Warum die Marktturbulenzen Chancen für europäische Kredite eröffnet haben
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Im Jahr 2022 waren die Sorgen um die Gesundheit europäischer Unternehmen und Finanzwerte groß. Die Märkte zeigten sich angesichts von Unternehmen, die mit den Auswirkungen von Inflation und schwacher Wirtschaftsaktivität konfrontiert waren, beunruhigt. Doch trotz nachlassender Dynamik präsentierten sich die Unternehmen auf dem europäischen Kontinent überraschend widerstandsfähig:
- Das Umsatzwachstum schwächte sich im Jahr 2023 ab, blieb aber weiterhin im positiven Bereich.
- Die Verschuldung blieb nahezu konstant und hat sich zudem nicht signifikant verschlechtert.
- Auch die Zinsdeckung blieb aufgrund einer soliden Ausgangslage auf einem hohen Niveau.
Im Finanzsektor haben die Banken von einem starken Volumenwachstum und einem günstigen Zinsumfeld profitiert. Trotz steigender Zinssätze hat sich die Qualität der Vermögenswerte im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie verbessert. Die meisten Banken erwarten sogar eine Normalisierung der Risikokosten in den kommenden Quartalen.
Bei High-Yield Anleihen haben wir in Europa einen Anstieg der Ausfallquote auf zwei Prozent festgestellt. Wir erwarten einen Anstieg der Ausfallquote in den kommenden Quartalen auf vier Prozent. Dies entspräche dem historischen Durchschnitt.
Insgesamt bestätigen die Fundamentaldaten unsere Zuversicht in die Widerstandsfähigkeit europäischer Unternehmen und Finanzwerte. Im aktuellen Umfeld bevorzugen wir angesichts robuster Fundamentaldaten bei Banken den Finanzsektor. Bei anderweitigen Unternehmen meiden wir einige Sektoren aufgrund schwächerer Fundamentaldaten sowie hohen Bewertungen. Darunter fallen etwa Chemie, Einzelhandel und Investitionsgüter. Was die Kapitalstruktur betrifft, bieten einige nachrangige Schuldtitel auch weiterhin attraktive Carrys für das Portfolio.
Ausblick für europäische Schuldtitel
Der schrittweise Straffungsprozess der Zentralbanken in Industrieländern steht kurz vor dem Abschluss. Aktuell wird darüber diskutiert, wie lange die Zinssätze auf einem höheren und restriktiveren Niveau verharren werden. Zudem wird gemeinsam daran gearbeitet, vorzeitige Zinssenkungen zu verhindern. Im Bereich der Investment-Grade-Anleihen behalten Unternehmen die niedrigen Kupons bei, die sie während der Ära des günstigen Geldes festgeschrieben haben. Gleichzeitig verlängern sie dabei ihre Laufzeiten. Diese Unternehmen hatten genügend Zeit, sich auf die sich allmählich verändernden Marktbedingungen einzustellen, wodurch der Fokus verstärkt auf der Reduzierung der Schuldenlast lag, anstatt umfangreiche M&A-Initiativen zu verfolgen.
Aus technischer Sicht verzeichneten wir erhebliche Zuflüsse von Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds, insbesondere aufgrund der attraktiven Rendite der Anlageklasse bei gleichzeitig sinkender Duration. Wir erwarten, dass dieser Trend sich fortsetzt, da wir auf dem Kreditmarkt eine hohe Nachfrage feststellen. Zugleich hat sich das Angebot seit Jahresbeginn um fast 20 Prozent erhöht, was einem Anstieg der Bruttoemissionen auf 430 Milliarden Euro gleichkommt. Wir gehen davon aus, dass sich die Emissionstätigkeit in den kommenden Monaten verlangsamen wird, da die Unternehmen und Banken ihre anstehenden Fälligkeiten bereits vorfinanziert haben. Das Angebot dürfte daher leicht absorbiert werden, da die Bücher im Durchschnitt um das Dreifache überzeichnet sind.
Im Allgemeinen waren die Unternehmen recht opportunistisch und haben erhebliche Barreserven in ihren Bilanzen aufgebaut. Infolgedessen werden sie in naher Zukunft keine zusätzlichen Mittel aufnehmen müssen. Ebenso haben Finanzinstitute bereits seit dem letzten Jahr ausgiebig den Markt genutzt und ihre Emissionen dürften noch einige Zeit begrenzt bleiben. Daher werden die meisten Akteure auf dem Markt, mit Ausnahme derjenigen, die Kapital für grüne Transformationsprojekte oder aufgrund regulatorischer Vorgaben benötigen, in absehbarer Zeit keinen dringenden Bedarf für Finanzmittel haben. Diese Dynamik sollte zu einer anhaltend hohen Nachfrage auf dem europäischen Kreditmarkt beitragen.
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