Kommentar
09:45 Uhr, 11.04.2018

Warnsignal? Dividenden sprudeln nicht mehr

Alles spricht derzeit für eine gute Berichtssaison. Trotzdem zeigen sich ungewöhnlich viele Unternehmen knausrig und wollen ihre Dividenden nicht erhöhen.

Die Zahlen für das erste Quartal 2018 dürften gut ausfallen. Unternehmen zahlen weniger Steuern und von möglichen Auswirkungen eines Handelskonflikts ist noch lange nicht die Rede. Viele Unternehmen werden zudem einen Teil ihrer Barreserven aus dem Ausland in die USA zurückholen und diese an Aktionäre weiterreichen. In diesem Jahr darf sich die Wall Street Schätzungen zufolge über Ausschüttungen in der Höhe von mehr als 1 Billion Dollar freuen. Da passt es gar nicht ins Bild, wenn plötzlich viele Unternehmen einen ganz anderen Weg einschlagen.

Im März kündigten 92 Unternehmen oder 5 % aller gelisteten Firmen an, ihre Dividende kürzen zu wollen (Grafik 1). Das waren so viele Unternehmen wie seit 2012 nicht mehr. Damals wurden in der Eurozone am laufenden Band Rettungspakete für Staaten geschnürt. Es gab gute Gründe, weshalb Unternehmen ihr Geld zusammenhalten wollten. Aber heute?

Heute haben Unternehmen so viel Geld zur Verfügung wie lange nicht. Die Gewinne sprudeln und die Steuersenkung ist ein Geldgeschenk. Dieser Effekt ist schon wieder verpufft. Im Januar und Februar kündigten mehr Unternehmen Dividendensteigerungen an als in den zwei Jahren zuvor. Jetzt kommt die Rolle rückwärts.

Januar und Februar sind die Monate, in denen die meisten Firmen wissen wie viel sie im vergangenen Jahr verdient haben. Es ist die richtige Zeit, um mit der Präsentation der Jahreszahlen Änderungen bei den Ausschüttungen anzukündigen. Januar und Februar stechen als Monate in der Grafik daher zuverlässig hervor.

Gemessen am verfügbaren Geld und dem Steuergeschenk ist die Anzahl an Unternehmen, die die Dividenden erhöhen wollen, bescheiden. 2014 und 2015 entschlossen sich mehr Firmen dazu. Gleichzeitig steigt die Zahl der Firmen, die weniger ausschütten wollen. Das gibt ein wenig zu denken.

Dabei ist es ja nicht so, dass Aktionäre gerade mit Dividenden überhäuft werden. Die S&P 500 Dividendenrendite liegt gerade einmal bei 2 % und das auch nur, weil die Kurse zuletzt gefallen sind. Vor der Korrektur sackte die Rendite unter 1,8 % ab (Grafik 2).

Im Vergleich zu den letzten Jahren ist das weder wenig noch viel. Blickt man weiter zurück, sind 2 % Dividendenrendite geradezu lächerlich. Von 1900 bis 1990 schwankte die Rendite zwischen 3 % und 7 %. Über 2 % kann man da wirklich nur seinen Kopf schütteln.

Im Gegensatz zu damals wird heute ein Teil nicht über Dividenden, sondern über Aktienrückkäufe ausgeschüttet. Das ist ein vergleichsweise neues Phänomen, welches in den 90er Jahren immer beliebter wurde. Rechnet man die Aktienrückkäufe hinzu, kommen die Ausschüttungen immerhin auf 4-4,5 %.

In diesem Jahr sollen so viele Aktien zurückgekauft werden wie noch nie zuvor. Die Lage ist also nicht so düster. Aktienrückkaufprogramme sind allerdings flexibler als Dividenden. Es sollte daher doch zu denken geben, wenn sich Unternehmen gegen Dividenden entschließen. Das ist kein großes Vertrauenssignal.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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