Warum Europa jetzt ins Depot gehört
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Kronberg im Taunus – Zugegeben, die Bäume wachsen nicht mehr in den Himmel. Die Konjunktur hat sich abgekühlt. Vor allem die europäische Wirtschaft trifft die weltweit schwindende Konjunkturdynamik, denn sie ist stark von externen Faktoren abhängig. Die EU-Kommission hat ihre BIP-Prognose für Europa jüngst von 1,9 Prozent auf nur noch 1,2 Prozent gesenkt. Auch die Stimmung der globalen Investoren gegenüber europäischen Aktien ist gemäß dem jüngsten Global Fund Manager Survey von Merrill Lynch so schlecht wie seit drei Jahren nicht mehr, wie Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International, in einem aktuellen Kommentar schreibt.
Europäische Titel jetzt aus dem Depot zu werfen, sei aber kein guter Rat. Im Gegenteil. Trotz der eher trüben Wirtschaftsaussichten biete der europäische Aktienmarkt noch immer interessante Kaufgelegenheiten. Die Unternehmen stünden deutlich besser da als noch vor einigen Monaten befürchtet. Das spiegele sich vor allem in den jüngsten Quartalsergebnissen wider: 52 Prozent der europäischen Konzerne hätten die Prognosen übertroffen. Zwar habe es auch Gewinnwarnungen gegeben, allerdings so wenige wie seit zwei Jahren nicht mehr, heißt es weiter.
„Vor allem Technologie-Unternehmen, Konzerne aus dem Lebensmittelsektor und der Gesundheitsbranche überraschten positiv. Mehr als jedes zweite Unternehmen schnitt hier besser ab als erwartet. Weniger gut lief es bei Öl- und Gas-Unternehmen, wo nur knapp jedes dritte die Analystenschätzungen schlagen konnte. Am stärksten schnitten Schweizer Konzerne ab, am schwächsten Unternehmen aus Großbritannien. Insgesamt haben wir die beste Bilanzsaison der vergangenen vier Quartale erlebt. Vor allem eine Kennzahl hat sich signifikant verbessert: das Ergebnis je Aktie (Earnings per Share, EPS). Das geschätzte Gewinnwachstum für 2020 liegt bei rund sieben Prozent“, so Roemheld.
Es sei vor allem die Nachfrage aus China gewesen, die sich positiv auf die Ergebnisentwicklung ausgewirkt habe. Zuletzt habe es auch wieder bessere Nachrichten aus dem „Reich der Mitte“ gegeben. Die Konjunkturmaßnahmen, mit denen die Regierung die Wirtschaft ankurbeln wolle, zeigten Wirkung. Bedenken, dass sich die globale Konjunktur ausgehend von China weiter abkühlen könnte, seien vorerst ausgeräumt. Davon profitierten auch viele europäische Unternehmen, die traditionell sehr exportorientiert seien. Es bleibe natürlich die Unsicherheit über den schwelenden Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die drohenden Autozölle für Europa, heißt es weiter.
„Nichtsdestotrotz bietet der europäische Aktienmarkt viele Unternehmen, die sehr attraktiv bewertet und für Investoren gute Kaufgelegenheiten sind. Oder anders ausgedrückt: Qualität ist in Europa derzeit sehr günstig. Chancen sehen wir insbesondere bei günstig bewerten defensiven Titeln, bei ausgewählten Zyklikern, die die schwächere Konjunktur bereits eingepreist haben und bei Qualitätsunternehmen mit hohen Wachstumsraten. Das sollten Anleger nicht ignorieren“so Roemheld.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.