Marktes.

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Kurz gesagt: es kann so oder so laufen. Kurz andauernde Militäreinsätze sind für den Markt tendenziell irrelevant. Kriege, die viel Geld verschlingen, sind eine andere Sache. Befindet sich ein Land in Hochkonjunktur, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Krieg der Wirtschaft das Wasser abgräbt. Befindet sich ein Land hingegen ohnehin wirtschaftlich in einer Talsohle, kann ein Krieg die Wirtschaft beleben. Entsprechend fallen die Reaktionen aus.

Nordkorea und Venezuela sind vermutlich so einzustufen, dass es zu einer kurzen Panikreaktion kommt, sich die Lage aber schnell wieder normalisiert. Darauf wetten, dass die Panik komplett abgearbeitet ist, würde ich nicht. Kommt es schlimmstenfalls sogar zu einer militärischen Auseinandersetzung, gehe ich stark von einem negativen Einfluss auf die Kurse aus. Ein Kriegsboom bei global guter Konjunktur wiegt die Risiken nicht einmal ansatzweise auf.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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