Warum ich mein Gold absichere
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Kürzlich kam es in der Redaktion zu einer interessanten Diskussion bzgl. der Entwicklung des Goldpreises. Die meisten meiner Kollegen sind Charttechniker. Es gibt einen gewissen Konsensus unter ihnen, dass das Edelmetall unbeirrbar auf neue Rekordhochs jenseits der 2000 steigen wird.
Ich bin anderer Meinung. Sehr gerne mixe ich die Technische und Fundamentale Analyse. Kursbewegungen sind für mich nicht gleichwertig, nur weil sie der Höhe nach gleich sind. Der (fundamentale) Auslöser und die (technische) Reaktion auf diesen sind für mich entscheidend.
Ich will Ihnen das am Beispiel von Facebook erläutern. Die Aktie befand sich nach dem IPO in einem beständigen Abwärtstrend. Wochen vor Auslaufen der letzten Lockupfrist für eine riesige Zahl von Aktien (>700 Mio) fand der Wert einen Boden, und als die Frist dann Mitte November tatsächlich ablief und potenziell eine Verkaufslawine hätte losgetreten werden können, stieg die Aktie prompt um 10%.
Dieser Kurssprung hatte mehr Bedeutung als irgendein Spike ohne Hintergrund. Wenn ein Papier an einem solchen Tag steigt, dann ist die Chance sehr hoch, dass der Abwärtstrend vorbei ist. Und so kam es auch. Deswegen halte ich es für unerlässlich, nicht nur Charts zu studieren, sondern auch fundamentale News. Man muss an jeder Stelle interpretieren. Die meisten Charties sträuben sich dagegen, weil es gegen die reine Lehre verstößt. Das ist ein Fehler.
Doch zurück zum Gold: Hier ist die Lage diametral zu Facebook damals. Die Notenbanken drucken weiter Geld wie verrückt, die Zinsen sind nahe null, Gold sollte also weiter steigen, oder? Und dennoch werden Ausbruchsversuche abverkauft. Der Chart sieht inzwischen deutlich angeknackst aus – in meinen, vielleicht nicht objektiven Augen. Entgegen der derzeit immer noch vorherrschenden Meinung vertrete ich die Ansicht, dass Gold seine Hochs gesehen hat. Und zwar nicht nur kurzfristig, sondern auf Sicht von Jahren.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen potenziellen Rückgang fundamental zu interpretieren. Hier meine Top 3.
· Gold ist ganz einfach schon sehr gut gelaufen und hat damit viel „eingepreist“, wie man so schön sagt. Bitte werfen Sie einen Blick auf den Langfristchart. Vor 10 Jahren, im Jahr 2003 (sooo lang ist das noch gar nicht her), kostete eine Unze Gold noch rund 350 USD. Wir stehen heute bei 1660 USD. Das ist immerhin fast eine Verfünffachung. Vergleichen Sie das mit der Entwicklung anderer Sachwerte. Gold hat Aktien deutlich outperformt, von Immobilien ganz zu schweigen. Mit welcher Begründung, außer dass es sich um Gold handelt?
· Ein wesentlicher Kurstreiber für Gold sind niedrige (Real-)Zinsen. Wir leben in einer historisch nie dagewesenen Niedrigzinsphase. Man kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass nach unten „nichts mehr geht“. Aufgrund der Manipulationen durch die Zentralbanken sind zwar auch stark steigende Zinsen vorerst nicht zu erwarten, aber insgesamt rechne ich mit einer leichten Zinswende nach oben dieses und vor allem nächstes Jahr. Nur wenn die Inflation stark anziehen sollte, könnte dieser Effekt zu Gunsten von Gold kompensiert werden, weil dann die Realzinsen dennoch niedrig blieben.
· Die Eurokrise ist jedenfalls im Moment weitgehend abgehakt. Der Risikoappetit der Anleger nimmt zu. In dem Maße wie Gold sich seitwärts bewegt, während Aktien steigen, dürfte der Zufluss an Investmentkapital in Gold ins Stocken geraten. Es mag eine banale Feststellung sein, aber Gold wirft nun mal keinen Ertrag ab. Das schmerzt Investoren immer erst dann, wenn es keine Kurssteigerungen mehr gibt.
Ich möchte hier ganz klar offenlegen, dass ich selber Gold besitze. Allerdings gekauft zu Niveaus weit unter 1000 USD/Unze. Gold ist schön, es verleiht ein Gefühl von Sicherheit. Ich will es nicht verkaufen, zumal das sehr aufwendig ist. Aber ich habe abgesichert – mit Shortzertifikaten. Somit friere ich den aktuellen Stand in etwa ein. Ob das die richtige Strategie ist, wird sich herausstellen.
Daniel Kühn
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