Warum die guten Zeiten nicht mehr zurückkommen
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Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008 und Anfang 2009 dachten nicht wenige Anleger, im ökonomischen Sinne sei das Ende der Welt gekommen. Das gesamte Finanzsystem hatte sich völlig verspekuliert und war überschuldet. Würden die Staaten einspringen, wie das nicht wenige Länder in der Folge auch taten, wären auch sie am Ende ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit angekommen.
Doch der globale Kapitalismus kollabierte nicht und erhob sich wie der Phönix aus der Asche. Billionen und Aberbillionen an Dollars und Euros wurden ins System gepumpt und sorgten für den nächsten Aufschwung, der (abgesehen von kleineren Unterbrechungen wie der Euro-Krise) bis zum Beginn der Corona-Pandemie andauerte.
Wo kam das ganze Geld her, das die Rettung in der Finanzkrise (und auch in den folgenden Krisen) brachte? Wer finanzierte die riesigen Bailouts, die den Kollaps der großen Banken verhinderten? Das Geld kam indirekt von den Notenbanken und damit aus dem Nichts. Die Notenbanken pumpten über Anleihenkäufe so viel Geld ins System wie noch nie und brachten damit die Rettung. Die Teilnehmer des Finanzkasinos wurden mit neuen Jetons ausgestattet und konnten mehr oder weniger weitermachen wie zuvor.
Eine Notenbank kann unendlich viel Geld aus dem Nichts erzeugen. Geld ist schließlich nichts anderes als Zahlen in einem Computer oder bedrucktes Papier. Die Notenbank sitzt nicht an der Quelle des Geldes, sie ist die Quelle. Und so wurde auch die Rettung vor dem sicheren Sturz in den Abgrund während der Finanzkrise, der Euro-Krise und der Corona-Pandemie von den Notenbanken finanziert. Die "Modern Monetary Theory" hat in ihrer Kernaussage recht, dass auch Staaten eigentlich nie "das Geld ausgehen" kann. Geht einem Staat das Geld aus, druckt er sich einfach neues bzw. gibt der Notenbank die entsprechende Anweisung. (Zwei Voraussetzungen gibt es allerdings, die in der Realität oft nicht erfüllt sind: Der Staat muss die Kontrolle über "seine" Notenbank haben und er darf sich nur in der eigenen Währung verschuldet haben, nicht in fremden Währungen.)
Wie nach der Corona-Pandemie klar wurde, gibt es durchaus Grenzen des Systems. Diese sind aber nicht in der Welt der exponentiell wachsenden Geldmenge zu finden, sondern in der begrenzten Welt der physischen Ressourcen. Computerchips, Frachtcontainer und Erdgas lassen sich eben nicht mit der Druckerpresse aus dem Nichts erzeugen. In der physischen Welt gelten völlig andere Gesetze und Einschränkungen als in der mentalen Finanzwelt.
Die aktuell hohe Inflation wird zwangsläufig wieder zurückgehen. Trotzdem werden die Notenbanken und Regierungen nicht mehr, wie in der Vergangenheit, einfach unbegrenzt Geld ins System pumpen können. Zumindest in den kommenden Jahren werden sich die Probleme so nicht mehr lösen lassen.
Was bedeutet das für Anleger? Die Alles-Blase, die Preise für Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe (und in den vergangenen Jahren auch Kryptowährungen) in immer neue Höhen getrieben hat, ist zumindest vorerst am Ende.
Mittelfristig könnte den Märkten zwar noch einmal eine kräftige Erholung bevorstehen, wenn die hohe Inflation wieder deutlich sinkt. Aber auch nach dem Rückgang der Inflation wird eine latente Inflationsgefahr wegen der Exzesse der Vergangenheit wahrscheinlich bestehen bleiben und die Notenbanken daran hindern, einfach immer mehr Geld ins System zu pumpen, um damit jede Krise zu lösen.
In den kommenden Jahren werden Anleger kleinere Brötchen backen müssen als in der Zeit zwischen Finanzkrise und Corona-Pandemie. Das heißt nicht, dass sich mit Aktien guter Unternehmen kein Geld mehr verdienen lässt. Langfristig steigen Aktienkurse (guter und zukunftsfähiger Unternehmen) in einem exponentiell wachsenden Geld- und Wirtschaftssystem zwangsläufig. Aber die kommenden Jahre und womöglich sogar Jahrzehnte werden für Anleger schwieriger werden.
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